Zwei Menschen vor einem Carsharing-Auto
Severin Wurnig
Severin Wurnig
Verkehr

Carsharing: Immer längere Fahrten

Das Kundenverhalten beim Carsharing hat sich verändert. Fahrten über eine Stunde sind nun eher die Regel als die Ausnahme. Während die Flotte von Share Now und Eloop im Vergleich zum Vorjahr gleich groß bleibt, wachsen die Angebote der ÖBB und Wiener Linien.

1069 Carsharing-Autos kann man in Wien buchen. Neben Share Now und Eloop bieten auch die ÖBB und die Wiener Linien sogenanntes Carsharing an. Share Now hatte als Platzhirsch der lokalen Carsharing-Anbieter in den Jahren zuvor bereits doppelt so viele Autos in der Flotte. Nach Corona und einem Eigentümerwechsel hat das Unternehmen aktuell rund 700 Fahrzeuge im Wiener Gebiet untergebracht. Diese Zahl veränderte sich für das Jahr 2023 bisher nicht.

Lieferengpässe in Automobil- und Chipindustrie

Zudem ist das Unternehmen auch von den allgemeinen Engpässen in den Produktions- und Lieferketten in der Automobil- und Chipindustrie betroffen, sagt Share Now. Der Anbieter plant bis Ende des Jahres jedoch wieder die Flotte zu vergrößern, denn die Nachfrage sei groß.

Ebenso zufrieden gibt sich ELOOP mit ihren rund 200 Teslas. Auch sie haben ihre Flotte im Vorjahresvergleich nicht vergrößert, trotz hoher Nachfrage. Aufgrund der hohen Energiepreise sind die Kosten gestiegen und deshalb wird die Anzahl an Autos vorerst nicht erweitert. Man investiere aktuell auch in andere Geschäftsbereiche, so Nico Prugger, einer der Geschäftsführer von ELOOP.

Fixe Abstellplätze bei den Wiener Linien und ÖBB

Daneben ist auch die Fahrzeugflotte der Wiener Linien ganzheitlich elektrisch unterwegs. Sie haben ihre Fahrzeuge seit vergangenem Jahr auf rund 100 Autos verdoppelt. Anders als bei Share Now und ELOOP können die Fahrzeuge der Wiener Linien nicht an einem beliebigen Standort in Wien abgestellt werden. Die WienMobil-Autos müssen an den ursprünglichen Standort zurückgebracht werden. Für jedes Auto sei ein reservierter Parkplatz vorhanden.

Die ÖBB regeln das genauso: auch sie müssen am Abholort zurückgestellt werden. Die Rail&Drive Fahrzeuge der ÖBB sind in allen Wiener Bezirken zu finden. Die Angebote von ÖBB und WienMobil sind also standortbasiert und nicht „free floating“, bei welchem man das Auto an einem beliebigen Ort im Ausleihgebiet zurückstellen kann.

Im Sommer sind die Fahrten noch länger

Bei allen Wiener Carsharing-Anbietern zieht sich im Nutzungsverhalten eine klare Linie ab: längere Fahrten über mehrere Stunden hinweg. Der Durchschnitt variiert dabei zwischen dreieinhalb und fünf Stunden. Im Schnitt legen die Nutzerinnen und Nutzer 30 bis 50 Kilometer zurück. Damit sind Mietzeiten von über einer Stunde eher die Regel als die Ausnahme.

Laut Wiens größtem Anbieter Share Now verstärkt sich dieser Effekt im Sommer. In der warmen Jahreszeit gibt es mehr als zehn Prozent Zuwachs an Fahrten von einer Stunde bis zu einem Tag. Auch ins Ausland fahren einige mehr. Das Nutzungsgebiet zeigt ebenfalls, immer mehr nutzen Carsharing für Fahrten ins umliegende Gebiet.