ÄBERGABE MUTMASSLICHER SCH€DELTEILE VON LUDWIG VAN BEETHOVEN AN MEDUNI WIEN
APA/EVA MANHART
APA/EVA MANHART
Chronik

Schädelteile Beethovens übergeben

Die MedUni Wien hat Ludwig van Beethoven zugeschriebene Schädelfragmente geschenkt bekommen. Die als Seligmann-Fragmente bezeichneten Knochenstücke werden nun in die Sammlungen des Josephinums aufgenommen.

Paul Kaufmann, Erbe der Seligmann-Fragmente, übergab die Relikte bei einer Veranstaltung im Josephinum an die Universität. Er hatte die Fragmente einst aus dem Nachlass seiner Mutter übernommen, die diese wiederum aus dem Nachlass ihres Großonkels Franz Romeo Seligmann erhalten hatte. Franz Romeo Seligmann (1808–1892), Wiener Arzt, Medizinhistoriker und Anthropologe, hatte die Knochenstücke im Jahr 1863 in Wien im Zuge einer Umbettung der Gebeine Beethovens für Studienzwecke in seinen Besitz bekommen.

Fotostrecke mit 9 Bildern

Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
APA/EVA MANHART
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
APA/EVA MANHART
Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
APA/EVA MANHART
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
APA/EVA MANHART
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
APA/EVA MANHART
Paul Kaufmann (Erbe Seligmann-Fragmente)
Die „Seligmann-Fragmente“ im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven an die MedUni Wien
APA/EVA MANHART
Die „Seligmann-Fragmente“ im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven an die MedUni Wien
Christian Reiter (Gerichtsmediziner) im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
APA/EVA MANHART
Christian Reiter (Gerichtsmediziner) im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
APA/EVA MANHART
Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien
Markus Müller (Rektor MedUni Wien) im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien, aufgenommen am Donnerstag, 20. Juli 2023, in Wien. – FOTO: APA/EVA MANHART
APA/EVA MANHART
Markus Müller (Rektor MedUni Wien) im Rahmen eines Medientermins anl. der Übergabe mutmaßlicher Schädelteile von Ludwig van Beethoven („Seligmann-Fragmente“) an die MedUni Wien, aufgenommen am Donnerstag, 20. Juli 2023, in Wien. – FOTO: APA/EVA MANHART

„Ich fühle mich sehr privilegiert, dass ich meine ererbten Beethoven-Schädelfragmente dorthin zurückbringen kann, wo sie hingehören“, sagte Kaufmann. Die Fragmente kämen nicht nur „nach Hause“, dorthin, wo Beethoven ruhe, sondern auch zur Forschung an die Medizinische Universität Wien.

Die Knochenstücke – die beiden größeren stammen von der Hinterhauptregion bzw. von der rechten Stirnregion – blieben über Jahrzehnte lang im Besitz der Familie, die später vor dem Naziterror aus Wien flüchten musste. Sie hätten sich in einem Bankschließfach befunden – gebettet in eine Metallbox mit der Gravur „Beethoven“. Zuletzt verwahrte sie der in den USA lebende Kaufmann.

Weitere Untersuchungen möglich

Rektor Markus Müller bedankte sich für die Schenkung: „Wir nehmen diese Fragmente dankbar an und werden sie verantwortungsvoll verwahren, dafür sind unsere Sammlungen im Josephinum der richtige Ort.“ Für ihn stehe neben dem historischen Interesse der ethisch verantwortungsvolle Umgang mit menschlichen Überresten im Vordergrund. „Es geht darum, die richtige Balance zwischen nachvollziehbarem öffentlichen Interesse und Respekt vor einem Verstorbenen zu finden.“

Schädelteile Beethovens an MedUni übergeben

Die MedUni Wien hat Ludwig van Beethoven zugeschriebene Schädelfragmente geschenkt bekommen. Die als Seligmann-Fragmente bezeichneten Knochenstücke werden nun in die Sammlungen des Josephinums aufgenommen.

Das Josephinum sei auch deshalb der richtige Ort für die Fragmente, da Beethovens Arzt, Johann Adam Schmidt, auch Professor am Josephinum gewesen sei. Beethoven selbst habe gewünscht, dass seine Erkrankung nach seinem Tod untersucht werde. Schon untersucht hat Gerichtsmediziner Christian Reiter die Fragmente. Er hält die Provenienz für glaubwürdig. „Mit weiteren Untersuchungen, zum Beispiel auf DNA-Basis, werden wir uns der Frage, ob es sich tatsächlich um Ludwig van Beethoven handelt, weiter annähern.“

Zweifel an der Echtheit der Fragmente

Denn einige Wissenschafter in den USA zweifeln an, dass es Schädelüberreste Beethovens sind. Reiter führt hingegen zwei Indizien ins Treffen. Einerseits passen die Fragmente bezüglich Form und Sägenfurchen genau zu jenem Gipsabdruck des Schädels, der ebenfalls 1863 angefertigt wurde und sich im Narrenturm des Naturhistorischen Museums Wien befinde.

Andererseits sei Anfang der 2000er-Jahre bei molekularbiologischen Untersuchungen in Haarlocken eine erhöhte Bleikonzentration festgestellt worden. Diese finde sich auch in den Knochen, wobei die Krux dabei sei, dass die Ergebnisse der Schädelstücke nie publiziert worden seien, führte Reiter aus. Bei Bedarf werde man die Messung in Wien allerdings wiederholen.

Einzigartige Sammlung im Josephinum

Das Josephinum in der Währinger Straße 25 auf dem Alsergrund wurde 1785 von Kaiser Joseph II als medizinisch-chirurgische Militärakademie gegründet. Laut eigenen Angaben ist es ein wichtiges Zeugnis der Aufklärung in Österreich sowie das bedeutendste Beispiel klassizistischer Architektur.

Es wird als das historische Eingangstor zur Medizinischen Universität Wien betrachtet und beherbergt die Sammlungen zur Geschichte der Medizin. Darunter befinden sich einzigartige anatomische Wachsmodelle aus Florenz, Instrumente, Bücher, Archivalien, Handschriften und Nachlässe. Es ist auch heute wichtiger Ort für Austausch, Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Geschichte und Ethik in der Medizin.