Das Aquädukt der 1. Hochquellwasserleitung in Atzgersdorf um ca. 1920.
APA/MA 31 Landesbildstelle Wien
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Chronik

Seit 150 Jahren frisches Wasser für Wien

Die erste Wiener Hochquellwasserleitung wird heuer 150 Jahre alt: Ihre Eröffnung ermöglichte erstmals den Zugang zu sauberem Trinkwasser für fast die gesamte Wiener Bevölkerung. Das bedeutete auch ein Ende vieler Seuchen und Krankheiten.

Seit 1873 fließt Gebirgsquellwasser in die Wiener Haushalte. Rund elf Jahre sollte es dauern, bis nach einem Baubeschluss im November 1862 die erste 95 Kilometer lange Wiener Hochquellleitung auch Realität werden konnte. Die Bauzeit selbst dauerte nur vier Jahre. Als wichtigster Wegbereiter des Projekts gilt Eduard Suess (1831–1914), ein auch oft als „Vater der modernen Geologie“ bezeichneter Wiener Geowissenschaftler. Er führte jene Vorarbeiten durch, die zu dem Beschluss führten, dass der Kaiserbrunnen im Rax-Schneeberg-Gebiet als beste Lösung zur zukünftigen Wasserversorgung auserkoren wurde.

Auch zuvor gab es bereits erste Anläufe für eine Alternative zum zunehmend krankheitsbringenden Hausbrunnen und dem auch nicht gerade hochwertigen Donau-Wasser. Die erste albertinische Wasserleitung, die von 1804 bis 1890 betrieben wurde, reichte jedoch nicht einmal im Ansatz für eine flächendeckende Versorgung.

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Rohre der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
APA/Roland Schlager
Rohre der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
Ein Aquädukt der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen,
APA/Roland Schlager
Ein Aquädukt der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
Wasser und ein Steg der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
APA/Roland Schlager
Ein Blick in die II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
Wiener Hochquellwasserleitung
ORF.at/Roland Winkler
Aquädukt der Wiener Hochquellwasserleitung
Ein Blick in einen Stollen der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen,
APA/Roland Schlager
Ein Blick in einen Stollen der II. Wiener Hochquellenleitung in Wildalpen
Das Wasserreservoir der ersten Wiener Hochquellleitung am Rosenhügel.
APA/Georg Hochmuth
Das Wasserreservoir der ersten Wiener Hochquellleitung auf dem Rosenhügel
Blick in eine Wasserkammer am Wienerberg in Wien, wo Wasser aus der I. Wiener Hochquellenwasserleitung ankommt und gespeichert wird
APA/Roland Schlager
Blick in eine Wasserkammer auf dem Wienerberg in Wien, wo Wasser aus der I. Wiener Hochquellenwasserleitung ankommt und gespeichert wird
Das Wasserreservoir der ersten Wiener Hochquellleitung am Rosenhügel.
APA/Georg Hochmuth
Das Wasserreservoir der ersten Wiener Hochquellleitung auf dem Rosenhügel

Zweite Hochquellleitung 1910 eröffnet

Nach der ersten Hochquellwasserleitung folgte 1910 eine zweite. Während die erste Hochquellenleitung ihr Wasser überwiegend vom Schneeberg, der Rax und der Schneealpe nach Wien führt, holt die zweite ihre Fracht vom Gebirgsstock des Hochschwab und führt sie in 36 Stunden 180 Kilometer weit bis in die Bundeshauptstadt. Die beiden Quellgebiete erstrecken sich auf einer Fläche von über 600 Quadratkilometern und sind damit deutlich größer als das „Mutterland“ Wien mit nur über 400 Quadratkilometern.

Von diesen Gebieten gelangt das Wasser über Stollen und Aquädukte im natürlichen Gefälle in die Hauptstadt, erst landet es in Wasserspeichern, um dann in das städtische Rohrnetz eingespeist zu werden. Aktuell sind 29 Behälter in Wien und zwei Behälter in Moosbrunn und Neusiedl/Steinfeld in Betrieb. Das gesamte Speichervolumen beträgt rund 1,6 Millionen Kubikmeter, also 1,6 Milliarden Liter Wasser, heißt es im Strategiepapier der Wiener Stadtregierung namens „Wiener Wasser 2050“.

Gesamtvolumen nicht ausgeschöpft

Von der Nutzung des Gesamtvolumens sei man damit weit entfernt, der aktuelle durchschnittliche Wasserbedarf liege mit 390.000 Kubikmetern (390 Millionen Liter) pro Tag bei etwa bei einem Viertel dieses Maximalvolumens. Der Gesamtwasserverbrauch der Stadt Wien war in den vergangenen 40 Jahren rückläufig und ist laut den Angaben von 150 Litern pro Person und Tag auf 130 Liter gesunken. Das hänge mit großen Investitionen ins Rohrnetz zusammen sowie mit zunehmend wassersparenden Geräten im Haushalt und nicht zuletzt mit den Stopptasten beim WC.

Seit 150 Jahren frisches Wasser für Wien

Die erste Wiener Hochquellwasserleitung wird heuer 150 Jahre alt: Ihre Eröffnung ermöglichte erstmals den Zugang zu sauberem Trinkwasser für fast die gesamte Wiener Bevölkerung. Das bedeutete auch ein Ende vieler Seuchen und Krankheiten.

Das hohe Speichervolumen brauche es dennoch, um auf Veränderungen des Wasserverbrauchs reagieren zu können, heißt es in dem im März 2022 publizierten Papier der Stadt. Für die langfristige Versorgungssicherheit werden jährlich ca. 30 Kilometer der Wasserleitungen in Wien erneuert, ungefähr ein Prozent der Gesamtrohrnetzlänge. Insgesamt besitzt die Stadt Wien rund ein Drittel der rund 90.000 Hektar an Quellschutzwäldern, aus denen das Wasser für die Bundeshauptstadt fließt. Neben Hirschwang und Nasswald gehört dazu noch das Gebiet Wildalpen.

Der Wasserbehälter Schafberg wird erweitert
Wiener Wasser/Novotny
Das Wasserreservoir auf dem Schafberg wird mit Photovoltaik ausgestattet

Gefälle für Wasserkraft genutzt

Der Höhenunterschied zwischen Bergen und der Bundeshauptstadt sorgt dafür, dass Hochquellwasser nur mithilfe des natürlichen Gefälles nach Wien fließt. Dieses nutzt die MA 31 (Wiener Wasser) seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Erzeugung klimaneutraler Energie in Form von Wasserkraft. Inzwischen liefern 16 Kraftwerke entlang der beiden Hochquellenleitungen und in Wien rund 65 Millionen Kilowattstunden Strom, was laut MA 31 etwa dem Strombedarf von Wiener Neustadt entspricht.

In Döbling beim Wasserbehälter Hungerberg befindet sich das 17. Wasserkraftwerk in Bau, das 2024 fertiggestellt werden soll. Auch eine Photovoltaikanlage auf dem Wasserbehälter Unterlaa versorgt 600 Wiener Haushalte mit Sonnenenergie. Auf den Wasserbehältern Schafberg in Wien-Hernals sowie auf dem Wasserbehälter Moosbrunn (NÖ) werden Photovoltaikanlagen errichtet.