Gericht

Betrügerische Tour mit Maserati: „Graf“ in Haft

Der Spross eines uralten Adelsgeschlechts ist am Dienstag wegen einer ganzen Reihe von Betrügereien am Wiener Straflandesgericht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der 48-Jährige hatte mit einem Maserati eine betrügerische Tour durch Ostösterreich gemacht.

Der Mann hatte getankt bzw. gespeist, ohne zu zahlen, fuhr mit gestohlenen Nummerntafeln, schloss 39 Handyverträge ab, zudem verursachte er im alkoholisierten Zustand einen schweren Unfall. Er wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Widerstands gegen die Staatsgewalt, schwerer Körperverletzung, fahrlässiger Körperverletzung und Urkundenunterdrückung zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. „Das ist eine harte Lektion, aber ich nehme sie an“, sagte der Adelige nach der Urteilsverkündung. Die Staatsanwältin nahm das Urteil ebenfalls an, somit ist es rechtskräftig.

Keine Rate für Maserati gezahlt

Als der mehrfach einschlägig vorbestrafte Graf erst 2021 in Deutschland aus der Haft entlassen wurde, reiste er anschließend zu seiner Familie nach Österreich. Der 48-Jährige hat sowohl die deutsche als auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Zwar gab der Mann an, als Kaufmann zu arbeiten, doch lebte er hauptsächlich vom Erbe seiner Eltern.

Im Jänner 2022 ließ er sich über einen Mietkaufvertrag einer Bank einen Maserati im Wert von 59.990 Euro finanzieren, den er in einem Wiener Autohaus abholte. Er bezahlte keine einzige Rate, auch als das Geldinstitut den Luxuswagen zurückhaben wollte, als der Kredit fällig wurde, reagierte der „Graf“ nicht.

Zahlte an Tankstellen nicht

Ganz im Gegenteil, er tankte den Wagen immer wieder bei Tankstellen in Wien, Niederösterreich und im Burgenland ohne zu zahlen. Dabei gab er zum Teil seinen richtigen Namen an, versprach wieder zu kommen, um die Rechnung zu begleichen. Aufgrund seines Auftretens und seines teuren Wagens glaubten die Tankstellenbesitzer ihm. 18 Mal finanzierte er so seine Tankfüllung. „Ich habe den Überblick verloren“, entschuldigte er sich vor Gericht.

Am 20. November speiste er in Döbling bei einem Nobelheurigen um fast 100 Euro, die Zeche bezahlte er ebenfalls nicht. Für eine Geschäftsidee schloss er darüber hinaus von Mai bis September 2022 noch 39 Handyverträge ab, ohne die Spesen zu bezahlen. Im Laufe der Zeit seien seine „Luftschlösser zerplatzt“. Er entschuldigte sich auch bei der Staatsanwältin, die mehrfach die Anklage ausweiten musste: „Es tut mir leid, dass ich so einen gewaltigen Aufwand verursacht habe.“

Schwerer Verkehrsunfall

Am 13. November 2022 verursachte er im alkoholisierten Zustand einen schweren Verkehrsunfall in Weiden am See. Obwohl ihm schon wegen einer Alkofahrt zuvor der Führerschein abgenommen wurde, setzte er sich betrunken ans Steuer des Maserati. Dabei stieß er so heftig gegen einen auf einem Grünstreifen neben der Straße befindlichen, etwa 1,60 Meter hohen Holzpflock, an dem ein Hinweisschild angebracht war, dass dieser aus der Verankerung gerissen und durch die Luft geschleudert wurde.

Der Pflock traf eine Fußgängerin am Rücken. Die Frau erlitt einen dreifachen Rippenbruch, sechs Wirbelbrüche und einen Bluterguss der Milz. Daraufhin montierte er alle paar Tage gestohlene Autokennzeichen auf den Maserati, damit er der Polizei nicht auffiel.

Polizist angefahren

Seinem Treiben wurde am 12. Jänner 2023 ein unrühmliches Ende gesetzt. Bei einer Polizeikontrolle dürfte er in Panik geraten sein und wollte davon fahren. Ein Beamter, der gerade die Fahrzeugkontrolle durchführen wollte, stellte sich vor den Maserati und wurde von dem Fahrzeug erfasst. Der Polizist klammerte sich mit beiden Händen an der Motorhaube fest, um nicht herunterzufallen und wurde so an die 15 Meter weit mitgenommen. Erst da blieb der Graf stehen und ließ sich festnehmen.