Kinder mit Betreuerin
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POLITIK

Matura-Pflicht: Sorge um Freizeitpädagogen

Ein Gesetzesentwurf sieht die künftige Matura-Pflicht für Freizeit-Pädagoginnen und -pädagogen vor. Kritiker befürchten dadurch noch größeren Personalmangel, der sich auch auf Ganztagsschulen in Wien auswirken könnte.

2.300 Personen sind derzeit bei der Stadt Wien als Freizeitpädagogen beschäftigt. Einige haben wegen des angekündigten Gesetzesentwurfs des Bildungsministeriums Existenzängste, wie auch Freizeitpädagogin Uschi Müller in „Wien heute“ schilderte: „Ich habe Angst, meinen Job zu verlieren. Ich habe keine Matura und ich habe diesen Lehrgang nicht abgeschlossen. Ich habe eine andere Ausbildung gemacht.“

Aktuell haben rund 30 Prozent der beschäftigten Freizeitpädagoginnen eine abgeschlossene Matura. „Nur Matura ist noch überhaupt keine pädagogische Qualifikation. Es gibt viele Menschen, die Matura haben, aber die selber sagen würden, sie könnten das nie. Auch berechtigt“, so Selma Schacht, Betriebsratsvorsitzende bei „Bildung im Mittelpunkt“.

Maturapflicht für Freizeitpädagogen

Große Sorge um Wiens Ganztagesschulen: Zumindest sehen die Freizeitpädagogen das weitere Bestehen dieser Einrichtungen in Gefahr. Denn in einem Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums sollen Freizeitpädagogen in eine neue Berufsgruppe namens „Assistenzpädagog:innen“ umgewandelt werden. Die Folgen: Eine Matura wäre die Voraussetzung für den Job, in dem es jetzt schon zu wenig Personal gibt.

Personalmangel könnte sich verschärfen

Der Personalmangel sei ohnehin schon groß, es könnte noch schwieriger werden, geeignetes Personal zu finden. Die Betreuung in den Ganztagsschulen wäre somit in Gefahr. „Wir haben wirklich große Schwierigkeiten, auch Kolleginnen zu finden, die eine Ausbildung haben, um auch diesen Job machen zu können. Weil wir mindestens Menschen mit pädagogischer Grundausbildung brauchen“, so Schacht.

Man könne die Bedenken der Freizeitpädagogen nachvollziehen, hieß es am Freitag in einer Stellungnahme aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS): „Aus Sicht des Landes Wien bestehen aufgrund des derzeit zur Diskussion stehenden Modells erhebliche Zweifel, ob unter diesen Bedingungen die Qualität in der Freizeitpädagogik und das hohe Niveau in der Tagesbetreuung aufrecht erhalten werden kann.“

Denn nicht nur die Aubildung soll laut Entwurf anders werden, sondern auch das Gehalt und der Aufgabenbereich. Denn statt Freizeitpädagogen wären sie dann Assistenzpädagogen, also Zweitlehrkraft im Unterricht. „Ich habe das nicht gelernt, und ich wollte das nie machen. Ich möchte mit den Kindern adäquate Freizeit gestalten und nicht lehren. Das ist, sehe ich nicht meine Aufgabe und das möchte ich nicht machen“, meinte Uschi Müller.

Bildungsministerium verweist auf weitere Gespräche

Beim Bildungsministerium bestätigte man am Freitag die geplante Einführung von pädagogischem Unterstützungspersonal. „Derartige Systeme gibt es bereits in anderen Ländern, das entspricht auch grundsätzlich den Vorschlägen von Rechnungshof, Arbeiterkammer oder OECD“, hieß es in einer Stellungnahme. Es handle sich aber bisher nur um einen Entwurf und man führe laufend Gespräche, wurde betont. Auch ob die neue Regel nur für neue Mitarbeiter oder auch bestehendes Personal gelten soll, steht demnach noch nicht fest.