Gerry Weber Filiale von außen
APA/GEORG HOCHMUTH
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WIRTSCHAFT

Bekleidungskette Gerry Weber pleite

Die Insolvenzwelle im Einzelhandel rollt weiter. Die Bekleidungskette Gerry Weber mit 20 Standorten und mehr als 100 Beschäftigten ist nun auch in Österreich pleite. In Wien sind sechs Filialen betroffen.

Über das Vermögen sei am Freitag ein Konkursverfahren am Handelsgericht Wien eröffnet worden, gaben die Gläubigerschützer KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Freitag bekannt. In Deutschland strauchelt das Unternehmen schon länger und befindet sich in einem Insolvenzverfahren.

Sinkende Umsätze, Inflation als Insolvenztreiber

Zur Insolvenz in Österreich hätten einerseits sinkende Umsätze und gestiegene Kosten infolge der Inflation geführt, andererseits habe die deutsche Muttergesellschaft die Finanzierung eingestellt, schreiben die Gläubigerschützer. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der deutschen Gerry Weber International AG. Schon früher rissen Pleiten deutscher Gesellschaften ihre Ableger in Österreich mit in die Insolvenz, etwa bei Quelle und Air Berlin/Niki.

Gerry Weber Filiale von außen
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Gerry Weber Filiale in der Innenstadt

Die Gerry Weber International AG hatte im April beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) beantragt. Die Gerry Weber Retail GmbH, in der das Filialgeschäft gebündelt ist, hatte kurz darauf Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Insolvenzverfahren wurde Ende Juni eröffnet.

500.000 Euro in Gutscheinen

Für das Geschäft in Österreich sei bisher kein Antrag auf Sanierung gestellt worden. Ob eine Unternehmensfortführung möglich sein wird, werde sich erst im Zuge des Verfahrens zeigen, heißt es vom AKV.

Von der österreichischen Insolvenz seien 25 Gläubiger mit Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 2,6 Millionen Euro betroffen, wobei nach ersten Angaben etwa 500.000 Euro auf Gutscheine entfallen sollen, so der AKV. Hinzu würden noch Schadenersatz- und Beendigungsansprüche von Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern sowie Kosten aus Mietvertragsbeendigungen kommen. Den Passiva sollen im Unternehmen Aktivwerte in Höhe von rund zwei Millionen Euro gegenüberstehen, wovon eine Million Euro auf das vorhandene Inventar entfallen soll.

In Deutschland will Gerry Weber den Großteil seiner Filialen schließen. Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen bis Ende September im Zuge der Sanierungsbemühungen aufgegeben werden, gab das Unternehmen Ende Juni bekannt. Dadurch fallen Hunderte Jobs weg. Gerry Weber wolle sich in Zukunft wieder verstärkt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren, hieß es aus Deutschland.