„Was 1498 mit einer Handvoll Knaben am kaiserlichen Hof begann, hat sich zu einer modernen und lebendigen Wertegemeinschaft entwickelt“, zollte Sängerknaben-Präsident Erich Arthold den Knaben seinen Respekt. Im Jahr 1498 von Kaiser Maximilian I. als „Hofsängerknaben“ gegründet, gehört das Aushängeschild der Bundeshauptstadt heute zu den ältesten noch bestehenden Knabenchören der Welt, das im Jahr rund 300 Konzerte gibt.
Am 20. Juli 1498 berief Kaiser Maximilian I. die ersten zwölf Buben als Mitglieder in die neue Hofmusikkapelle. Seitdem untermalte der Knabenchor jeden Sonntag den feierlichen Gottesdienst in der Wiener Hofburgkapelle mit seinen glockenhellen Stimmen. Mit den Sängerknaben musiziert haben unter anderem der junge Joseph Haydn, Franz Schubert und Anton Bruckner, der als Hoforganist mit dem Chor seine eigenen Messkompositionen einstudierte.
Erste Auftritte außerhalb der Hofburg nach dem Krieg
Am Ende der Monarchie wurden die Knaben 1918 bei den Messdiensten zunächst durch Damen des Staatsopernchores ersetzt. Der neue Rektor der Hofburgkapelle, Josef Schnitt, kehrte 1921 jedoch zum Gottesdienst nach den 1498 festgesetzten Regeln und damit zum Bubenchor zurück. Die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit zwang die nun „Wiener Sängerknaben“ genannte Truppe erstmals auch außerhalb der Hofburg aufzutreten. Seit 1926 gehen die singenden Jünglinge regelmäßig auf Tournee und treten in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt auf.
In ihre jetzige Unterkunft im Wiener Augartenpalais zogen die Sängerknaben erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein: 1948 wurde das Gebäude zum Zuhause für die zurzeit rund 100 aktiven Mitglieder, 2003 wurde es umgebaut. Die Karriere der Kinder beginnt durchschnittlich mit zehn und dauert etwa vier Jahre.
Seit 1998 auch Mädchen erlaubt
Organisatorisch aufgeteilt ist die Truppe in vier Chöre, benannt nach Mozart, Haydn, Schubert und Bruckner. Diese bestreiten abwechselnd 300 Auftritte pro Jahr in der ganzen Welt, erhalten daheim aber auch Schulunterricht. Zu einer großen Neuerung kam es 1998: Seit damals dürfen auch Mädchen die Volksschule der Sängerknaben besuchen. 2023 sangen die Wiener Chormädchen erstmals beim Neujahrskonzert mit.
Mitte der 2000er Jahre gab es erste Pläne für einen eigenen Konzertsaal in unmittelbarer Nähe zum Knabenquartier. Der Augartenspitz wurde schließlich als Standort auserkoren, die Arbeiten für den Neubau verzögerten sich allerdings immer wieder infolge heftigen Widerstands vom benachbarten Filmarchiv sowie von aufgebrachten Anrainerinnen und Anrainern, die u. a. um den dortigen Baumbestand fürchteten und zwischenzeitlich ein Protestlager errichteten. Im Dezember 2012 konnte die letztendlich auf den Namen MuTh getaufte Auftrittshalle schließlich eröffnet werden.
Geburtstag mit allen Chören
Für die 525-Jahr-Feier bietet man alles auf, was sich im Kosmos der Sängerknaben findet. So sind beim Festkonzert neben Musikerinnen und Musikern die drei Knabenchöre, der Chorus Primus, die Wiener Chormädchen, der Chorus Juventus und die „Ehemaligen“ aus dem Chorus Viennensis zu hören. Unter dem Dirigat von Gerald Wirth, dem künstlerischen Leiter, erklingen dann Kompositionen von Ludwig Senfl, aus der Strauss-Dynastie und von Mozart, Haydn und Bruckner.
„Jeder unserer Chöre hat seinen eigenen Stil, jede Sängerin ihre, jeder Sänger seine besondere Persönlichkeit. Es ist absolut bewegend, sie alle in diesem wunderbaren Saal gemeinsam zum Klingen zu bringen“, freut sich Wirth auf die musikalische Geburtstagsfeier. Wer diese in der Liveform am Vormittag verpasst, kann am Abend in ORF III bei einer Aufzeichnung auf der heimischen Couch mitfeiern.