Statt eines großen Benefizfestes wie früher gibt es diesmal eine Geburtstagsfeier im kleinen Kreis. Mit den Geburtstagsfesten hält sich Lohner auch nicht lange auf, die Schauspielerin, Kabarettistin, Moderatorin, Buchautorin und sozial engagierte Frau hat einfach zu viel zu tun.
Am 18. Juli tritt sie im Schloss Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf mit ihrem Programm „Bazooka und die Vier im Jeep“ auf. Es sei „eine Zeitreise durch das Wien von 1943 bis 1955“, sagte sie im APA-Gespräch. Mit Erwin Steinhauer probt sie derzeit den Briefverkehr zwischen Marlene Dietrich und Friedrich Torberg, was im Rahmen des Kultur.Sommer.Semmering erstmals am 28. Juli im Grandhotel Panhans zu sehen sein wird.
Geboren als Christine Keprda in Wien
Im Oktober steht Lohner in „My Fair Lady“ als Mutter von Professor Higgins auf der Bühne Baden: „Da bin ich das erste Mal mit 80 Mutter“, schmunzelte sie. Dann kommt in der Adventzeit „Schon wieder Weihnachten“, bei dem Lohner liest und Toni Matosic von Monti Beton singt, und zwar „unartige Weihnachtsgeschichten“. Darüber hinaus hat Lohner zwei weitere Buchprojekte auf der Agenda, über die sie aber noch nichts verraten will.
Lohner wurde am 10. Juli 1943 als Christine Keprda in Wien geboren, mitten im Krieg. Sie hat eine jüngere Schwester. Die erste Wiener Wohnadresse der Familie lautete Leitgebgasse 7. Ihr Vater Franz Keprda war nach dem Krieg Direktor des Wiener Volksbildungsvereins, der heutigen Volkshochschule Margareten. Ihren Nachnamen Lohner verdankt Chris Lohner Alfons Lohner, mit dem sie ein Jahr verheiratet war. Aus der Ehe hat sie auch eine Stieftochter.
Nach der Matura in Wien war Lohner als Austauschschülerin in den USA. Danach studierte sie Schauspiel und finanzierte sich das Studium über ihre Arbeit als Fotomodell. Bekannt wurde sie dann insbesondere als Fernsehsprecherin und Moderatorin beim ORF, wo sie ab 1973 tätig war.
Proteste gegen Aus als ÖBB-Stimme
Im Alltag vieler Menschen ist sie heute vor allem als „die Stimme der ÖBB“ präsent. „1,4 Millionen Menschen hören mich pro Tag“, erzählte Lohner, und das mittlerweile digitalisiert. „Ich habe jeweils 15.000 Sätze auf Deutsch und Englisch gesprochen“, schilderte sie die Aufnahmen als einen echten Knochenjob. Auf diese Art könnte und wird Lohner weitere Jahrzehnte bei den ÖBB zu hören sein. 2010 hatten die ÖBB kurzzeitig eine deutsche Computerstimme eingeführt – was für Proteste sorgte.
TV-Hinweis
ORF III widmete Chris Lohner am 8. Juli einen Schwerpunkttag, etwa mit der Doku „Frau mit Prinzipien – Die Fernsehlegende Chris Lohner“ – mehr dazu in tvthek.ORF.at.
„Die letzte Tranche will ich der Jugend widmen“
Auch Hilfsprojekte sind der nun 80-Jährigen nach wie vor ein großes Anliegen. „Seit eineinhalb Jahren bin ich Botschafterin von Jugend eine Welt“, erzählte Lohner. „Die letzte Tranche will ich der Jugend widmen.“ Nach vielen Jahren bei Licht für die Welt, der Fachorganisation für Menschen mit Behinderungen und dem Einsatz für Kataraktoperationen in Entwicklungsländern kümmert sich Lohner nun um Straßenkinder, denen unter anderem Bildung ermöglicht werden soll. „Bildung ist die Grundlage.“
Dabei will sie nächstes Jahr ins westafrikanische Sierra Leone fahren, wo Jugend eine Welt unter anderem ein Projekt für minderjährige Straßenprostituierte in der Hauptstadt Freetown unterhält. Damit setzt Lohner eine langjährige Tradition fort, immer wieder war sie mit Licht für die Welt in Entwicklungsländern, meist in Afrika. „Das muss ich schon betonen: Ich zahle mir immer alle meine Reisen in Armutsgebiete selbst“, sagte Lohner.
„Ich bin ein Jetzt-Mensch“
Der Plan für Sierra Leone ist allerdings der erste seit längerer Zeit. Frühere Reisen verhinderte die Coronavirus-Pandemie – von der auch Lohner nicht verschont geblieben ist, nicht nur als Künstlerin. Im Jänner 2021 erwischte sie das Virus, damals noch der Wildtyp. Sieben, acht Kilo verlor Lohner, drei Monate lang litt sie unter den Nachwehen der Krankheit. „Mir hat so vor dem Essen gegraust“, schilderte sie. Schwach und energielos fühlte sie sich, bis es Ende April vorbei war. Von einem Tag auf den anderen war Lohner wieder wie zuvor.
Aus dem Archiv: Chris Lohner
Chris Lohner gehört seit Jahrzehnten zur österreichischen Identität – erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Jahre sie im Ausland gelebt hat: als Stipendiatin in den USA, als Model in Italien, Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland.
Nach dem Tod ihrer Cairn-Terrier-Hündin Shirley, die Lohner auch in einem Buch („Shirley – der Hund, den ich eigentlich nicht wollte“) verewigt hat, ist vor etwa einem Jahr Sally in ihr Leben getreten, wieder ein Cairn-Terrier, nach zwei Rüden und Shirley nun die zweite Hündin. „Sally ist die Schlimmste, die ich je hatte“: Also steht nun auch Hundeerziehung auf Lohners Programm.
Nicht zuletzt wurde Lohner auch noch Testimonial des Bestattungsinstituts Himmelblau. Selbst bezeichnet sie sich als Atheistin und glaubt auch nicht an ein Leben nach dem Tod. „Ich glaube, da ist nichts. Und ich glaube, du lebst auch anders – viel bewusster –, wenn du für dich die Erkenntnis hast, es ist danach nichts mehr.“ In diesem Sinn sei sie auch niemand, der in der Vergangenheit oder für die Zukunft lebe: „Ich bin ein Jetzt-Mensch.“