Nummer einer Beratungsstelle auf Handy
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Chronik

Femizide: Mehr Anrufe bei Beratungsstellen

Erst Anfang dieser Woche ist eine 28-jährige Frau in Wien-Ottakring in ihrer Wohnung getötet worden. Tatverdächtig ist ihr Lebensgefährte. Nach dem Bekanntwerden von sogenannten Femiziden, also Frauenmorden, nehmen auch die Anrufe bei Beratungsstellen zu.

Jede dritte Frau ist in Österreich von Gewalt betroffen. 16 Frauen wurden in Österreich heuer bisher von Männern getötet, vier davon in Wien. 25 bis 30 Mal läutet das Telefon im Schnitt jeden Tag bei der Frauen-Helpline gegen Gewalt – Tendenz steigend.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 9. Juli 2023, 19.00 Uhr in ORF 2

Frauen seien oft sehr besorgt, wenn Femizide passieren, schilderte Maria Rösslhumer vom Verein Autonome österreichische Frauenhäuser, der die Helpline betreibt. „Viele Frauen rufen an und sagen: Glauben Sie, dass mein Mann auch so reagiert, glauben Sie, dass er auch dazu neigen könnte, dass er mich umbringt?“, so Rösslhumer im Interview mit „Wien heute“.

Frauen-Helpline auch für Personen aus Umfeld

Bei der Frauen-Helpline kann man rund um die Uhr, anonym und kostenlos angerufen werden. Das Angebot richtet sich jedoch nicht nur an von Gewalt betroffene betroffene Frauen und Mädchen bzw. Kinder. „Es können auch Personen aus dem Umfeld der Betroffenen anrufen, wenn sich jemand Sorgen macht um eine betroffene Frau“, betonte Rösslhumer. Das könne etwa eine Nachbarin oder ein Arbeitskollege sein.

Anstieg auch bei Hotline Männerinfo

Auch bei der Telefonseelensorge in Wien macht sich ein Anstieg der Anrufe bemerkbar. Als Grund nennt man neben der Pandemie ebenfalls Femizide. „Man merkt, dass diese Geschichten, wenn sie durch die Medien gehen beschäftigen“, sagte Carola Hochhauser, die evangelische Leiterin der Telefonseelsorge. Es würden dann Frauen anrufen, die in irgendeiner Art betroffen seien, oder die jemanden kennen würden und wissen wollen, wo sie sich in Notsituationen hinwenden könnten.

Mehr Anrufe nach einer Gewalttat verzeichnet auch die Krisenhotline Männerinfo, die das Ziel hat, Gewalt zu verhindern bevor sie ausbricht. Die Hilfshotlines können keine Anzeigen aufnehmen oder Betroffene direkt vor dem Täter schützen – das ist Arbeit der Polizei. Sie versuchen Frauen jedoch, auf ihrem Weg dorthin zu unterstützen und ihnen Unsicherheiten zu nehmen.