Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze.
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Gesundheit

Engpass bei Diabetes-Medikamenten

Eine spezielle Medikamenten-Gruppe, die auch beim Abnehmen hilft, ist weltweit gefragt. Die Österreichische Gesellschaft für Diabetes ruft deshalb auf, diese Mittel nicht mehr zur Gewichtsreduktion zu verschreiben.

Die Verknappung betrifft Diabetes-Medikamente aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten, die es schon lange gibt. Seit rund einem Jahr haben sie sich weltweit als „Abnehmspritzen“ einen Namen gemacht und sind enorm gefragt. Von einem „Versorgungsengpass“ spricht die Österreichische Diabetes Gesellschaft. „Alle ÄrztInnen werden von der ÖDG aufgerufen, in dieser Mangelsituation vorübergehend keine Verschreibungen dieser Substanzen zur Gewichtsreduktion bei Menschen ohne Diabetes vorzunehmen, da in Österreich derzeit keine gleichwertigen Therapiealternativen für Menschen mit Diabetes verfügbar sind“.

Ein paar zehntausend Menschen in Österreich würden derzeit mit Präparaten dieser speziellen Medikamentengruppe behandelt werden, so Peter Fasching, der stellvertretende Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. „Der Grund für diesen Appell besteht darin, dass etwa 25 Prozent der gesamten in Österreich verordneten Menge aus dieser Präparaten-Gruppe derzeit für Menschen verschrieben wird, die keinen Diabetes haben“, so der Diabetologe im Radio Wien Interview.

Lieferengpässe ein „Alptraum“

Der Präsident des Verbandes der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler, Andreas Windischbauer, spricht – betreffend der Liefersituation – von einem „Alptraum“. Die Apotheken würden bei den Pharmagroßhändlern derzeit das „zigfache“ der Menge bestellen, die diese liefern können, so Windischbauer gegenüber wien.ORF.at. „Alle sind momentan unzufrieden“.

Kein Kassenrezept für „Abnehmspritzen“

Die gefragten Medikamente gibt es, laut ÖGK, auf Kassenrezept nur für Patienten und Patientinnen mit Diabetes. „Die zunächst sehr breit durch private Personen zum Abnehmen bezogenen Medikamente sind weiterhin auf therapiebedürftige Patientengruppen über den Zeitraum der zu geringen Verfügbarkeit eingeschränkt“, hieß es. Primär Patientinnen und Patienten, die eine laufende Therapie mit diesen Medikamenten haben oder die aus therapeutischen Gründen diese Medikamente zukünftig erhalten müssen, bekämen diese Medikamente verschrieben.

Ersatz und Hoffnung auf neue Präparate

In der Behandlung von Diabetes gibt es auch andere Medikamentengruppen, auf die Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 umgestellt werden können, so Diabetologe Peter Fasching, Abteilungsvorstand der 5. Medizinischen Abteilung der Klinik Ottakring. Er geht von einer Besserung der Liefersituation aus. „Nach Rücksprache mit den anbietenden Firmen hoffen wir, dass sich die Versorgungslage im Laufe des Jahres 2024 wieder bessert“, so Internist Fasching.

Der Experte rechnet auch damit, dass bald neue Präparate dieser Medikamentengruppe auf den Markt kommen, die speziell fürs Abnehmen zugelassen sind. Die „Abnehmspritzen“, um die es derzeit den Hype gibt, sind eigentlich nur für die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen.