Ein Modell des neuen Heumarkt-Projekts
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Politik

UNESCO: Wien weiter auf Roter Liste

Mitte September geht in Riad die Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees über die Bühne. Im Vorfeld wurden nun die Entscheidungsentwürfe, die behandelt werden sollen, veröffentlicht. Jener zum „Historischen Zentrum von Wien“ sieht einen Verbleib auf der „Liste des gefährdeten Welterbes“ vor.

Hintergrund ist das geplante Bauprojekt auf dem Heumarkt der Firma Wertinvest. Im vom UNESCO-Welterbezentrum und den internationalen Expertengremien ICOMOS, IUCN und ICCROM erarbeiteten Entwurf werden die Fortschritte, etwa hinsichtlich der rechtlichen Verankerung des Welterbes sowie des Managementplans, ausdrücklich begrüßt.

Hinsichtlich des Heumarkt-Projekts wird aber darauf verwiesen, dass eine „Planung ohne negative Auswirkung auf den Outstanding Universal Value (OUV) der Welterbestätte“ notwendig sei. Erst vor rund vier Wochen hatte Wertinvest neue Pläne vorgestellt, die eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“, einen Neubau des Hotel Intercontinental mit 47,85 Metern Höhe sowie eine frei zugängliche Stadtterrasse, ein Konferenzzentrum und eine zentrale Freifläche vorsehen.

Österreichische UNESCO-Präsidentin: Richtige Richtung

Für Sabine Haag, Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission, mache die Entscheidung des Welterbekomitees deutlich, „dass die Prozesse der vergangenen Jahre, insbesondere die stärkere und konkrete Verankerung des Welterbes in den Verwaltungsprozessen der Stadt Wien, in die richtige Richtung weisen. Dies wird auch international positiv wahrgenommen.“ Der Verbleib auf der Roten Liste, auf der sich Wien seit 2017 befindet, sei keine Strafsanktion, „sondern eine Möglichkeit des Welterbekomitees, den Weg zur Bewahrung des Welterbes nachhaltig zu begleiten“, so Haag.

Seitens der Wertinvest verwies man auf die zuletzt erfolgte Adaptierung, deren Ziel „eine welterbeverträgliche Planung“ sei, „die alle Vorteile für Wien sicherstellt“. Eine Feststellungsprüfung bezüglich einer Umweltverträglichkeitsprüfung und ein dafür in Auftrag gegebenes Gutachten hätten zudem ergeben, „dass für das Projekt Heumarkt Neu keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss“, so Daniela Enzi, Geschäftsführerin des Projektbetreibers, gegenüber der APA. „Dementsprechend sind die zuständigen Behörden gefordert, jetzt schnellstmöglich die nächsten Schritte zu setzen. Die UNESCO als internationale Organisation hat im nationalstaatlichen Behördenverfahren keine Rechtsposition. Wir möchten deshalb auch keine Textentwürfe im Vorfeld kommentieren.“

SPÖ sieht „Lob“, ÖVP „Totalversagen“

Aus dem Büro des Wiener Landtagspräsidenten und UNESCO-Beauftragten Ernst Woller (SPÖ) hieß es auf APA-Nachfrage zum Entwurf, dass die Anstrengungen der Stadt „voll des Lobes“ hervorgehoben werden. Beim Heumarkt-Projekt spieße es sich aber nach wie vor, sowohl was Höhe als auch Grundfläche und Bauform betrifft. Zunächst gelte es aber abzuwarten, was in Riad passiert, wobei man mit einer Debatte zu Wien rechnet, bei der sich Stadt und Bund auch entsprechend einbringen werden.

Kritik kam von der Opposition: ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar ortet ein „Totalversagen der Stadt“, hielt sie in einer Aussendung fest. „Die vernichtende Stellungnahme der UNESCO zeigt, dass das neue Heumarkt-Projekt nach wie vor das Weltkulturerbe stört. Dieses Hin und Her erinnert an ein Kasperltheater und ist nicht länger hinnehmbar.“ Der FPÖ-Planungssprecher Anton Mahdalik forderte einen Neustart des Projekts: „Auch mit dem neuen Heumarkt-Projekt schafft es die SPÖ nicht, die Streichung Wiens als Weltkulturerbestadt zu verhindern.“

Begrüßt wurde der nun vorliegende UNESCO-Entscheidungsentwurf und der Verbleib auf der Roten Liste von der Umweltorganisation „Alliance For Nature“. Sie fordert nach wie vor eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Heumarkt-Projekt.