Lehrerzimmer
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Bildung

Ringen um Lehrkräfte über den Sommer

Seit Jahren schon ist der Mangel an Lehrkräften großes Thema in Wien. Auch über den Sommer werden weiter Lehrkräfte für den Herbst gesucht. Vermutlich werden aber Planstellen offen bleiben, heißt es jetzt schon von der Stadt.

Auslöser sind eine Pensionierungswelle und mehr Schülerinnen und Schüler. Wie groß der Mangel an Lehrkräften ist, lässt sich auch daran erkennen, dass Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr NEOS) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) unisono Personalschwierigkeiten angesichts des nächsten Schuljahres bekennen.

„Wir müssen tatsächlich bis vermutlich in den August bis zum letzten Ferientag gut daran arbeiten, in der Bildungsdirektion, dass wir ein gutes Schuljahr starten können“, so Himmer am Freitag. Und Wiederkehr: „Es wird aber vermutlich nicht gelingen, alle offenen Planstellen, die wir haben, zu besetzen.“

Besonders viele Erstklassler

Sorgenkinder sind die Sonderpädagogik sowie die Volksschule. Heuer gibt es über 20.000 Erstklasslerinnen und Erstklassler, das sind rund 20 Prozent mehr als noch vor ein paar Jahren. Man setzt auf Studierende, pensioniertes Lehrpersonal und auch auf Quereinsteiger. Der Wiener Lehrervertreter Thomas Krebs begrüßt jedwede Initiative, ist aber skeptisch, ob dadurch die Lücken tatsächlich geschlossen werden können.

Ringen um Lehrkräfte über den Sommer

Seit Jahren schon ist der Mangel an Lehrkräften großes Thema in Wien. Auch über den Sommer werden weiter Lehrkräfte für den Herbst gesucht. Vermutlich werden aber Planstellen offen bleiben, heißt es jetzt schon von der Stadt.

Quereinsteiger oft für MINT-Fächer qualifiziert

Als Reaktion auf den zunehmenden Lehrermangel in einigen Fächern und Regionen wirbt auch das Bildungsministerium derzeit Akademiker aus anderen Bereichen als Quereinsteiger für die Schulen an. Bis Ende Mai wurden rund 800 zertifiziert, sie sollen ab Herbst in den Klassen stehen können.

Jede dritte Zertifizierung betrifft dabei den MINT-Bereich (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), in dem besonders viele Lehrkräfte gesucht werden, zeigen Daten des Bildungsressorts. Insgesamt hat die dafür eingerichtete Kommission 834 Zertifizierungen für allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Geschichte und Turnen in der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) erteilt.

Meisten Zertifizierungen in Mathematik

Dabei wurden aber „einige“ Quereinsteiger auch für mehrere Fächer zertifiziert, wie es in der aktuellen Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ durch Minister Martin Polaschek (ÖVP) heißt. Die meisten Zertifizierungen gibt es den Zahlen zufolge in Mathematik (146). Berücksichtigt man auch Fächer wie Physik, Chemie, Informatik und Biologie, fallen 39 Prozent in den MINT-Bereich. Ebenfalls stark vertreten sind die Fächer Deutsch (110), Geografie und wirtschaftliche Bildung (72), Englisch sowie Kunst und Gestaltung (je 58).#

Voraussetzungen und Bedingungen für Quereinstieg

Für einen Quereinstieg in Frage kommt, wer ein passendes Studium (etwa Betriebswirtschaft für das Fach Mathematik) und drei bzw. in Ausnahmefällen 1,5 Jahre fachlich geeignete Berufserfahrung (z.B. Statistiker, Wirtschaftsprüfung) vorweisen kann. Außerdem muss man nach erfolgreicher Zertifizierung auch eine Stelle an einer Schule erhalten und dann parallel zum Unterrichten innerhalb von fünf Jahren ein Quereinsteigerstudium an einer Pädagogischen Hochschule (PH) abschließen, wo einem bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Kompetenzen vermittelt werden.

Dafür winkt eine Anstellung im normalen Lehrergehaltsschema. Bisher bekamen Quereinsteiger an Schulen hingegen meist nur (in der Regel schlechter bezahlte) Sonderverträge. Mit solchen alten Quereinsteiger-Verträgen sind laut der Anfragebeantwortung an den Landesschulen (Volks-, Mittel-, Sonder-, Berufs- und Polytechnische Schule) im zu Ende gehenden Schuljahr 1.901 Vollzeitkräfte und 2.273 Teilzeitkräfte im Einsatz gewesen.

Für Volks- und Sonderschulen nicht geplant

Ein spezielles Quereinsteigerangebot nach Vorbild der Sekundarstufe ist für die Volks- und Sonderschulen trotz des dortigen Personalmangels derzeit „nicht in Planung“. An den Bundesschulen (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) sind in diesem Schuljahr 2.719 Personen mit Sondervertrag im Einsatz und damit ein Sechstel mehr als noch 2015/16, wie die Daten der Anfragebeantwortung zeigen.

SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler übte in einer Stellungnahme Kritik an der Initiative „Klasse Job“, in deren Rahmen u.a. das neue Quereinsteiger-Angebot vom Ministerium beworben wird. Das Ministerium habe dafür 600.000 Euro an eine Medienagentur gezahlt, die ohne Ausschreibung ausgewählt wurde. „Das ist klassische ÖVP-Manier: Viel Geld sehr intransparent für reine Show verpulvern ohne nachhaltige Verbesserungen für die Menschen zu erreichen.“ Zur Frage, wieso auf eine Ausschreibung verzichtet wurde, soll es nun eine Folgeanfrage geben.