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Albertina/Yoshimoto Nara
Albertina/Yoshimoto Nara
Kultur

Japanische „Angry Girls“ in der Albertina

Mit seinen „Angry Girls“-Bildern, stark stilisierten Mädchendarstellungen mit grimmigem Blick, Vampirzähnen oder Messer in der Hand, erlangte Yoshitomo Nara internationale Aufmerksamkeit. Die Albertina modern widmet dem Künstler nun die Ausstellung „All My Little Words“.

Yoshitomo Nara zählt zur japanischen „Superflat“-Bewegung, international bekannt wurde er ab den 1990er Jahren – vor allem durch seine Mädchenfiguren. In einer von Nara selbst zusammengestellten Hängung wird sein facettenreiches zeichnerisches Œuvre gezeigt. Die Schau reicht von frühen experimentellen Arbeiten auf Papier über Gemälde und Skulpturen bis hin zu einer raumgreifenden Installation.

Interpretiert japanische Gegenwartskultur

Die Zeichnungen, die der Japaner manchmal fast beiläufig auf Zetteln, Kuverts, Flyern oder Wellpappe umsetzt, lassen den direkten Einfluss von Musik, Literatur, Sub- und Popkultur erkennen und sollen sein gesellschaftspolitische Anliegen zum Ausdruck bringen: Sie verhandeln auf eine tagebuchartige Art soziale Werte, Normen und Ideale. Die japanische Kunstbewegung Superflat betrachtet und interpretiert die japanischen Gegenwartskultur. Ihre Ausdrucksmittel haben darum einen klaren Bezug zu Manga und Anime.

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Ships in Girl
Albertina/Yoshimoto Nara
„Ships in Girl“
Ausstellungsansicht
Albertina/Sandro Zanzinger
Ausstellungsansicht
Albertina/Sandro Zanzinger
Ausstellungsansicht
Albertina/Sandro Zanzinger
Work for Dream to Dream
Albertina/Yoshimoto Nara
Work for „Dream to Dream“
Hi
Albertina/Yoshimoto Nara
„Hi“

Nara, geboren 1959, wuchs im Norden Japans auf und verbrachte als Schlüsselkind viel Zeit allein. Er stieß auf den Radiosender einer amerikanischen Air Base und lernte so Country- und Rockmusik kennen. Ohne von den englischsprachigen Songs nur ein Wort zu verstehen, versuchte er sich anhand der Plattencover einen Reim auf deren Inhalt zu machen, begann sich Inhalte auszudenken oder diese durch Wortmelodie, Klang und Rhythmus zu erfassen. Diese tiefe Empfinden beim Hören von Musik ist bis heute Teil seiner Arbeitspraxis.

Service

Yoshitomo Nara: „All My Little Words“, von 10. Mai bis 1. November in der Albertina modern, täglich 10 bis 18 Uhr

Musik und Einsamkeit als Einflüsse

Neben der Musik spielt die frühe Erfahrung von Einsamkeit eine wesentliche Rolle in Naras Schaffen – eine Erfahrung, die sich für ihn im jungen Erwachsenenalter wiederholte, als er 1988 an die Kunstakademie in Düsseldorf ging und zwölf Jahre in Deutschland verbrachte. In dieser Zeit fand Nara zu seiner individuellen Ausdrucksweise und zu seinem eigenen künstlerischen Anliegen.

Yoshitomo-Nara-Ausstellung

Die Albertina Modern widmet dem Zeichner Yoshitomo Nara bis November eine große Ausstellung.

Naras Zeichnungen werden auf antihierarchische Weise als Kommunikationsmittel eingesetzt. „Es geht darum, intuitiv und spontan auf etwas zu reagieren, etwas zum Ausdruck zu bringen, das von jedem und jeder verstanden werden kann: nicht elitär, ungezwungen und direkt“, hieß es anlässlich eines Pressetermins in der Albertina modern am Dienstag. Die Mädchenfigur wurde für Nara zum Hauptmotiv. Hinter den auf den ersten Blick naiv oder vielleicht sogar niedlich erscheinenden Wesen verstecke sich eine Punkattitüde: „Nicht in einem zerstörerischen, aber in einem kritischen Sinn, in einer Weise, die hinterfragt, aufbegehrt und sich nichts gefallen lässt“.