Blick auf den Schwarzenbergplatz
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Hitze als mehrfache Herausforderung

Die nächste Hitzewelle rollt über Wien. Wieder werden in den nächsten Tagen und Nächten viele Menschen unter den Temperaturen leiden. Für Menschen mit psychischen Problemen ist Hitze eine besondere Herausforderung.

Temperaturen über 30 Grad, kaum Abkühlung in der Nacht: Das ist unangenehm und auch psychisch belastend. Angststörungen und Depressionen können durch langanhaltende Hitze ausgelöst oder verschlimmert werden, „einfach, weil man sich denkt, wie überleb ich jetzt – oder wie komm ich über die nächsten Tage (…) man weiß das aus Spitalsaufnahmen, dass Personen, die bereits psychiatrische Erkrankungen haben, dass es hier zu einer Verstärkung der Symptome kommt“, so Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien.

Neben gedrückten Stimmungslagen würden aber auch aggressive Verhaltensweisen zunehmen, wie unterschiedliche, internationale Studien zeigen würden. Man müsse aber gar nicht in ferne Länder blicken, so Hutter: „Ich glaub, wenn man in Wien lebt, muss man sich nur einmal an solchen Tagen im Straßenverkehr bewegen und dann sieht man das auch bestätigt.“

Hitze als Belastung

Die aktuelle Hitzewelle ist für viele Personen, vor allem ältere und geschwächte Menschen, eine körperliche, aber auch psychische Belastung. Mögliche Folgen können Depression und Angststörungen sein. Auch das Aggressionsverhalten nimmt zu.

Arme haben schlechtere Karten

Besonders anfällig für die Folgen von Hitze sind ältere oder geschwächte Personen sowie Kinder, wie ein Forschungsprojekt an der Donau-Uni-Krems zeigt. Auch das Einkommen spielt eine Rolle, weil Armutsbetroffene meist in schlecht gedämmten Wohnungen leben und so den Wettereinflüssen mehr ausgesetzt sind.

„Wenn man sich die Situation der armutsgefährdeten und einkommensschwachen Haushalte anschaut, dann haben die in der Regel auch einen etwas schlechteren Gesundheitszustand als die Durschnittsbevölkerung. Das heißt, auch von dieser Seite ist ihr Risiko erhöht“, sagte Tania Berger vom Zentrum für Umweltsensitivität an der Donau-Uni-Krems.

Klima-Oasen und coole Zonen reichen nicht

Betroffene in Wien können sich durch mehrere Angebote den Kampf gegen die Hitze einfacher machen. So gibt es etwa die Klima-Oasen der Caritas, wo schattige Pfarrhöfe zugänglich gemacht werden. Die Stadt hat Cooling Zonen eingerichtet, wo es in gekühlten räumen Getränke zu haben sind. Seit Juni haben immerhin rund 1.700 Menschen dieses Angebot genützt. Ein Ausbau des Projekts sei möglich, hieß es seitens der Stadt. Doch Akutmaßnahmen wie diese und eine auf Abkühlung ausgerichtete Stadtplanung reichen nicht.

Um den Klimawandel aufzuhalten plädiert Umweltmediziner Hutter für mehr Verständnis bei jedermann und jederfrau: „Dass das kein Spaß sein wird für die nächsten Jahre und insbesondere für die nächsten Generationen ist überhaupt keine Frage. Deshalb ist auf der einen Seite klar, wir müssen schauen, wie wir uns damit anpassen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch schauen, dass diese Effekte nicht bis ins Unendliche zunehmen. Da braucht es auch ein Verständnis für – ja – Klimaschutzmaßnehmen“ – wohl in Gesellschaft und Politik.

Hitze bleibt bis mindestens Donnerstag

Laut Radio-Wien-Wettermoderator Kevin Hebenstreit soll die Hitzewelle bis mindestens nächsten Donnerstag anhalten. Dabei ist jeden Tag mit einer Höchsttemperatur von über 30 Grad zu rechnen. Die Nächte werden zumindest tropisch warm.