Yang Yang mit erstem Jungtier Fu Long
Daniel Zupanc
Daniel Zupanc
Tiere

Tiere im Zoo Schönbrunn künftig ohne Namen

Die Tiere im Tiergarten Schönbrunn bekommen künftig keine Namen mehr, zumindest in der Öffentlichkeit. Wie die „Tiroler Tageszeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtet, will Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck so den Fokus auf den Artenschutz lenken.

Vom Robbenmännchen Comandante über die Pandabärin Yang Yang bis zum Giraffenjungtier Amari: Bisher hatten viele Tiere im Schönbrunner Zoo einen Namen. Teilweise wurde sogar das Publikum um Ideen gebeten. Knapp 21.000 Namensvorschläge trudelten etwa für eine 2019 geborene Eisbärin ein, sogar aus Japan und den USA – schließlich wurde der Name „Finja“ ausgewählt.

Diese Praxis soll nun jedoch der Vergangenheit angehören. Man gehe hier für den deutschsprachigen Raum bewusst einen neuen Weg und übernehme eine Vorreiterrolle, sagte Direktor Hering-Hagenbeck im Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“. Eine Sprecherin des Tiergartens bestätigte den Bericht gegenüber wien.ORF.at. Man wolle sich in der Kommunikation nach außen nun verstärkt auf die Hauptaufgabe des Artenschutzes konzentrieren, denn bei vielen Tierarten sei es „fünf vor zwölf“.

Eisbär Finja mit Fisch im Tiergarten Schönbrunn
Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc
Aus knapp 21.000 Vorschlägen wurde der Name Finja für die 2019 geborene Eisbärin ausgewählt

„Größtes Artensterben in der Menschheitsgeschichte“

„Wir erleben derzeit das größte Artensterben in der Menschheitsgeschichte“, betonte Zoodirektor Hering-Hagenbeck im Interview. „Einige Tierarten existieren derzeit nur noch in menschlicher Obhut. Viele andere sind bereits für immer von diesem Planeten verschwunden.“ Artenschutz könne jedoch nur gelingen, wenn man sich auf die Population konzentriere, statt auf das einzelne Individuum, warb Hering-Hagenbeck um Verständnis für die Entscheidung.

Hering-Hagenbecks Punkt ist außerdem: Nur einige wenige Arten wie Giraffen, Bären und Elefanten seien durch Namensgebung hervorgehoben worden, nie ein Rochen oder ein Chamäleon. „Hierdurch werden unserer Meinung nach Tiere unterschiedlich gewertet – sie benötigen aber alle unseren Schutz und die gleiche Fürsorge“, wird der Direktor in der Tiroler Tageszeitung zitiert. „Der Tiergarten Schönbrunn möchte als Bildungsinstitution zukünftig dieser Form der Vermenschlichung entgegentreten – und daher künftig aktiv keine Tiernamen mehr kommunizieren.“

Orang Utan Nachwuchs
Daniel Zupanc
Der jüngste Orang-Utan-Nachwuchs ist ein Weibchen – der Name wird jedoch nicht mehr aktiv kommuniziert

Patenschaftssystem bereits umgestellt

Für die Arbeit der Tierpflegerinnen und -pfleger soll sich jedoch nichts ändern. Hier sollen die Tiere weiterhin Namen bekommen. Das sei für die tägliche Arbeit entscheidend, aber auch ein Zeichen der Verbundenheit, so eine Sprecherin des Tiergartens gegenüber wien.ORF.at. So habe beispielsweise intern auch das kürzlich auf die Welt gekommene Orang-Utan-Jungtier einen Namen bekommen.

Sehr wohl ändern wird sich das Patenschaftensystem. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist ja beispielsweise Pate der Eisbärin Finja, die vor Kurzem in den Zoo Nürnberg übersiedelte. Man habe das System bereits umgestellt, so Hering-Hagenbeck in der „Tiroler Tageszeitung“, auch hier liege der Fokus nun auf der Tierart bzw. Tiergruppe.