Wasserstoffbus vor Schönburnn
Wiener Linien / Manfred Helmer
Wiener Linien / Manfred Helmer
Verkehr

Wasserstoffbusse verzögern sich

Wien will bis 2040 klimaneutral sein. Ein Puzzlestein dabei ist die Umstellung der Wiener-Linien-Busse auf emissionsfreie Antriebe. Eine Möglichkeit sollen Wasserstoffbusse sein. Doch deren Start verzögert sich um mehr als ein Jahr.

Bis jetzt sei kein geeigneter Anbieter gefunden worden, sagte eine Sprecherin der Wiener Linien gegenüber Radio Wien. Bis Ende kommenden Jahres hätten zehn Wasserstoffbusse zum Einsatz kommen sollen, doch jetzt verschiebt sich alles auf Ende 2025. Diese zehn Wasserstoffbusse sollen dann auf der Linien 39A zwischen Heiligenstadt und Sievering unterwegs sein.

Weil Wien im Gegensatz zu anderen Städten auch viele Steigungen hat, haben die Wiener Linien den 39A als Busstrecke für Wasserstoffbusse ausgewählt und auch getestet. Die Strecke hat nicht nur starke Steigungen, sondern auch kurze Haltestellenabstände und ein hohes Fahrgastaufkommen. Funktioniert ein Wasserstoffbus auf dieser Strecke, sei er auch auf den anderen Busstrecken der Stadt einsetzbar.

Erstes Ausschreibungsverfahren nicht erfolgreich

Als Bestbieter eines europaweiten ersten Ausschreibungsprozesses für den Kauf von 10 Wasserstoff-Bussen ist ursprünglich Solaris Austria hervorgegangen. Bevor die Busse bestellt wurden, haben die Wiener Linien einen Mietbus von Solaris Austria auf der Linie 39A nochmals intensiv getestet. Denn der Anspruch für den Umstieg auf emissionslose Antriebe sei hoch: Die Wiener Linien wollen Emissionen reduzieren und zugleich die Qualität des Angebots beibehalten. Umfassende Tests seien daher unerlässlich.

Beim neuerlichen Testbetrieb des Wasserstoffbusses von Solaris Austria hat sich herausgestellt, dass dieser Bus für die geplante Strecke nicht optimal geeignet ist. Die Wiener Linien starten daher eine neue Ausschreibung für den Kauf der zehn Wasserstoffbusse. Parallel dazu werden im Sommer – und somit aufgrund der starken Hitze unter erschwerten Bedingungen – weitere Wasserstoffbusse intensiv getestet.

E- Citybus am Michaelerplatz
Wiener Linien/ Manfred Helmer
Die E-Citybusse in der Innenstadt sind bereits seit zehn Jahren unterwegs

Unterschied E-Busse versus Wasserstoffbusse

Diverse Testfahrten haben gezeigt, dass sich Batteriebusse vor allem für eher flachere Gegenden mit entsprechenden Lademöglichkeiten eignen, während Wasserstoffbusse auch auf anspruchsvollen Strecken mit Steigungen eingesetzt werden können. Bis Ende 2025 stellen die Wiener Linien daher die Linien 17A, 57A, 61A, 61B, 64A, 64B, 70A sowie 71A und 71B auf E-Busse um. Auf der Linie 39A werden dann zehn Wasserstoffbusse unterwegs sein.

Bei den Bussen handelt es sich um Nullemissionsfahrzeuge, also Batteriebusse ohne Dieselzusatzheizer. Alle Busse werden zudem mit einer CO2-Klimaanlage mit Wärmepumpe ausgestattet, die wesentlich klimaschonender als eine herkömmliche Bus-Klimaanlage ist. Die Wiener Linien haben 60 E-Busse des Typs eCitaro von EvoBus Austria geordert. Die ersten zehn werden noch heuer geliefert, die restlichen 50 bis Ende 2025.

Langzeittest für mehr Erfahrungen

Im Rahmen eines Langzeitforschungsprojekts („HyBus“) – und damit unabhängig vom Ausschreibungsprozess – wird bereits seit Anfang 2022 der Elec City Wasserstoff-Bus von Hyundai im gesamten Wiener Busnetz getestet. Der Bus ist teilweise mit Fahrgästen, teilweise mit Gewichten unterwegs. Dieser Test wird plangemäß bis Ende 2024 fortgesetzt.

Wasserstoffbus im Testbetrieb bei einer Wasserstofftankstelle in der Leopoldau
Wien Energie / Max Kropitz
Ein Wasserstoffbus bei einer H2-Tankstelle in der Garage Leopoldau

Neue Tankinfrastruktur

Der Umstieg auf umweltfreundliche Antriebstechnologien erfordert auch die Entwicklung einer an die technischen und betrieblichen Erfordernisse angepasste Lade- und Betankungsinfrastruktur. Auf dem ehemaligen Busabstellplatz in Siebenhirten entsteht bis Ende 2023 ein neues E-Kompetenzzentrum, das Platz für rund 50 E-Busse bietet. Die Busse werden dort geladen, gewartet und repariert. Eine Photovoltaikanlage am Dach wird Strom liefern, die Abwärme der Ladegeräte wird für das Beheizen des Werkstättengebäudes genutzt.

Die Busgarage in der Spetterbrücke wird ebenfalls mit Ladeinfrastruktur ausgestattet, darüber wird es auch drei Schnellladestationen entlang der Linien geben. Die Wasserstoffbusse werden im Wasserstoff-Kompetenzzentrum der Garage Leopoldau betankt und gewartet. Wien Energie und Wiener Netze haben dort eine eigene Tankstelle errichtet, die auch von externen Kundinnen und Kunden genützt wird.