Die Justizanstalt Simmering von innen
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Chronik

Gefängnis öffnet seine Türen

Ein ungewöhnlicher Tag der offenen Tür steht bevor – am Freitag in der Justizanstalt Simmering. Häftlinge dürfen natürlich nicht raus, vielmehr wird Besucherinnen und Besuchern das Gefängnis gezeigt. Man hofft damit auch auf neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Es sei ein vielfältiger Job, spannend, aber auch sehr herausfordernd, sagte Oberst David Klimbacher aus dem Justizministerium und selbst seit 30 Jahren Justizbeamter, gegenüber Radio Wien. Wenn man in eine Justizanstalt komme, erlebe man etwas gänzlich anderes als das, was man im Kopf habe.

„Das ist jedenfalls einmal garantiert“, weil Vollzug in Österreich ganz anders praktiziert werde, als man es aus US-amerikanische Serien kennt. Für die Besucherinnen und Besucher werden am Freitag Stationen in den verschiedenen Bereichen aufgestellt, wo erklärt wird, was dort genau passiert.

„Das gesamte Potpourri einer Justizanstalt“

„Wir zeigen, was erlebt ein Mensch, der in Haft kommt, also von der Festnahme bis zur Einlieferung, Durchsuchung, Integration auf der Abteilung, der Einbindung in die Betriebe, in die Bildungsmaßnahmen, bis zur Einstellung für Lockerungsmaßnahmen, bis zum Freigang und zum elektronisch überwachten Hausarrest – das gesamte Potpourri einer Justizanstalt.“

Anmeldung erforderlich

Das Mindestalter beträgt 14 Jahre, Ausweise werden kontrolliert, Smartphones sind nicht erlaubt. Der erste Einlass ist am Freitag um 11.45 Uhr, die Führung startet dann um 12.00 Uhr. Eine Anmeldung ist verpflichtend.

Vor allem auch Interessierte am Beruf des Justizwachebeamten, der Justizwachebeamtin haben die Gelegenheit, einen seltenen Einblick in eine Haftanstalt zu gewinnen und offene Fragen zu klären: „Das erste, was man braucht, ist ein Verständnis, wie der Staat funktioniert, die Verwaltung, die Exekutive, wie ein Gefängnis funktioniert. Das wird in einer einjährigen Grundausbildung unterrichtet, das muss man mal haben“, erklärte Klimbacher.

„Man muss Menschen mögen“

Was man auch mitbringen müsse, seien „Werte und Haltungen. Das ist etwas ganz Wesentliches. Man muss Menschen mögen, damit man diese Geschichte auch wertfrei und neutral umsetzen kann, wiewohl sie manchmal sehr herausfordernd ist“. Justizwachebeamte sind nach wie vor zum Großteil männlich. Nur 20 Prozent sind Mitarbeiterinnen. Dieser Anteil soll mit dem Tag der offenen Tür, der eben auch ein Recruitingtag ist, erhöht werden, hofft Klimbacher.

Nach mehr als drei Jahrzehnten Berufserfahrung gibt es etwas, das ihm immer wieder besondere Freude an seinem Job bringt: „Wenn man einen Menschen, der in Haft war, wieder einmal sieht und er bedankt sich beispielsweise, dass er in dem Betrieb, in dem er gearbeitet hat, so viel gelernt hat und jetzt auch schon eine Arbeit gefunden hat, die ihm Spaß macht. (…) Dann merkt man schon, dass wir gut gearbeitet haben.“