Rathausplatz Filmfestival
Johannes Wiedl
Johannes Wiedl
Kultur

Sommerkinos in Wien laufen an

Der Sommer steht vor der Tür – die Sommerkinos sind in Wien teils bereits angelaufen. Auch heuer gibt es ein breites Open-Air-Angebot. Gezeigt werden dabei sowohl internationales Festivalkino als auch Independent-Filme und Klassiker der Filmgeschichte.

Mit fast dreieinhalb Monaten Programm ist das Kino am Dach das rein zeitlich betrachtet umfangreichste Open-Air-Kino der Stadt. Angelaufen bereits Anfang Juni, werden auf dem Dach der Hauptbücherei auf dem Gürtel täglich „aktuelle Festivalerfolge, cineastische Schmankerl und Highlights der Kino-am-Dach-Geschichte“ präsentiert. Immerhin feiert das höhenluftige Event heuer 20-jähriges Bestehen.

Ähnlich üppig, wenn auch nicht an einen Standort gebunden, präsentiert sich einmal mehr das Volxkino. Das wohl älteste Open-Air-Kino Wiens tourt in seinem inzwischen 34. Jahr bis 16. September durch die gesamte Stadt und gastiert in Parks, zwischen Gemeindebauten, auf öffentlichen Plätzen und Märkten und an der Neuen Donau. Bei freiem Eintritt setzt man wie gewohnt vorwiegend auf heimische Produktionen. Independent-Filme aus Deutschland und Festivalkino aus aller Welt runden das Programm ab.

Klassiker und junges Kino im Augarten

Das laut Eigendefinition „schönste Freiluftkino Wiens“ öffnet am 22. Juni im Augarten seine Pforten. An 60 Abenden präsentiert das Filmarchiv Austria im Rahmen von Kino wie noch nie große Klassiker der Filmgeschichte ebenso wie spannende Arbeiten junger Regisseurinnen und Regisseure.

Dazu gibt es eine Reihe von Spezialschienen – darunter die „Cinema Sessions“, Stummfilmklassiker mit Livemusikbegleitung, Specials zur Schnittmeisterin Monika Willi, die für „Tar“ eine Oscar-Nominierung einstreifen konnte, und Regisseurin Maria Schrader, zur 2020 verstorbenen Filmkomponistenlegende Ennio Morricone und ein Tribute an das Kino der 1990er Jahre.

Alle Streifen – bis auf den Abschlussfilm „Vienna Calling“, eine Hommage an die vielfältige Wiener Szene, in der zahlreiche Lokalmatadoren zu Wort kommen, inklusive Livekonzert von Der Nino aus Wien – werden am Folgetag im Metro Kinokulturhaus wiederholt. Gastronomisch arbeitet man wieder mit der Grünstern Gartenküche zusammen.

Publikumsstärkstes Sommerkino auf Rathausplatz

Das publikumsstärkste Sommerkino geht am 1. Juli los. Zum bereits 33. Mal lädt das vom Stadt Wien Marketing organisierte Filmfestival am Rathausplatz vor die Machtzentrale der Wiener Kommunalpolitik. Gewohnt liegt der Schwerpunkt hier auf der Musik. Eröffnet wird mit Mozarts „Zauberflöte“. Bis 3. September gibt es bei freiem Eintritt und in Kooperation mit Staatsoper, Vereinigten Bühnen Wien und ORF III dann weitere Schmankerl aus den Sparten Pop, Oper, Jazz und Musical auf der 300 Quadratmeter großen Leinwand zu sehen.

Der Klimawandel wird ebenfalls thematisiert – etwa durch eine Neuinterpretation von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, in der Stürme intensiver, Flüsse versiegt und Vögel verstummt sind. Flankiert wird das Festival erneut von einem breiten Gastroangebot.

Extraangebot für Menschen mit Hörimplantaten

Einen besonderen Fokus auf Barrierefreiheit legt das Kaleidoskop-Festival auf dem Karlsplatz. Dort können sich Trägerinnen und Träger von Hörimplantaten nämlich mittels Induktionsschleifen direkt in den Filmton einklinken, um Störgeräusche von außen zu vermeiden. Außerdem gibt es an ausgewählten Tagen Gebärdensprachdolmetsch und deutsche Untertitelung für schwerhörige und gehörlose Menschen, wobei man das Angebot wegen Subventionskürzungen der Stadt zurückfahren habe müssen, wie das vierköpfige Kuratorinnenteam CineCollective anmerkte.

Inhaltlich rücken die zwischen 30. Juni und 14. Juli gezeigten 15 Filme 15 Metropolen und die dortige Lebensrealität in den Mittelpunkt. Zur Eröffnung mit dem Film „Kokomo City“ geht es nach Atlanta und New York, wohin Regisseurin und Produzentin D. Smith vier schwarzen trans* Sexarbeiterinnen folgt und sie ausführlich zu Wort kommen lässt. Vor allen Screenings gibt es begleitende Performances von Dance Battles über Konzerte bis Lesungen, die einführen und zugleich „eine Brücke nach Wien schlagen“ sollen, wie das Quartett betont.

Kurzfilme für „Pay as you can“

Darüber hinaus laden eine Reihe kleinerer Freiluftkinos zu cineastischen Leckerbissen. Das dotdotdot-Festival etwa präsentiert in seiner 14. Ausgabe zwischen 30. Juli und 29. August an jedem Sonntag, Montag und Dienstag insgesamt rund 100 internationale Kurzfilme und Gespräche mit Gästen zu diversen Themenschwerpunkten im Garten des Volkskundemuseums in der Josefstadt (bei Schlechtwetter im Großen Saal). Das Programm soll Anfang Juli veröffentlicht werden. Fix ist bereits: Auch hier wird Menschen mit Hörbehinderung ein Dolmetschservice geboten, der Eintritt erfolgt nach dem Motto „Pay as you can“.

Im MuseumsQuartier macht es sich das frame[o]ut-Festival ab 14. Juli und bis 2. September zur Aufgabe, jeden Freitag und Samstag „innovatives heimisches und internationales Kino“ im Hof 8 (bei Schlechtwetter in der MQ Arena21) zu kredenzen. Und am 18. und 19. August wird es auf dem Columbusplatz in Favoriten wieder Stumm & Laut, wenn historische Stummfilme mit Livemusik gezeigt werden. Budgetbedingt diesmal nur an zwei statt drei Tagen wird u. a. an Alice Guy-Blanche, die laut Programm 1896 den ersten fiktionalen Film der Welt drehte, erinnert.