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Gesundheit

„Blutspende-Pension“ wird zum Problem

Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension, und es fehlt an Nachwuchs: Das Problem haben derzeit nicht nur viele Unternehmen, auch das Rote Kreuz kämpft beim Blutspenden mit der demografischen Entwicklung. Deshalb sollen jetzt vermehrt Erstspenderinnen und Erstspender gewonnen werden.

Bis zum 70. Geburtstag darf man Blut spenden, dann ist Schluss. Genau das werde jetzt zum Problem, sagt Ursula Kreil von der Rotkreuz-Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. „Gerade die geburtenstarken Jahrgänge werden jetzt sozusagen die Blutspende-Pension erreichen. Und wir brauchen dringend einen Ersatz“, so Kreil gegenüber Radio Wien.

Deshalb will das Rote Kreuz verstärkt Erstspenderinnen und Erstspender ansprechen. Erlaubt ist das Blutspenden ab 18 Jahren. „Wir brauchen wirklich dringend junge Blutspender, die uns längerfristig und treu als Blutspender zur Verfügung stehen. Weil es gibt halt noch keinen Ersatz für das gespendete Blut“, sagte Kreil.

Von „Vampire Cup“ bis TikTok-Videos

Gelingen soll die Anwerbung in sozialen Netzwerken. So bespielt das Rote Kreuz etwa eigene Accounts auf Instagram, TikTok und Facebook. Außerdem gibt es die Plattform Gibdeinbestes.at, die gezielt jüngere Zielgruppen ansprechen soll.

Auf die Jungen zielt auch der „Vampire Cup“ ab: Dabei spenden Studentinnen und Studenten Blut, und die Universität oder Fachhochschule mit den meisten Spenden gewinnt. Auf ein ähnliches Prinzip setzt die „BlutGruppen-Challenge“. Außerdem gibt es „Blut Buddies“, junge Freiwillige, die Gleichaltrige zu ihrer ersten Blutspende motivieren und sie dann auch begleiten.

Kein Anstieg durch neue Verordnung

Seit 1. September des Vorjahres ist eine neue Blutspendeverordnung in Kraft. Seitdem gilt: Wer innerhalb der letzten drei Monate mehr als drei Sexualpartner hatte, darf ebenso lang kein Blut spenden. Geschlecht und sexuelle Orientierung Spendender spielen damit keine Rolle mehr. Bis jetzt merkt das Rote Kreuz keinen Anstieg an Spendern.

„Eine Auswirkung auf die Anzahl der spendewilligen Personen im Sinne einer merkbaren Steigerung der Spenderzahl oder auch Verschiebung zu mehr männlichen Blutspendern haben wir als Blutspendedienst für Wien, Niederösterreich und Burgenland bisher nicht feststellen können“, sagte Kreil.

Lager vor dem Sommer aufstocken

Derzeit ist das Rote Kreuz mit den Lagerständen an Blutkonserven „nicht zufrieden“. „Erfahrungsgemäß wird die Reisetätigkeit in den Ferienmonaten wieder hoch sein, das führt zu geringeren Teilnehmerzahlen bei den Blutspendeaktionen und auch zu reisebedingten Rückstellungen“, so Kreil.

Das Rote Kreuz will deshalb noch vor dem Sommer versuchen, die Lager aufzufüllen. „Wir wünschen uns hier im Osten einen Lagerstand von 6.000 Blutkonserven, wir stehen bei 4.500 Blutkonserven.“ Österreichweit soll vor dem Sommer ein Lagerstand von 15.000 Blutkonserven erreicht werden.

„Wir richten daher unseren dringenden Appell an alle Blutspenderinnen und -spender und alle, die es werden möchten, jetzt zur Blutspende zu kommen. Vor allem rhesusnegative Personen, insbesondere Blutspenderinnen und -spender mit der Blutgruppe 0 negativ, brauchen wir jetzt, um die Patienten sicher und verlässlich versorgen zu können“, sagte Kreil. Das Rote Kreuz wird deshalb noch im Mai eine neue Kampagne für die Blutspende vor dem Sommer starten, geworben wird etwa auf den Infoscreens.