Eine Obdachloseneinrichtung
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Chronik

Nicht mehr Schlafplätze nach Messerattacken

Binnen vier Wochen hat es drei Messerangriffe auf Obdachlose gegeben, die Polizei sucht einen Serientäter. Das löst bei Betroffenen Sorgen aus. Die Schlafplätze in Einrichtungen für Wohnungslose sind voll, mehr Plätze wird es aber nicht geben.

„Wir versuchen zu sensibilisieren und sagen: Schlaft nicht alleine, schlaft vielleicht in Gruppen. Die drei Personen waren bei den Attacken alleine. Da ist die Hoffnung, wenn das eine Gruppe ist, dass sich die Person oder die Personen nicht trauen, mehrere Klientinnen, Klienten zu attackieren“, sagte Susanne Peter, die Leiterin des Streetwork-Teams bei der Wiener Caritas.

Polizei hält bei Einrichtungen öfter Streife

Im Sommer gibt es in Einrichtungen für Wohnungslose um 1.000 Schlafplätze weniger als im Winter, die Plätze seien jede Nacht voll. In der jetzigen Situation mehr Quartiere zum Schutz zur Verfügung zu stellen, plant die Stadt Wien nicht, wie der Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe, Markus Hollendohner, am Donnerstag mitteile. Nicht jede oder jeder wolle in eine Unterkunft.

Die Attacken auf Obdachlose werden auf das Schärfste verurteilt, hieß es in einer Stellungnahme. „Der öffentliche Raum muss für jeden in Wien ein sicherer Ort sein“, sagte Hollendohner. „Obwohl es ein breites Angebot an Hilfestellungen gibt, kann nicht jeder obdachlose Mensch dieses auch annehmen. Das darf aber nicht dazu führen, dass diese Personen von tätlichen Angriffen bedroht sind.“ Der Streifendienst der Wiener Polizei will vor allem nachts auf bekannte Örtlichkeiten, wo sich Wohnungslose aufhalten, ein verstärktes Auge haben, hieß es bei der Exekutive.

Tatort am Hernalser Gürtel
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Der letzte Tatort beim Hernalser Gürtel

Drittes Opfer mittlerweile identifiziert

Das Opfer der dritten Attacke wurde mittlerweile identifiziert. Laut Sprecherin Barbara Gass handelt es sich um einen 55-Jährigen. Sobald es sein Gesundheitszustand zulässt, soll er befragt werden. Der Mann wurde in der Nacht auf Mittwoch gegen 2.00 Uhr beim Hernalser Gürtel in der Josefstadt auf dem Straßenrand sitzend entdeckt. Er hatte schwere Schnitt- und Stichverletzungen am Körper. Der 55-Jährige wurde ins Spital gebracht und notoperiert. Er befindet sich mittlerweile außer Lebensgefahr.

Serientäter wird angenommen

Die Polizei prüft aufgrund gewisser Übereinstimmungen nun einen Zusammenhang mit ähnlichen Straftaten im Obdachlosenmilieu. Am 12. Juli wurde um 7.40 Uhr auf dem Handelskai in der Brigittenau ein 56-jähriger Mann mit tödlichen Stich- und Schnittverletzungen aufgefunden.

Suche nach Serientäter nach Messerangriffen

Nach den Messerangriffen auf Obdachlose ermittelt die Polizei auf Hochtouren. Mittlerweile wurden drei Obdachlose, eine Frau und zwei Männer, nachts mit einem Messer attackiert. Einer der Männer ist seinen Verletzungen erlegen. Exekutive und Obdachloseneinrichtungen werden nun sensibilisiert.

Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau gegen 3.40 Uhr durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt, überlebte aber. Entsprechende Betreuungseinrichtungen wurden von der Polizei ebenfalls sensibilisiert.

Die Beamten des Bereiches Leib/Leben im Wiener Landeskriminalamt ermitteln. Sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung dieser Fälle führen, werden telefonisch – auch anonym – im LKA Wien unter der Telefonnummer 01/31310 DW 33800 erbeten.