Verkehr

Leitsystem in Supergrätzl oft ignoriert

Vor rund einem Jahr hat das erste sogenannte Supergrätzl Wiens als Pilotprojekt gestartet. Auf mehr als neun Hektar soll in Favoriten ein verkehrsberuhigtes Grätzl mit mehr Grün und Fußgängerzonen entstehen. Doch derzeit werden Bodenmarkierungen oft ignoriert.

Das Supergrätzl in Innerfavoriten sollte eigentlich den Durchzugsverkehr reduzieren. Dazu wurden Bodenmarkierungen aufgebracht und Straßenpoller montiert. Doch bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein zeigt sich: Die Markierungen werden vielfach einfach ignoriert. Vier solche Kreuzungen wurden im Grätzl zwischen Gudrun- und Quellenstraße sowie Neilreich- und Leebgasse eingeführt.

Verkehrsberuhigende Effekte verpufft

Der Klimaforscher Daniel Huppmann lebt im Supergrätzl. Anfänglich hätten sich Autofahrer noch an Bodenmarkierungen und Abbiegeschilder gehalten, doch das habe sich schnell geändert, sagt er, während ein Auto über die Bodenmarkierungen fährt. „Dadurch ist der Effekt, der am Anfang da war, für die Verkehrsberuhigung mittlerweile wieder vollkommen verpufft. Es ist auch kein Unrechtsbewusstsein da, dass halt hier im Minutentakt die Straßenverkehrsordnung missachtet wird.“

Supergrätzl
ORF
An vier solchen Kreuzungen sollte der Verkehr geleitet werden, oft passiert das aber nicht

„Das Supergrätzl ist dilettantisch umgesetzt“, sagte Verkehrsplaner Ulrich Leth von der TU Wien der „Presse“. Im Juni 2022 wurde das neue Verkehrskonzept eingeführt, dass sich seither viele Autofahrer nicht daran halten ist kein Geheimnis, in der Bezirksvorstehung weiß man Bescheid. Zufrieden ist man auch dort mit der Situation nicht. Mehr Poller in den Kreuzungen werden aber erst im Herbst kommen, zwei Fußgängerzonen sind aus Kostengründen auf nächstes Jahr verschoben worden.

Bezirk hofft auf Besserung durch weitere Umsetzung

Man stehe aber zu dem Projekt und wolle es auch umsetzen, sogar mit mehr Grün als ursprünglich geplant, sagt Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ). „Mir wäre es auch viel lieber, wenn wir da schon fertig sind. Aber es gibt dann EU-Vorgaben, es gibt EU-weite Vorschriften, Einreichungen, es muss das Budget zuerst definiert sein, dann kann erst ausgeschrieben werden.“

Kritik an Supergrätzl

Vor rund einem Jahr ist das erste Supergrätzl Wiens in die Pilotphase gestartet. Dort soll ein verkehrsberuhigtes Grätzl mit mehr Grün und Fußgängerzonen entstehen.

Er hofft: „Wenn das dann in die Bauphase geht, dass das Verständnis der Anrainer dann auch da ist und gesehen wird, dass die Maßnahmen auch wirklich greifen.“ Derzeit ist es jedenfalls nicht der Fall und das, obwohl Daniel Huppmann nicht nur Bezirksvorstehung, sondern auch Polizei und die Magistratsabteilung für Straßenbau und -erhaltung auf das Problem aufmerksam gemacht hat.