Menschen auf Mariahilfer Straße
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Wirtschaft

Inflation setzt Einzelhandel weiter zu

Die Inflation ist laut Statistik Austria auf sieben Prozent zurückgegangen. Doch der Einzelhandel leidet nach wie vor, denn die Konsumentinnen und Konsumenten verzichten weiterhin auf Großanschaffungen, und ein Ende ist noch nicht so bald in Sicht.

„Nur ein bisschen schauen“ lautet derzeit das Motto bei wohl vielen Menschen auf Wiens Einkaufsstraßen. Denn der am Montag veröffentlichte „Konjunkturreport Einzelhandel“ des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) zeigt: Die Umsätze im Einzelhandel sinken weiter.

„Wir haben nach wie vor die Effekte der hohen Inflation und die Einschätzung, wie sich der Arbeitsmarkt entwickeln wird, und das ist insgesamt einfach ein Klima, wo die Ausgabenfreude gebremst ist. Es gibt zwar ausgleichende Maßnahmen, um die Kaufkraft auszugleichen. Aber das Klima ist generell noch sehr verhalten“, sagte WIFO-Inflationsexperte Josef Baumgartner am Montag gegenüber „Wien heute“.

Möbel- und Elektrohandel besonders betroffen

Wenn investiert wird, dann laut Handelsverband lieber in Urlaub, Gastronomie und Freizeit – kaum in Produkte: „Besonders betroffen ist der Möbelhandel und der Elektrohandel. Hier haben wir in den letzten Monaten bis zu minus fünfzehn Prozent realen Umsatzrückgang verzeichnet zum Vorjahresmonat jeweils“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. Aber auch der Versand- und der Internethandel verlieren an Umsatz.

Nicht alle Geschäfte wollen und können das stemmen: Möbelriese kika/Leiner, die Schuhgeschäfte Salamander und Delka und die Modeketten Hallhuber und Gerry Weber – die Nachrichten über Insolvenzen und Geschäftsschließungen häuften sich zuletzt.

Inflation setzt Einzelhandel weiter zu

Die Inflation ist laut Statistik Austria auf sieben Prozent zurückgegangen. Doch der Einzelhandel leidet nach wie vor, denn die Menschen verzichten weiterhin auf Großanschaffungen, und ein Ende ist noch nicht so bald in Sicht.

Weitere Pleiten erwartet

„Wir müssen leider davon ausgehen, dass einer nach dem anderen folgen wir, gute, gesunde Unternehmen auch – weil die inflationsbasierten Kosten weiter hoch bleiben bei rückläufigen Umsätzen, das geht sich auf Dauer nicht aus“, sagte Will. Ungeachtet der schwachen Konjunktur im Einzelhandel sucht die Branche nach Fachkräften: So können laut dem Report 14.700 offene Stellen nicht zeitnah besetzt werden, nach 13.800 im ersten Quartal.

Aufwärtstrend erst nächstes Jahr

Erst im Laufe des nächsten Jahres rechnet das WIFO mit einer Besserung der Kaufkraft. Für heuer wird erwartet, dass mit 0,9 Prozent nur geringe Wachstumsimpulse vom privaten Konsum ausgehen werden, nächstes Jahr sollte die Konsumnachfrage mit 1,8 Prozent deutlicher steigen.

„Wir gehen doch von deutlichen Lohnzuwächsen aus – aus heurigen Herbst- und Frühlingslohnrunden –, und davon, dass die Inflation zurückgeht“, sagt WIFO-Experte Baumgartner. Aus dem Mix dieser beider Komponenten sollte sich die Kaufkraft verbessern und dadurch die Konsumentenstimmung auch auf Wiens Einkaufsstraßen wieder beleben.