Kinderoper-Bauarbeiten von außen
Marko Kovic
Marko Kovic
Kultur

Kinderoper nimmt Gestalt an

Mit einer Grundsteinlegung und der Einmauerung einer Zeitkapsel geht das Projekt Kinderoper im Wiener Künstlerhaus in die entscheidende Phase. Ab Herbst 2024 wird die Wiener Staatsoper dort hundert Produktionen pro Jahr für ein junges Publikum – von wiederum jungen Künstlerinnen und Künstlern – bringen.

Mit dem Inhalt der Zeitkapsel sollen künftige Generationen über das Projekt informiert werden. Darin befinden sich etwa das Programm der für 2024 geplanten Eröffnungsvorstellung, die Grabungsdokumentation der Archäologie und eine gerahmte Visualisierung des fertiggestellten Opernsaals.

Renovierung als Herausforderung

„Bauen im Bestand ist die große Aufgabe und Herausforderung der Zeit.“ Mit einem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit beim Bauen begründet STRABAG-Chef Klemens Haselsteiner das Engagement am Projekt Wiener Künstlerhaus, das mit der Renovierung des Französischen Trakts des Wiener Künstlerhauses die Kinderoper unterstützt.

Bis September 2024 will man den Ostteil des Wiener Künstlerhauses im Rahmen einer Public-Private-Partnership zur Bespielung an die Wiener Staatsoper übergeben. Am Dienstagnachmittag erfolgte die symbolische Grundsteinlegung aller Beteiligten. Mit dabei waren Staatsopernchef Bogdan Roscic und auch der Chef der Haselsteiner-Privatstiftung Hans Peter Haselsteiner.

Kinderoper von außen mit Autos im Vordergrund
Marko Kovic
Der französische Saal ist jener Seitentrakt des Wiener Künstlerhauses, in dem früher das Theater brut untergebracht war

Hundert Produktionen pro Jahr

Haselsteiner hatte ja mit seiner Stiftung die Mehrheit am vor sich hinverfallenden Wiener Künstlerhaus übernommen und dabei auch dem Projekt Albertina Modern von Albertina-Chef Klaus-Albrecht Schröder eine Heimat gegeben. Schröder wiederum ließ sich überreden, statt einer Albertina-Modern-Expansion das Projekt eines Musiktheaters für eine junge Generation mit zu unterstützen. Und so fand sich am Dienstag eine breite Reihe von Unterstützerinnen und Unterstützern am Wiener Künstlerhaus ein.

„Das ist das wichtigste Projekt im Finale meiner ersten Amtszeit“, sagte sich Roscic bei der Grundsteinlegung und erinnerte nicht nur an die Bedeutung eines festen Hauses für die Heranbildung einer zukünftigen Operngeneration. Das sei auch eine wirtschaftliche Frage, sei die Wiener Staatsoper doch ein Repertoirehaus, das anders als deutsche Opern, „wo ein Deckungsbetrag durch den Kartenverkauf von zwanzig Prozent reicht, bei uns eine Deckung von bis zu fünfzig Prozent angestrebt wird“.

Man werde hundert Produktionen pro Jahr auf die Beine stellen – und damit auch eine Bühne für die junge Generation der Wiener Staatsoper im künstlerischen Bereich eröffnen, was bei der Grundsteinlegung gleich der OPERAteens-Chor der Staatsoper unter Beweis stellte.

Staatsoper im Umbau
ORF/Gerald Heidegger
Die Baustelle im Inneren – die Arbeiten sollen bis September 2024 abgeschlossen sein

„Herzensprojekt“ für Haselsteiner

Hans Peter Haselsteiner erinnerte bei seinen Eröffnungsworten an ein „Herzensprojekt“. Er sei mit seinen Kindern früher am Zelt auf dem Operndach gesessen und habe sich mit anderen durch das Format Kinderoper gefroren. Er wünsche sich eine Spielstätte zum Heranziehen eines neuen Publikums, das ja letztlich das Publikum von morgen sei. Ein Umbau auf dem Dach der Staatsoper, wie man das kurz angedacht habe, sei schon aus statischen Erwägungen wie Kostengründen kaum zu stemmen gewesen. „Dazu hätten sie schon die Oper ein Jahr zusperren müssen“, sagte Haselsteiner.

Beim Projekt des Opernhauses für eine junge Generation handelt es sich um eine Public-Private-Partnership. Projektpartner der Wiener Staatsoper sind die Künstlerhausbesitz und -betriebs GmbH (KBBG), die STRABAG SE, die Haselsteiner Familien-Privatstiftung sowie die öffentliche Hand, vertreten durch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport.

Kosten liegen bei 20,5 Millionen

Die Gesamtprojektkosten zur Errichtung des Französischen Saals als Arbeits- und Spielstätte der Wiener Staatsoper belaufen sich nach aktueller Planung auf 20,5 Mio. EUR netto. Davon bringt der Bund durch eine einmalige Zuwendung fünf Mio. Euro ein. Zehn Mio. Euro werden durch ein Sponsoring der STRABAG beigesteuert, die restlichen 5,5 Mio. Euro kommen von der Haselsteiner Familien-Privatstiftung.

Die künftige Bespielung des Hauses erfordert vom Bund keine zusätzlichen, über die Basisabgeltung hinausgehenden Mittel. Die Produktionskosten für Kinder- und Jugendprojekte sind weitgehend im laufenden Budget der Wiener Staatsoper, also aus Erlösen aus dem Kartenverkauf, dem Wegfall externer Mietkosten für Kinderoper in der Walfischgasse und die derzeitige Arbeitsstätte des Opernstudios, sowie aus Synergien mit dem Haupthaus gedeckt.