Das neue Denkmal am Resselpark.
Matthias Lang/ORF
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Chronik

Denkmal erinnert an homosexuelle NS-Opfer

In Wien ist am Montag das Denkmal zur Erinnerung an homosexuelle NS-Opfer präsentiert worden. Die Skulptur im Resselpark trägt den Titel „Arcus (Schatten eines Regenbogens)“ – sie zitiert also das Symbol der LGBTQ-Bewegung.

Die gebogenen Stäbe weisen zwar die Form eines Regenbogens auf, sind aber nicht bunt. Stattdessen wurden von den Künstlern Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz Trauerfarben, also verschiedene Grauschattierungen, gewählt.

Das Denkmal solle die dunkle Vergangenheit in Erinnerung rufen und auch eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart ermöglichen, wurde beim Medientermin mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) betont. Es solle, so hob Wiederkehr hervor, ein Statement darstellen, das laute: „Nie wieder solche Zeiten.“ Vielfalt sei eine Bereicherung, versicherte er.

Homosexualität bis 1971 verboten

Dass die Skulptur nicht ganz grau sei, sondern zumindest unterschiedliche Farbtöne aufweise, lasse auch einen „Rest von Widerstand“ erkennen, sagte Kaup-Hasler. Sie beklagte jedoch, dass Homophobie wieder zunehme und homosexuelle Handlungen in vielen Ländern unter Strafe stünden – etwa in Uganda, wo sogar die Todesstrafe drohe.

Das neue Denkmal am Resselpark von der Seite.
APA/Georg Hochmuth
Die Grautöne des Regenbogens sollen an die Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit erinnern

Hannes Sulzenbacher, der Vorsitzende jener Wettbewerbsjury, die den Entwurf ausgewählt hat, verwies auf die Geschichte und den langen Leidensweg schwuler und lesbischer Personen. Denn Homosexualität sei von 1852 bis 1971 verboten gewesen. Die Verfolgung betroffener Männer habe sich nach dem „Anschluss“ dramatisch erhöht. Viele seien verurteilt und rund 100 Menschen ins Konzentrationslager deportiert worden. Von ihnen überlebte weniger als ein Drittel.

Doch auch nach dem Ende des NS-Regimes sei den Opfern die Anerkennung verwehrt worden, etwa von den Opferverbänden und den Parteien, kritisierte Sulzenbacher. Die Überlebenden seien schlicht vorbestrafte Sexualtäter gewesen. Erst 2005 sei die entsprechende Anerkennung erfolgt, zu einem Zeitpunkt, als vermutlich kein Betroffener mehr gelebt habe, vermutete der Jurychef.

Hürden für Denkmalumsetzung

Die Pläne zur Umsetzung eines Denkmals für homosexuelle NS-Opfer in Wien waren wiederholt mit Hürden konfrontiert. Der erste Siegesentwurf für den Resselpark wurde vom britischen Künstler Marc Quinn wieder zurückgezogen. Es war geplant, überdimensionale Hände zu errichten, die auf einem verspiegelten Tisch postiert hätten werden sollen. Auf den Rückzug folgte eine Neuausschreibung.

Ursprünglich hätte das Mahnmal überhaupt am Morzinplatz – also dort, wo sich einst die Gestapo-Zentrale befand – errichtet werden sollen. Doch das Vorhaben, das auch ein Becken mit rosa Wasser vorsah, war auf dem Areal technisch nicht umsetzbar. Später gab es temporäre Installationen, etwa am Naschmarkt. Das Gesamtbudget für das nun fertige Denkmal in der Höhe von 300.000 Euro wird von der Stadt und dem Nationalfonds der Republik Österreich zur Verfügung gestellt.