AKH Wien, Medizinische Universität
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Krebsmedikamente statt Chemotherapie

Bei der Behandlung einer Form von Blutkrebs gibt es einen bedeutenden Fortschritt: Patientinnen und Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) bekamen in einer Studie eine Kombination aus zwei Medikamenten statt einer Chemotherapie.

In der Studie unter der Koordination von Philipp Staber von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien waren 926 CLL-Betroffene – auch zahlreiche aus Österreich – involviert. Die zeitlich begrenzte und zielgerichtete Therapie sei bei Patientinnen und Patienten ohne Begleiterkrankungen effektiver als die Chemoimmuntherapie gewesen, hieß es.

„Die Therapie führt bei 86,5 Prozent der Patientinnen und Patienten zu einer so starken Verringerung der CLL Zellen, dass diese im Blut der Patienten nicht mehr nachgewiesen werden können (MRD Negativität), und ermöglicht eine lang anhaltende Krankheitsfreiheit“, betonte Staber. Außerdem würden im Vergleich zur Chemoimmuntherapie weniger Nebenwirkungen auftreten. „Bei Chemoimmuntherapie müssen wir sehr oft zum Beispiel, das ist auffällig, mit einem Haarverlust rechnen. Das passiert hier nicht“, sagte Staber.

„Möglichst lange Therapiefreiheit ist möglich“

Auch Infektionen traten seltener auf. Das ganz große Plus ist für Studienleiter Staber, „dass eine zeitlich begrenzte Therapie, das heißt, eine möglichst lange Therapiefreiheit möglich ist, aufgrund der Kombination von zielgerichteten Therapeutika“.

Basierend auf den Ergebnissen empfehlen die Forschenden die Kombinationstherapie aus Obinutuzumab und Venetoclax nun als neuen Standard für fitte CLL-Patienten, unabhängig von ihrem Alter. Das bietet laut Staber Hoffnung für Betroffene und könne die Lebensqualität der Patienten verbessern und ihnen eine längere Krankheitsfreiheit und Therapiefreiheit ermöglichen.

Die MedUni am AKH Wien sprach von einem bedeutenden Fortschritt und dem „Potenzial, den Therapiestandard für CLL-Patientinnen und -patienten zu revolutionieren“. Die Studie wurde im renommierten Journal „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Noch ist nicht eindeutig geklärt, ob eine Chemo- oder eine Kombinationstherapie wirkungsvoller ist, da es noch keine Langzeitstudien gibt. Staber betonte aber, dass beide Behandlungsmethoden zu sehr guten Ergebnissen führen.