Ein Plakat „Der Dritte Mann“
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Kultur

Als Politikerköpfe auf die Plakate kamen

Ob für Produkte, Veranstaltungen oder natürlich Wahlen – Plakate prägen das Stadtbild und sind Zeitdokumente. Die Wienbibliothek sammelt und archiviert seit 100 Jahren systematisch die Plakate der Stadt. Und so zeigt sich etwa, ab wann Politikerköpfe auf Plakaten aufgetaucht sind.

Plakate sind Zeitdokumente und werden als solche von der Wienbibliothek im Rathaus gesammelt. Mit mehr als 400.000 Exemplaren gehört die Sammlung zu den größten der Welt. Die Originale werden digitalisiert und in einem Außendepot verwahrt. Über das Internet sind bereits 200.000 Plakate für die Bevölkerung zugänglich. „Sie zeigen, was die Menschen essen, sie zeigen, was die Menschen mögen oder mögen sollen, wie sie Politik betreiben. Es ist das bunte, vielfältige Leben, das es zu sehen gilt“, sagt Katharina Prager, die stellvertretende Direktorin der Wienbibliothek.

Babys auf Frauentagsplakat

Plakate bilden das Leben der Stadt im Lauf der Zeit ab. Dadurch erscheinen manche über die Jahre kurios, erzählt die Leiterin der Sammlung, Julia König. „Wir haben zum Beispiel Plakate zum Frauentag, wo Babys abgebildet sind. Das ist aus heutiger Sicht ein merkwürdiges Plakat, weil man sich denkt, warum ist ein Baby auf einem Frauentagsplakat abgebildet.“

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Ein Plakat zum Weltfrauentag
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Ein Wahlplakat für Erhard Busek
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Ein Plakat „Der rote Mann spricht“
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Mehrere Plakate
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Ein Plakat „Der Dritte Mann“
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Das Buch „Das Plakat in der Stadt“
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Im Archiv gebe es sexistische Wäschewerbung aus den 1950er Jahren, „wo man sich denkt, wie war das jemals möglich“, so König. Auch die Alkohol- und Zigarettenwerbung erscheine heutzutage kurios, erzählt Historiker Bernhard Hachleitner. „Es gibt ein Plakat, da heißt es: Ferien vom Ich. Und da wird ein Schnaps beworben.“

Änderung bei Wahlplakaten

Wahlplakate sind ein Spiegel ihrer Zeit, sagt Hachleitner. „Berühmtes Beispiel wäre der rote Mann im Roten Wien, der als freundlicher Riese das Proletariat symbolisiert und die Leistungen des Roten Wien präsentiert. In der Zweiten Republik hat sich das verändert, so in den 1950er, 1960er Jahren, da kommen die Politikerköpfe, die Köpfe der Spitzenkandidaten auf die Fotos. Der Spitzenkandidat selbst ist die Message.“

Plakatsammlung Wien-Bibliothek

Plakate prägen das Stadtbild und sind ein Spiegel der jeweiligen Zeit. Die Wienbibliothek sammelt und archiviert seit 100 Jahren systematisch die Plakate der Stadt. Mit mehr als 400.000 Exemplaren gehört die Sammlung zu den größten der Welt.

Plakate werden so schnell nicht verschwinden, aber sich weiterhin verändern, da ist man sich in der Wienbibliothek sicher. Wie diese Veränderung voranschreitet, zeigt das neue Jubiläumsbuch „Das Plakat in der Stadt“.