Luigi Blau
ORF/Archiv
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Kultur

Wiens Außengestalter Luigi Blau ist tot

Der Architekt Luigi Blau, der in Wien aufwuchs und die Stadt mit zahlreichen Gebrauchsmöblierungen im öffentlichen Raum geprägt hat, ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben, wie das Architekturzentrum Wien mitteilt.

Blau verkörperte geradezu prototypisch die Universalität des Architektenstandes, reüssierte er doch mit Wohnhäusern und Stadtmöbeln, Ausstellungsdesigns und Möbelentwürfen. Geboren wurde er am 3. Jänner 1945 im niederösterreichischen Mistelbach. Er studierte von 1966 bis 1973 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Ernst A. Plischke.

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Haltestellenhäuschen von Architekt Luigi Blau
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Die Wartehäuschen der Wiener Linien
Mistkübel von Architekt Luigi Blau
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Der ehemals allgegenwärtige Mistkübel
Telefonzellen von Architekt Luigi Blau
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Telefonzellen am Siebensternplatz
Überdachung auf dem Siebenbrunnenplatz von Architekt Luigi Blau
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Die mittlerweile abgerissene Überdachung auf dem Siebenbrunnenplatz
Litfaßsäule von Architekt Luigi Blau
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Litfaßsäule mit zeitgenössischem Antlitz
Werbetafel von Architekt Luigi Blau
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Werbetafel am Schwarzenbergplatz
Umgestalteter Columbusplatz von Architekt Luigi Blau
picturedesk.com/WirtschaftsBlatt/Elke Mayr
Der umgestaltete Columbusplatz

„Sein Lehrer war der Wiener Graben“, sagte Friedrich Achleitner über Blau, der mit ersten Geschäftsumbauten, der Realisierung von Einfamilienhäusern sowie Entwürfen für Möbel sowie Geschäfts- und Inneneinrichtungen bereits während des Studiums vielseitiges Interesse erkennen ließ.

„Öffi“-Wartehäuschen, Bänke, Mistkübel

Für die Wiener und die Besucher der Stadt ist Blau dank seines Œuvres „unausweichlich“. So gestaltete Blau im Zuge der Wiener Stadtmöblierung Wartehäuschen für Bus- und Straßenbahnhaltestellen, Telefonzellen, Sitzbänke und Mistkübel, Kioske und Kleidercontainer und nicht zuletzt öffentliche WC-Anlagen.

Architekt Luigi Blau
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Zahlreiche Entwürfe von Luigi Blau sind noch heute in Wien für jedermann sichtbar

Er prägte das Bild des Stadtraums mit seinen schlichten Gestaltungen aus gebogenen Blechen und glatten Oberflächen entscheidend mit. Auch ein Abschnitt der Fußgängerzone Favoritenstraße wurde von ihm bis 2005 neu gestaltet. „Zufälliges gab es für ihn nicht. Sein Hauptaugenmerk lag am Verbessern des Vorhandenen“, würdigte nun das Architekturzentrum den Verstorbenen in seinem Nachruf. 2015 gelangte Blaus Archiv durch Schenkung in die Sammlung der Institution.

Ausstellungen und Burgtheaterumbau

Zugleich war Blau, seit Jahrzehnten liiert respektive verheiratet mit der späteren Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, auch stets dem Kulturbetrieb eng verbunden. Für Ausstellungen wie „Zauber der Medusa“ für die Wiener Festwochen (1985), die Niederösterreichische Landesausstellung „Die Eroberung der Landschaft“ in Gloggnitz (1991), „Der Traum vom Glück“ im Künstlerhaus und der Akademie der bildenden Künste (1996) und „Der Künstler und sein Förderer“ im Wien Museum (2004) schuf er prägnante Gestaltungen.

Blau war auch für Umbauten im Burgtheater (etwa für das Restaurant Vestibül) und für die Renovierung des Ronacher-Theaters verantwortlich. 1993 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Architektur. Matthias Boeckl gab 2003 das Buch „Architekt Luigi Blau – Häuser, Interieurs, Stadtmöbel. Beiträge zu einer Baukultur 1967 – 2002“ heraus, „Luigi Blau. Architekt“ mit Texten von Otto Kapfinger, Friedrich Achleitner, Matthias Boeckl, Francesco Collotti, Dietmar Steiner und Liesbeth Waechter-Böhm ist 2018 in einer Neuauflage im Verlag Müry Salzmann erschienen.

„Klassiker in der Architekturgeschichte“

„Ohne die Arbeiten von Luigi Blau wäre der öffentliche Raum ein anderer und Wien im Besonderen nicht jene Stadt, wie wir sie kennen und lieben“, schrieb Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Blau werde als „ein Klassiker in die Architekturgeschichte eingehen. Die Lücke, die er hinterlässt, ist riesengroß.“

„Schlichte Eleganz und die Schönheit des Zurückhaltenden ist nicht nur große Kunst, sondern etwas, das Luigi Blau als Architekten, Designer von Möbeln und Stadtmobiliar sowie Ausstellungsgestalter ausgezeichnet hat und das Friedrich Achleitner als ‚heiter-harmonische Gelassenheit‘ beschrieb“, sagte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) über das Oeuvre des verstorbenen Architekten. Seine Stimme als Architekt werde in dieser Stadt fehlen.