Wirtschaftskammer Wien
ORF.at/Patrick Wally
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Wirtschaft

Immer mehr Junge gründen Unternehmen

Wien verzeichnet den höchsten Halbjahreswert an Neugründungen seit mehr als zehn Jahren. Mit knapp 5.000 Neugründungen steht Wien in Österreich an erster Stelle – ein Viertel aller Gründungen passieren in Wien. Gegenüber dem Vorjahr gibt es einen deutlichen Zuwachs.

6,6 Prozent mehr Unternehmensgründungen als noch im Halbjahreswert des Vorjahres gab es laut der Wirtschaftskammer Wien (WK). Exakt 4.943 Mal wurde gegründet. Für die WK ist das ein Indiz dafür, dass Wien als Standort attraktiv ist.

„Auch aktuelle Konjunkturdaten zeigen, dass sich Wien wirtschaftlich überdurchschnittlich gut behaupten kann. Das liegt vor allem auch daran, dass wir es in Wien – auch durch intensive Zusammenarbeit mit der Politik und Sozialpartnern –, schaffen, die Heterogenität des Wirtschaftsstandorts zu erhalten und auszubauen.“, sagt WK Wien-Präsident Walter Ruck.

Gründer im Schnitt 36 Jahre alt

Die Vielfalt der Branchen und Unternehmensgrößen mache die Wirtschaft in der Stadt auch widerstandsfähiger, so die WK. Im Schnitt sind die Gründerinnen und Gründer rund 36 Jahre alt. Der Anteil der unter 30-Jährigen steigt zudem: „Dass Wien insbesondere für junge Gründer interessant ist, hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend herauskristallisiert“, so Clemens Schmidgruber, Vorstandsvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien.

Für Schmidgruber übernehmen die Jungen gesellschaftliche Verantwortung. Er fordert daher, dass bereits 16-Jährige gründen dürfen. Die Ausnahmen zur Unternehmensgründung, die es etwa für Schulprojekte (ohne Gewerbeschein) bereits gibt, sollen ausgeweitet werden. "Gemeinsam mit Rechtsexperten und betroffenen Jugendlichen erarbeiten wir gerade geeignete Lösungen.“

Mehr Firmenpleiten in Wien

Es gibt heuer deutlich mehr Unternehmenspleiten als in den vergangenen Jahren. Schuld ist nicht nur die Teuerung.

„Situation ist chaotisch“

Geht es nach Schmidgruber, sollen Unternehmensgründungen künftig einfacher werden. Derzeit können nur die Gesellschaftsformen Einzelunternehmen und Ein-Personen-GmbH mittels eGründung über das Unternehmensserviceportal (USP) gegründet werden. Für die Gründung eines eingetragenen Einzelunternehmens (e.U.) oder einer Personengesellschaft (OG, KG) kann das Portal justizonline.gv.at genutzt werden. Für jede andere GmbH-Gründung oder Änderung ist ein Notariatsakt verpflichtend.

Die Gewerbeanmeldung für das Einzelunternehmen und die Ein-Personen-GmbH kann wiederum über das USP erfolgen. „Die eGründung wurde geschaffen, um den ganzen Ämter-Marathon abzukürzen und die Gründung zu vereinfachen – die derzeitige Situation ist aber vor allem chaotisch.“

Mehr Neugründungen als Pleiten

Österreichweit wird es laut Kreditschutzverband-Insolvenzleiter Karl-Heinz Götze heuer in etwa 5200 – 5500 Unternehmensinsolvenzen geben. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es rund 1660 Insolvenzen, in den Corona-Jahren 2020 und 2021 weitaus weniger – im Jahr 2022 steigen sie wieder auf rund 1710. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2023 in etwa 1850 Unternehmen insolvent sein. „Eine Insolvenz ist eine gewisse Reinigung in der Wirtschaft. Das heißt Firmen die es nicht mehr schaffen, werden insolvent und die Mitarbeiter stehen dann für andere Firmen zu Verfügung“, sagt Götze.