Hitze und Autos am Naschmarkt
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Chronik

Versiegelung bringt Hitze in die Stadt

Die extreme Hitze mit Temperaturen bis 35 Grad kann zur gesundheitlichen Belastung werden. Besonders heiß wird es an stark versiegelten Orten, etwa am Naschmarkt-Parkplatz. Das Rote Kreuz warnt vor Sonnenstichen und Hitzschlag.

In den Spitälern schlägt sich die Hitzewelle derzeit aber nicht nieder. Auch die Rettung verzeichnet nicht mehr Einsätze als sonst. Mit derzeit rund 900 Einsätzen sind es sogar weniger Einsätze als im Durchschnitt. Das dürfte aber nicht an den Temperaturen liegen. Ein möglicher Grund dafür dürfte sein, dass viele Wienerinnen und Wiener auf Urlaub sind. Es gibt aber durchaus hitzebezogene Einsätze. Am Montag erst ist ein bei Dacharbeiten kollabierter Arbeiter laut Wiener Rettung in ein Spital gebracht worden.

Hitze in der Stadt und Maßnahmen dagegen

Die Hitzewelle hat Wien fest im Griff. Ab sofort ist in Wien das Grillen auf den öffentlichen Grillplätzen wieder verboten. Auch die Nächte bringen kaum Abkühlung – vor allem in sogenannten Hitzeinseln mit viel Beton, wie etwa am Naschmarkt. Was die Stadt gegen die Hitze in der Stadt tut, und wo es gerade besonders heiß ist, hat Lukas Lattinger recherchiert.

Bäume in Kaltluftschneisen kontraproduktiv

Generell sei man beim Setzen von Maßnahmen gegen den Klimawandel zu langsam. Die Politik müsse schneller reagieren, sagt Klimatologe Simon Tschannett im Interview bei „Wien heute“. Wesentlich an der Erwärmung in der Stadt sei die Bodenversiegelung. „Der Boden erhitzt sich durch die Sonnenbestrahlung. Alles was versiegelt ist, speichert Wärme.“ Es werde deshalb auch in der Nacht kaum spürbar kühler. „Wir müssen alles tun, was möglich ist“, ergänzt der Klimatologe.

Klimatologe Tschannett zu Hitze in der Stadt

Die Stadt tut auch einiges, um die Hitze in der Stadt einzudämmen. Ist Wien da auf einem guten Weg und reicht das aus? Der Klimatologe Simon Tscharnett antwortet.

In einer Gasse mit Fassadenbegrünung sei der spürbare Effekt auf der Straße gering, es brauche mehr Maßnahmen. Eine gute Idee findet er das Pflanzen von Bäumen in der Stadt. Diese können bei Kaltluftschneisen aber auch kontraproduktiv wirken. „Unsere Infrastruktur ist nicht für dieses Klima gemacht.“ Man brauche ein großes Budget um Anpassungsmaßnahmen durchführen zu können.

Hitzepol am Naschmarkt

Der Parkplatz beim Naschmarkt ist eine der größten Hitzeinseln der Stadt. Es gibt kaum Bäume, dafür viel Asphalt. „Wir haben jetzt hier 59,4 Grad. Das Temperaturmaximum erreichen wir dann so um 17, 18 Uhr. Und da geht das Thermometer dann auf über 60 Grad“, schildert Thomas Draschan. Er ist Teil der Bürgerinitiative Freiraum Naschmarkt, die sich für eine Umgestaltung des beliebten Marktes einsetzt. Für ihn ist die Hitzebelastung am Naschmarktplatz jenseitig. „Also Hunde können den Platz eigentlich nicht mehr wirklich überqueren. Und man merkt, wenn man steht, wie das durch die Fußsohle durchgeht.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Hitze und Autos am Naschmarkt
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Am Naschmarkt steigen die Temperaturen aufgrund der Versiegelung tagsüber besonders stark
Neuer Markt
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Der Neue Markt ist bereits umgestaltet worden
Grünfläche am Praterstern
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Auch der Praterstern hat jetzt mehr grün als zuvor
Grünfläche am Praterstern
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Das soll das Mikroklima beeinflussen und den Aufenthalt bei großer Hitze erträglicher machen

Dabei liegt der Naschmarkt in einer Schneise, die kalte Luft aus dem Wienerwald in die Stadt bringt. Die Stadt will diese Hitzeinsel entschärfen. Der Prozess soll noch heuer abgeschlossen sein. Andere Plätze sind bereits umgestaltet worden. Etwa der Praterstern, der Neue Markt oder der Michaelerplatz. 58 Millionen Euro gab die Stadt seit drei Jahren für Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen aus. 1.700 neue Bäume, 50.000 Quadratmeter neue Grünflächen und 1.500 Quadratmeter Wasserspiele sind das bisherige Ergebnis.

„Klimaoasen“ als kurzfristige Abkühlung

Abseits davon sorgen Initiativen wie die Klimaoasen der Caritas für kurzfristige Abkühlung. Die Caritas hat im August in Wien noch zwölf ihrer schattigen Pfarrgärten geöffnet. Das Cooling Center des Roten Kreuzes im Shopping Center Nord wurde bisher von 550 Personen genutzt. Es hat noch bis Ende August offen.