Vom Glück eines Strandtages ist bei dem Kunstwerk nichts zu spüren: „Das Foto erinnert mich an die Schlussszene von Lars von Triers Drama ‚Melancholia‘. Da wartet die Familie auf das Ende der Welt. Und dieses Gefühl, nicht zu wissen, was als Nächstes passieren wird, war mein roter Faden. Denn auch heute weiß man in der Früh nicht mit Sicherheit, wie der Tag enden wird“, sagt Bucan.
„Alles analog und nichts digital“
Das Foto sei an der Südküste Australiens entstanden, so Bucan. Von dort bis zur Antarktis gebe es nur noch Wasser: „Die australischen Strände ziehen sich kilometerweit hin. Das Meer wirkt durch diese Weite bedrohlich, weil man nichts sieht außer Wasser. Was mich aber besonders beeindruckte, waren die Stille und die Bewegungslosigkeit der Menschen. Da es Winter und das Meer kalt war, gingen alle nämlich nur bis zu den Waden ins Wasser. Die damalige Szenerie scheint aber einiges mit unserer gegenwärtigen Situation gemeinsam zu haben.“
Die Eisberge hat Bucan stark stilisiert, in das Foto geschnitten, in Handarbeit und mit einem einfachen Stanley-Messer. Hier ist alles analog und nichts mit Hilfe digitaler Bildbearbeitungsprogramme entstanden. „Meine Fotos können Schnappschüsse aus dem Alltag sein, Naturlandschaften zeigen oder das urbane Leben. Ich greife anschließend aber immer in die Bilder ein, schneide Teile heraus oder ergänze Objekte, um die ursprüngliche Bedeutung zu verändern.“
Ringturm-Verhüllungen seit 2006
Im slowenischen Nowgoriza geboren, studierte Bucan ursprünglich Soziologie, bevor sie sich der Kunst zuwandte. Heute lebt und arbeitet sie als freischaffende Fotografin in Berlin. Ihre „Wandernden Eisberge“ reihen sich in eine Serie von Verhüllungen des Ringturms ein, die 2006 begonnen hat. Künstler und Künstlerinnen wie Christian Ludwig Attersee, Gottfried Helnwein und Xenia Hausner waren unter anderen beteiligt.