Eine Person tankt mit einem Plastikhandschuh auf der Hand
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Umwelt

Kritik an Plastikhandschuhen im Handel

Viele Supermärkte bieten den Kundinnen und Kunden zum Herausnehmen von Brot und Gebäck Einweghandschuhe aus Plastik an. Auch Tankstellen setzen darauf. Kritik daran kommt nun von Umweltschutzorganisationen. Sie fordern nachhaltigere Alternativen.

Kundinnen und Kunden können sich beim Kauf von Brot und Gebäck in vielen Supermärkten zwischen Plastikhandschuhen und Metallzangen zum Herausnehmen entscheiden. Auch an der Zapfsäule bieten viele Tankstellen die Einweghandschuhe für das Tanken an.

Wie viele dieser Einweghandschuhe täglich im Müll landen, wollten die Supermarktketten und die meisten Tankstellen auf Anfrage nicht bekanntgeben. Die Doppler GmbH, die in Österreich 266 Turmöl-Tankstellen betreibt, gab als einziges Unternehmen auf Anfrage von Radio Wien die Zahl bekannt: Pro Tag würden neben den Zapfsäulen 3.225 Stück einzelne Handschuhe im Müll landen. Man kann also davon ausgehen, dass österreichweit täglich Zigtausende Plastikhandschuhe weggeworfen werden.

Einweghandschuhe bei der Brottheke in einer Supermarktfiliale
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Kundinnen und Kunden im Supermarkt haben die Wahl zwischen Zangen und Einweghandschuhen

„Komplett plastikfreie Alternativen auf Markt etabliert“

„Manchmal ist es sehr leicht, statt Einwegplastik eine wiederverwendbare Mehrwegvariante zu nutzen. Der Plastikhahn muss endlich zugedreht und mehr auf Mehrweglösungen gesetzt werden“, sagte Lisa Tamina Panhuber von Greenpeace Österreich gegenüber Radio Wien. „So könnten die Supermärkte neben den Zangen etwa eine Art stabiles, waschbares Silikontuch ähnlich einem Topflappen bieten, das von vielen Kundinnen und Kunden benutzt werden könne.“

„Einwegplastik ist in sehr vielen Bereichen eine unnötige Umweltbelastung – die Handschuhe sind ein Beispiel. Den größten Plastikfußabdruck hinterlassen Einweg-Plastikverpackungen, alleine in Österreich fallen dadurch jährlich 300.000 Tonnen Müll an. Um das Plastikproblem zu lösen, braucht es für alle Branchen verbindliche Reduktions- und Mehrwegziele“, so Panhuber.

Ähnlich auch die Kritik der Umweltschutzorganisation Global 2000. „Nachhaltige, komplett plastikfreie Alternativen wie Handschuhe aus kompostierbarer Maisstärke oder die klassische Brotzange sind am Markt etabliert, weshalb wir keinen Grund sehen, weiter auf ressourcenintensive und umweltfeindliche Plastikhandschuhe zu setzen“, sagte Martin Wildenberg von Global 2000.

Lebensmittelhandel verweist auf Hygienevorschriften

Laut dem Handelskonzern Spar bietet man neben den Zangen die Handschuhe an, da nicht alle Gebäcksorten mit der Zange „angegriffen werden können, weil sie zu dick sind. Die Zange kann die Brote nicht richtig erfassen. Um den Hygienevorschriften zu entsprechen, bieten wir diese Handschuhe an, damit die Kunden sauber hineingreifen können. Das Material ist so dünn wie möglich, um so wenig Plastik wie möglich zu verwenden“, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Von REWE gab es dazu nur ein kurzes Statement. Die Frage, wie viele Handschuhe etwa bei Billa, Billa Plus, Penny und ADEG täglich weggeworfen werden, wurde nicht beantwortet. Stattdessen hieß es: „Wir beobachten, dass unsere Kundinnen und Kunden die Einweghandschuhe nicht mehr so oft nützen, sondern eher zu den bereitgestellten Zangen greifen. Derzeit bieten wir aber noch beide Möglichkeiten an.“

Kritik an Plastikhandschuhen

Plastikhandschuhe werden regelmäßig etwa beim Tanken oder im Supermarkt eingesetzt, danach landen sie im Müll. Kritik daran kommt nun von Umweltschutzorganisationen wie Global 2000.

Vom Diskonter Hofer hieß es: „Die wiederverwendbare Zange ist aus unserer Sicht die nachhaltigste Alternative, da durch ihren Einsatz keine Einwegartikel benötigt werden. Da aber dennoch Kundinnen und Kunden aus Hygienegründen die Einwegkunststoffhandschuhe bevorzugen, bieten wir auch diese nach wie vor an.“

Bei Lidl gibt es eine Art Löffel für Brot und Gebäck und ebenfalls Einweghandschuhe, doch diese Option werde „nur noch sehr selten genutzt“, hieß es aus der Pressestelle. Dennoch werde man sich die „Thematik“ jetzt „neu anschauen und bewerten“.

„Umweltfreundlichere Alternativen werden evaluiert“

Bei Doppler von den Turmöl-Tankstellen hieß es: „Auf dem Markt vorhandene umweltfreundlichere Alternativen (biologisch abbaubar) werden derzeit evaluiert.“ Außerdem teste man gerade, Scheibenreiniger und Scheibenfrostschutzmittel aus der Zapfsäule zu verkaufen, um Plastikkanister einzusparen.

Von Shell hieß es, dass der Einkauf der Handschuhe nicht zentral gesteuert werde, da die „Tankstellen selbstständige Unternehmen sind“, welche die Produkte von unterschiedlichen Anbietern beziehen können. Man sei aber an „alternativen Möglichkeiten, um Einwegplastik zu vermeiden, interessiert“.

Auch bei der OMV erfolge der Einkauf der Handschuhe durch die Pächterinnen und Pächter „individuell“ und werde nicht über einen Zentraleinkauf gesteuert, hieß es aus der Pressestelle. Die Frage nach Alternativen zu Plastikhandschuhen ließ die OMV aber unbeantwortet und verwies nur auf andere Nachhaltigkeitsmaßnahmen.