Bibiana Zeller 95-jährig verstorben
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Kultur

Schauspielerin Bibiana Zeller verstorben

Die Burgschauspielerin Bibiana Zeller ist am Sonntag 95-jährig verstorben. Als Frau Kottan in der Fernsehserie „Kottan ermittelt“ erlangte sie in den frühen 80er-Jahren große Popularität, am Burgtheater stand sie nach ihrer Pensionierung 1999 bereit, wenn „eine wirklich uralte Frau“ gebraucht wurde.

Subtilität, feiner Humor und ein Gespür für Skurrilität gehörten ebenso zu ihren Markenzeichen wie ihre charakteristisch helle, zerbrechliche Stimme, die sie dem Burgtheater als Ensemblemitglied seit 1972 lieh. Ihre bewegte Karriere fasste Bibiana Zeller unter dem Titel „Bitte lasst mich mitspielen!“ 2015 in ihrer Autobiografie zusammen, in der sie nicht nur vom Leben am Theater, sondern auch den Erlebnissen in ihrem zweiten Standbein Film erzählte.

Eine Doppelrolle, die nicht immer einfach zu meistern war, wie sie anlässlich ihres 85. Geburtstags im APA-Gespräch erzählte: „Peymann hat mich in der ganzen Zeit keinen Film machen lassen. Ich musste immer bereitstehen, auch wenn er mich dann nicht besetzt hat“, erinnerte sich die Schauspielerin. „Das war seine Überzeugung: Film und Fernsehen sind eigentlich blöd.“

Fotostrecke mit 15 Bildern

Bild von Bibiana Zeller
ORF Wien
Aufgebahrter Sarg
ORF Wien
Bibiana Zeller (Ilse Kottan), Franz Buchrieser (Adolf Kottan)
ORF/Satel-Film
Bibiana Zeller (Ilse Kottan), Franz Buchrieser (Adolf Kottan) in „Kottan ermittelt“
Peter Vogel und Bibiana Zeller
ORF/Satel-Film
Peter Vogel und Bibiana Zeller
Benno Fürmann (Leopold von Hohensinn), Bibiana Zeller (Gloria von Hohensinn) in „Alles Schwindel“
ORF/Hubert Mican
Benno Fürmann (Leopold von Hohensinn), Bibiana Zeller (Gloria von Hohensinn) in „Alles Schwindel“
Bibiana Zeller am Set von Kottan ermittelt
ORF/Satel-Film
Bibiana Zeller am Set von „Kottan ermittelt“
Bibiana Zeller (Frau Kottan), Peter Vogel (Kottan), Birgit Machalissa (Sissi)
ORF/Satel-Film
Bibiana Zeller (Frau Kottan), Peter Vogel (Kottan), Birgit Machalissa (Sissi) in „Kottan ermittelt“
Bibiana Zeller in SOKO Kitzbühel
ORF/BEO-Film/Stella von Saldern
Bibiana Zeller in „SOKO Kitzbühel“
Bibiana Zeller (Ilse Kottan), Franz Buchrieser (Adolf Kottan), Florian Böhm (Walter Kottan)
ORF/Satel-Film
Bibiana Zeller (Ilse Kottan), Franz Buchrieser (Adolf Kottan), Florian Böhm (Walter Kottan) in „Kottan ermittelt“
Bibiana Zeller (l.) und Schiko Hara  anl. der Fotoprobe zu Peter Handkes „Spuren der Verirrten“
APA/Barbara Gindl
Bibiana Zeller (l.) und Schiko Hara anl. der Fotoprobe zu Peter Handkes „Spuren der Verirrten“
Philipp Hochmair als wilder Mann und Bibiana Zeller als wilde Frau
APA/Herbert Pfarrhofer
Philipp Hochmair als „wilder Mann“ und Bibiana Zeller als „wilde Frau“ im Stück „Untertagblues“ von Peter Handke
Dorothee Hartinger (Erika), Karl Mittner (Ein alter Pilger) und Bibiana Zeller (eine alte Pilgerin)
APA/Robert Jaeger
Dorothee Hartinger (Erika), Karl Mittner (alter Pilger) und Bibiana Zeller (alte Pilgerin) im Stück von Lukas Baerfuss „Der Bus“
Bibiana Zeller und Rudolf Melichar
APA/Barbara Gindl
Bibiana Zeller und Rudolf Melichar
Andrea Clausen (l.) als Titania, Koenigin der Elfen und Bibiana Zeller (r.) als Ein Elf, in Titanias Dienst
APA/Herbert P. Oczeret
Andrea Clausen (l.) als „Titania, Koenigin der Elfen“ und Bibiana Zeller (r.) als „Ein Elf, in Titanias Dienst“ in „Ein Sommernachtstraum“
Bibiana Zeller 95-jährig verstorben
APA/Barbara Gindl
Bibiana Zeller in „Doktor Faustus – My love is as a fever“

Bekanntheit als Frau Kottan

Dennoch brachte sie es auch beim Film zu Bekanntheit: Als Frau Kottan in der Fernsehserie „Kottan ermittelt“ erlangte sie in den frühen 80er-Jahren große Popularität. Besonders beliebt war sie als Herta in der Serie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“. Für das Kino spielte die am 25. Februar 1928 geborene Zeller unter anderem in Michael Glawoggers Film „Die Ameisenstraße“ (1995), in Robert Dornhelms Streifen „Der Unfisch“ (1997) oder in Xaver Schwarzenbergers „Zuckeroma“ (2004).

