Bildungscampus Christine Nöstlinger
ORF.at/Christian Öser
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CHRONIK

Aufregung um Zuweisungen für Volksschulen

Rund 21.000 Kinder kommen im Herbst in Wien in die Volksschule. Weil einige nicht in ihre Wunschschule gehen können, gibt es Aufregung unter den Eltern. Ihren Kindern wurden Schulen zugewiesen, die teilweise weiter entfernt von ihrem Wohnort liegen oder ein anderes als das gewünschte Schulsystem anbieten.

„Die Schule, wo wir uns angemeldet haben, war eine Halbtagsschule, das heißt, wir hätten unser Kind um 12.00 Uhr dort abgeholt, oder sie hätte einen Hortplatz gehabt. Und jetzt haben wir einen Schulplatz in einer Ganztagsschule bekommen. Das heißt, sie muss wirklich jeden Tag bis 15.30 Uhr dort sein. Und wir haben da keine Wahl“, so eine Mutter gegenüber „Wien heute“.

Ein Vater erzählt im ORF-Interview, die Wunschschule sei der Familie wegen „Überbelegung“ verwehrt worden. „Es war noch so, dass wir im April den Schularzttermin in der Wunschschule hatten und uns versichert wurde, dass wir da eigentlich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dort den Platz bekommen könnten, weil sich Anmeldungen und freie Plätze die Waage halten sollten.“ Die nun zugewiesene Schule sei zudem ein Bildungscampus, der noch gar nicht fertig gebaut wurde, klagt der Vater.

Elterninitiative als Anlaufstelle

Bei der Elterninitiative „Bessere Schule Jetzt!“ hätten sich 20 bis 30 Eltern mit Beschwerden über die Schulzuweisung gemeldet. Angie Weikmann von der Elterninitiative kann die Kriterien bei den Schulzuweisungen nicht nachvollziehen. „Vieles wirkt sehr willkürlich und zufällig“ und es gebe die Vermutung, dass Kinder vermehrt Schulneubauten zugeteilt werden, „wo das halt für Eltern bisschen schwer greifbar ist, wenn man sich die Schule noch nicht anschauen kann“, so Weikmann.

Heinrich Himmer
ORF
Laut Bildungsdirektor Himmer können 95 Prozent der Schulwünsche erfüllt werden

Von der zuständigen Bildungsdirektion heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem ORF: Die Zuteilung erfolge „zentral aufgrund objektiver Kriterien, wie Geschwisterkind bereits an der Schule, Berufstätigkeit der Eltern und Nähe zum Wohnort“. In knapp 95 Prozent der Fälle könne ein Schulplatz an der Wunschschule angeboten werden, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer im „Wien heute“-Interview. Aufgrund etwa der vielen Zuzüge nach Wien „können wir im Vorfeld auch gar nichts versprechen“, so Himmer.

„Riesenthema“ auch für die Lehrerschaft

Nach der Schuleinschreibung im Frühjahr schicken die Schulen Listen mit den vorgesehen Tafelklasslern an die Bildungsdirektion. „Nach Ostern sind ziemlich viele Schulleiterinnen und Schulleiter aus allen Wolken gefallen, haben wir mitgeteilt bekommen, weil die Listen, die sie zugeschickt bekommen haben, plötzlich ganz andere waren“, erzählt Angie Weikmann von der Elterninitiative „Bessere Schule Jetzt!“ im „Wien heute“-Interview.

Gespräch mit Wiener Bildungsdirektor Harald Himmer

Der Wiener Bildungsdirektor Harald Himmer ist zu Gast im Studio. Er spricht über die Schulzuteilung im Herbst.

Von einer „Fülle von Beschwerden“ der Volksschuldirektoren und Volksschuldirektorinnen spricht der oberste Vertreter der Pflichtschullehrerschaft, Thomas Krebs von der Gewerkschaft fcg. „Extrem viele“ Schülerinnen und Schüler, die an einer Schule zum Einschreiben waren, wurden dann anderen Schulen zugeteilt, so Krebs. Das würde der Lehrerschaft und der Schulleitung die Planung und Klasseneinteilung für den Herbst erschweren.

Neues System in Arbeit

In der Bildungsdirektion arbeite man jedenfalls an einem neuen System, um den Übertritt vom Kindergarten in die Volksschule zu vereinfachen. „Wir gestalten den neu, sodass wir früher dran sind und früher informieren können und auch die Schulen von sehr viel Verwaltungsarbeit entlasten können“, so Himmer. Derzeit befinde man sich mitten in der Konzeption, das neue System soll aber in Kürze vorgestellt werden.