Leere Wohnung
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Immer mehr Menschen ohne Wohnung

Zahlreiche Menschen sind durch Teuerung und Mieterhöhungen in Wien von Wohnungslosigkeit bedroht, beobachtet die Wiener Caritas. Es werden immer mehr. Täglich müssen Hilfesuchende abgewiesen werden.

Verstärkt muss das Wiener Service für Wohnungslose der Caritas (P7) derzeit Menschen abweisen, so groß ist der Andrang. Ähnlich ist die Lage beim JUCA-Haus der Caritas für junge Wohnungslose: „Der Andrang in unserem Chancenquartier, also bei unseren Akutnächtigungsplätzen, ist tatsächlich in den letzten Wochen sehr, sehr stark zu spüren gewesen, und wir mussten täglich Leute abweisen“, sagt die Leiterin Maresi Kienzer gegenüber Radio Wien.

„Dauert doppelt oder dreimal so lang“

Auch bei den längerfristigen Plätzen im JUCA-Haus ist die Krise spürbar. Es dauere doppelt oder dreimal so lang wie früher, bis die jungen Menschen in eine eigene Wohnung könnten, wenn überhaupt, schätzt Kienzer. Früher habe man mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, wenn alles glattgelaufen sei, etwa ein halbes Jahr auf die eigene Wohnung hingearbeitet. Nun dauere das aufgrund der Teuerung ein- bis eineinhalb Jahre, um etwa einen finanziellen Polster für Krisen oder die erste Einrichtung anzusparen.

Wenn es überhaupt klappt: „Personen, die keine Ansprüche auf günstige Wohnformen in Wien haben, sprich nicht irgendwie die Möglichkeit haben, über die Gemeinde in eine Wohnung zu kommen, sondern auf dem privaten Wohnungsmarkt schauen müssen, bei denen wird es schwierig“, so die Leiterin des JUCA-Hauses.

Stärker auf Lebensmittelspenden angewiesen

Durch die Teuerung seien die Bewohnerinnen und Bewohner im JUCA-Haus derzeit auch viel stärker auf Lebensmittelspenden angewiesen: „Die Spendenregale sind ‚instant‘ leer“, erzählt Kienzer. Sich das Essen und Freizeitaktivitäten nicht leisten zu können, wirke sich zudem auf die Psyche der jungen Erwachsenen aus: „Da entstehen dann auch wieder leichter Krisen und Vereinsamung, die es auch zu bewerkstelligen gilt.“

Mehr Notschlafplätze für Junge nötig

In den Winter blickt Kienzer „schon mit Bauchweh“. Sie hofft unter anderem auf mehr Notschlafplätze, die auch für junge Menschen geeignet sind – denn die Großquartiere mit oft großen Schlafsälen seien es nicht: „Es ist schon auch abschreckend, gerade wenn man noch nie in der Wohnungslosenhilfe war und eigentlich auch noch nie die Notwendigkeit hatte – dann plötzlich in so einem Riesenquartier zu sein, ist nicht besonders einladend.“ Und: „Was es insgesamt braucht, ist mehr Einkommen und eine höhere Mindestsicherung.“