2010 folgte ein weiterer Auftritt in Peter Patzaks „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“, 2011 stand sie in der Glavinic-Verfilmung von „Wie man leben soll“ (Regie: David Schalko) vor der Kamera. 2015 spielte sie in der Regie von Tobi Baumann in „Gespensterjäger – Auf eisiger Spur“. Zuletzt war sie 2016 in „Die Blumen von gestern“ von Chris Kraus auf der großen Leinwand zu sehen.

Bibiana Zeller ist tot

Die österreichische Schauspiellegende Bibiana Zeller ist am Sonntag verstorben. Erst im Februar feierte Zeller ihren 95. Geburtstag. Bekannt wurde sie unter anderem für ihre Rolle in „Kottan ermittelt“, wo sie in 18 Folgen die Ehefrau des Kommissars spielte.

Oft in der Nebenrolle

Doch den Anfang machte sie am Theater: Ihr erstes Engagement erhielt Bibiana Zeller nach einer privaten Schauspielausbildung 1950 am Theater in der Josefstadt. In den folgenden 20 Jahren war sie überwiegend auf deutschen Bühnen zu sehen. Erst 1972, als Gerhard Klingenberg sie ans Wiener Burgtheater engagierte, kehrte die Schauspielerin in ihre Heimatstadt zurück.

Dort entwickelte sie sich bald zu einer profilierten Nebenrollendarstellerin: „Eigentlich habe ich mir bei jedem Stück die andere Rolle gewünscht, aber die hat dann immer Gusti Wolf bekommen“, lachte Zeller einmal im APA-Interview. „Ich habe immer die kleinere Rolle bekommen, aber ich habe es Gusti gegönnt, wir haben uns gut verstanden.“ Zeller trat etwa in Stücken von Kleist, Ibsen, Brecht, Pirandello, Nestroy, Grillparzer und Shakespeare auf. Bei den Salzburger Festspielen 2005 und 2006 stand sie als Jedermanns Mutter auf der Bühne am Domplatz.

Vorliebe für moderne Autoren

Ihre besondere Vorliebe galt aber stets modernen Autorinnen und Autoren. So spielte sie in Peymanns legendären Thomas-Bernhard-Inszenierungen die schweigsame Wirtin im „Theatermacher“ und Frau Liebig im „Heldenplatz“. Auch in späteren Jahren war sie in vielen Ur- und Erstaufführungen zu sehen, etwa in Gert Jonkes „Chorphantasie“ und „Die versunkene Kathedrale“ in der Regie von Christiane Pohle, in „Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)“ von Lukas Bärfuss, in „Ende und Anfang“ von Roland Schimmelpfennig sowie Friederike Hellers Handke-Inszenierungen „Untertagblues“ und „Spuren der Verirrten“. 2012 trat sie am Burgtheater in „Nach der Oper. Würgeengel“ von Martin Wuttke nach Luis Bunuel auf.

1998 wurde Bibiana Zeller mit dem Berufstitel Kammerschauspielerin ausgezeichnet, im Rahmen der „Langen Nacht des Hörspiels“ wurde sie 2001 zur Schauspielerin des Jahres gekürt, 2010 erhielt sie die Romy als „Beliebteste Schauspielerin“. In den letzten aktiven Jahren stand sie etwa unter Luc Bondy im Rahmen der Festwochen-Koproduktion von Molieres „Tartuffe“ als Madame Pernelle auf der Bühne oder spielte im Fernsehen in „Alles Schwindel“ von Regisseur Wolfgang Murnberger.

Trauer um Zeller

„Ob Bühne, Film oder Fernsehen: Bibiana Zeller war eine der beliebtesten Wiener Schauspielerinnen“, würdigte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) die Schauspielerin, die 1988 die Wiener Ehrenmedaille in Gold erhielt. „Bibiana Zeller auf der Bühne und vor der Kamera erlebt zu haben, waren Momente großer Freude und großen Glücks. Ich bin sehr dankbar für die vielen unvergesslichen Theater- und Fernseherlebnisse“, so die Grüne Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Auch die Kultursprecherinnen von ÖVP, Grüne und SPÖ sowie der Kultursprecher der FPÖ zeigten sich von der Todesnachricht betroffen. Das Burgtheater trauert „um eine scharfsinnige, weltoffene und subtile Künstlerin und Kollegin“.

ORF ändert Programm

In memoriam Bibiana Zeller ändert der ORF-Radiosender Ö1 sein Programm und bringt am Samstag (22.7.) um 14 Uhr das Hörspiel „Villa Jüterbog“ von Ernst Wünsch aus dem Jahr 2009. Zeller spielt darin an der Seite von Wolfram Berger, Martin Schwab, Vera Borek, Harald Harth und Gerti Drassel und verkörpert Liz, die Hausherrin der titelgebenden Villa, die jede Menge skurriler Tattergreise zwischen 80 und 102 Jahren beherbergt.

ORF 2 zeigt am Samstag gleich eine ganze Reihe an Filmen – um 9.50 Uhr „Heimkehr mit Hindernissen“ (2010), um 11.20 Uhr "Zuckeroma (2003), um 15 Uhr "Live is Life (2009) und um 22.50 Uhr „Alles Schwindel“ (2012) – und legt am Sonntag um 14.30 Uhr „Live is Life – Der Himmel soll warten“ (2013) nach. In 3sat ist Bibiana Zeller von 10. bis 12. August in drei „Kottan ermittelt“-Nächten mit insgesamt sieben Folgen zu sehen. Die Streaming-Plattform Flimmit würdigt die Schauspiellegende mit einer eigenen Kollektion.