Ute Bock Haus
ORF
ORF
soziales

Christl Weinberger in Ute Bocks Fußstapfen

Sie tritt in große Fußstapfen, will mit Engangement jenen Hoffnung geben, die vielleicht schon aufgegeben haben: Christl Weinberger ist die neue Obfrau des Verein Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Bock ist 2018 gestorben und war für ihre unermüdliche humanitäre Arbeit bekannt.

In den fünf Jahren seit Ute Bocks Tod war die Position der Obfrau im Flüchtlingsprojekt bisher unbesetzt, eine bewusste Entscheidung des Vorstands. Sie hat aber auch für Veränderungen im Ute Bock Haus gesorgt. Seit 2012 bekommen geflüchtete Menschen im Ute Bock Haus Hilfe, Beratung, Schlafplätze und auch Bildung geboten.

Das solle auch so bleiben, sagte Weinberger im Interview mit „Wien heute“. „Das Wichtigste ist, dass wir hier das weitermachen, was die Frau Bock begonnen hat und gut begonnen hat und sehr gut begonnen hat und dass wir das eventuell ein bisschen erweitern und verfestigen und schauen, dass das wirklich in ihrem Sinne weitergeführt wird“, so Weinberger.

Christl Weinberger, Obfrau Flüchtlingsprojekt Ute Bock
ORF
Christl Weinberger tritt in die Fußstapfen von Ute Bock

Werdegang von Christl Weinberger

Weinberger ist kein neues Gesicht in der österreichischen humanitären Hilfe. Die 79-Jährige war im Auftrag der österreichischen Regierung rund um die Welt unterwegs. Sie übernahm in den Nachwehen des Prager Frühlings 1969 die Leitung eines Flüchtlingsheims für tschechische Geflüchtete. Ihr professioneller Lebensweg führte die gebürtige Salzburgerin in verschiedenen Positionen nach Zürich, Paris, Seoul und als Generalkonsul nach Shanghai. Zuletzt übernahm sie die Vertretung der Republik Österreich in Bhutan und koordinierte die dortige Entwicklungszusammenarbeit.

Portrait Ute Bock Nachfolgerin

Auto gegen Mauer: 1 Toter | update Obdachlosen Mörder | Einsparungen bei Energieanbieter | Leo Lehr (e-control) zu Anbieterwechsel Energie | Portrait Ute Bock Nachfolgerin | Meldungen | Musiksommer: Band „Bipolar Feminin“ | Sommer ist zurück in der Stadt

Das ereignisreiche Jahr 2015 hat sie zum Flüchtlingsprojekt Ute Bock gebracht, als sie und ihre Unterstützung dringend benötigt wurden. 2016 wurde sie zum Vorstandsmitglied bestellt. Die speziellen Herausforderungen dieser Jahre wurden nahtlos abgelöst vom großen Übergangsprozess nach dem Tod der Vereinsgründerin im Jänner 2018. Schon damals wie auch heute geht es ihr darum, für die Menschen da zu sein, „die zu uns kommen und Hilfe suchen. Wir müssen uns bemühen, ihnen bestmöglich zu helfen.“

Rechtsberatung als Neuheit im Ute Bock Haus

Seit dem Tod Ute Bocks 2018 hat sich auch hier schon einiges geändert. Es gibt mehr Mitarbeitende, 25 an der Zahl, und es wurde auch eine Rechtsberatung für Geflüchtete eröffnet. Das sei bei der derzeitigen Flüchtlingspolitik unumgänglich gewesen. Besonders in Härtefallen würde die Rechtsberatung zum Einsatz kommen.

In die Wohnprojekte des Vereins fließen außerdem die Projekte „ReStart“ und Übergangswohnungen ein. Das Projekt „ReStart“ bietet nach dem Auszug aus dem Ute Bock Haus etwa finanzielle Unterstützung zum Beispiel für Provisionen sowie dringende Einrichtungen und Ausbildungen. Die Übergangswohnungen sind zeitlich begrenzte Wohnvereinbarungen für Menschen, die keine Wohnung finden oder noch nicht ganz auf eigenen Beinen stehen können.

Mitarbeiter Flüchtlingsprojekt Ute Bock
ORF

„Flüchtlingshilfe muss sich der Zeit anpassen“

Die Flüchtlingshilfe müsse sich der aktuellen Zeit anpassen. Eines der großen Themen sei die Dauer des Aufenthalts der Flüchtlinge in Österreich bzw. in Wien. Es gehe hier vor allem um die Dauer der Verfahren, „die so wahnsinnig lange dauern und in sehr vielen Fällen, um nicht zu sagen, in den meisten Fällen negativ entschieden werden“, so Weinberger.

Die Asylpolitik hätte sich in der gesamten EU sowie in Österreich verschärft, weil Personen aus gewissen Herkunftsländern keine positiven Bescheide mehr bekommen würden. „Selbst für Syrer und Afghanen gibt es kein Asyl mehr. Es gibt humanitären Aufenthalt, es gibt Duldung. Das gibt es zwar alles, aber da dürfen die Menschen nicht arbeiten“, sagte Weinberger. Sie zeigte sich stolz, dass durch ihre Arbeit immer wieder gelingen würde „die Verfahren positiv zu beenden.“

Beratung, Hilfe, Obdach im Ute Bock Haus

In Summe leben hier im Haus 90 Personen, weitere 50 Wohnungen sind in der ganzen Stadt verteilt. Finanziert wird der Verein hauptsächlich durch Spenden, das Wohnprojekt wird vom Fonds Soziales Wien (FSW) teilfinanziert. „Insgesamt leben bei uns ca. 300 Personen. Sie bekommen laufend Unterstützung und Beratung durch unsere Wohnbetreuerinnen, an die sie sich jederzeit wenden können“, erklärte Pressesprecherin Maren Riebe. Im Haus leben Menschen, bis sie auf eigenen Beinen stehen können, also einen Job, einen Status und eine Wohnung haben.

Es gibt geteilte Küchen und Bäder und für die Bewohnenden und Klientinnen und Klienten der Sozialberatung gibt es wöchentlich je eine Lebensmittelausgabe. Einmal pro Monat gibt es auch Sachspendenausgaben. Gebraucht werden momentan vor allem Schuluntensilien und Bettwäsche, betonte Rieben. Denn Schulmaterialien sei vor allem jetzt vor Schulbeginn nötig, „sodass die Kinder keinen Nachteil in der Schule haben“, weil sich die Eltern die Ausstattung nur schwer leisten können.

Sachspenden Ute Bock Haus Schulmaterialen
ORF
Immer dienstags und donnerstags können Sachspenden im Ute Bock Haus abgegeben werden

„Familiäre Atmosphäre“ seit Frauen hier leben

Seit 2012 ist der Verein im Ute Bock Haus im zehnten Bezirk. „Es gibt tatsächlich immer noch drei Klienten im Haus, die noch mit Frau Bock hier eingezogen sind, ein Beleg für die belastende, lange Verfahrensdauer“, sagte Rieben. Gelebt wird quasi wie in einem Studierendenwohnheim – es herrscht eine familiäre Atmosphäre, „vor allem seitdem auch mehr Frauen und Kinder im Haus leben“ (zirka seit 2016), sagte Weinberger.