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APA/Georg Hochmuth
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Obere kritische Temperatur bei 50 Grad

Jeder kennt die Symptome bei großer Hitze: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, schlechter Schlaf. Kaum bekannt ist aber, wie viel Hitze der Mensch aushalten kann. Hier würden noch Daten fehlen, sagt Daniela Haluza von der MedUni Wien.

Noch ist Wien von Temperaturen wie in den USA und China jenseits der 50 Grad entfernt. Dass Temperaturen über 30 Grad sich aber auch schon stark auf Leistungsfähigkeit und Zustand von Menschen auswirken, wissen auch die Wienerinnen und Wiener. Welche Temperatur ein Mensch überhaupt aushalten kann, mit der Frage „Wie heiß ist zu heiß für Menschen?“ beschäftigt sich eine britische Studie.

Ö1 Mittagsjournal, 22.7.2023

Denn bisher gibt es nur wenig fundierte Daten zur Frage, wie der Körper auf hohe Temperaturen reagiert, sagt Umweltmedizinerin Daniela Haluza von der medizinischen Universität Wien im ORF-Radio: „Neueste Studien legen nahe, dass es für den Menschen tatsächlich eine obere kritische Temperatur gibt. Und die soll so zwischen 40 und 50 Grad liegen.“

Schwitzen bis Wasser und Elektrolyte ausgehen

Je heißer es wird, desto spürbarer werden die Folgen für den Menschen: Die Herzfrequenz steigt, der Stoffwechsel wird angekurbelt. Im Körper werden laut Haluzda die Blutgefäße aufgemacht, damit der gesamte Körper besser durchblutet, dadurch könne auch die Feuchtigkeit, die für Schwitzen wichtig ist, auf die ganze Haut quasi verteilt werden. Der Körper schwitzt, und zwar so lange, bis er kein Wasser mehr hat oder ihm die Elektrolyte ausgehen.

Ab diesem Zeitpunkt rutsche der Körper in eine Art Multiorganversagen. Wenn hier nicht medizinisch interveniert werde, zum Beispiel mittels externer Flüssigkeitszugabe, kann sich der Körper nicht mehr selbst aus diesem Zustand herausholen. Es entsteht eine sehr gefährliche Situation, vor allem für ältere Personen oder Menschen, die Medikamente nehmen.

Feuchte Tücher im Sommer eher kontraproduktiv

Die Studie zeigt, dass ab etwa 40 Grad Celsius die Stoffwechselrate etwa um ein Drittel steigt. Ein ganz wesentliche Faktor ist auch die Luftfeuchtigkeit: Je höher sie ist, desto anstrengender wird das für den Organismus. Der immer wieder kursierende Tipp, nasse Tücher in der Wohnung aufzuhängen, sei eigentlich kontraproduktiv, sagte Haluza. Diese Idee sei eher für die kalte Jahreszeit geeignet: „Im Winter ist die Luft sehr trocken, und das kann zu Reizungen der Schleimhäute in Nase, Mund und Augen führen. Im Sommer benötigt man eigentlich keine zusätzliche Feuchtigkeit in der Luft.“

Gespräche vor Ort oft fruchtbarer

Runter mit der Temperatur ist also die Devise. In den eigenen vier Wänden zum Beispiel mit Rollos umsetzbar, sind Maßnahmen auch im öffentlichen Raum nötig. Der Meteorologe und Stadtklimatologe Simon Tschannett berät Städte und Gemeinden im Umgang mit Hitze. Er verwies im ORF-Radio auf die nationale Anpassungsstrategie, die sich aber bei der Hitze in der Stadt als zahnlos erweise.

Ö1 Mittagsjournal, 22.7.2023

Als lokales Beispiel nannte er Linz, wo die Strategie zur Klimaanpassung und zur Senkung der Temperatur mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und Bäume vorsieht. Doch in Wien sei der Widerstand gegen solche Maßnahmen eher groß. Man müsse die Auswirkungen sehen, so Tschannett. Er würde lieber besser schlafen können als den Vorteil zu genießen, das Auto vor der Tür stehen zu haben.

Seiner Erfahrung nach seien Gespräche mit lokalen Politiker erfolgreich, wenn Maßnahmen vor Ort angesehen und besprochen werden. Dann sei das Verständnis für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sehr groß, sagte Tschannett.