Warten auf Godot-Schauspielerinnen und Schauspieler
Gerhard Posch
Gerhard Posch
Kultur

Laientheater führt Godot in Wohnhaus auf

Im vielleicht kleinsten Theater Wiens wird seit Anfang August eines der bekanntesten Theaterstücke aufgeführt: „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett. Gespielt wird in einem Wohnhaus an der Alten Donau.

Mit einer kleinen Gruppe von Laien hat sich der Regisseur Helmut Wiesner mit „Warten auf Godot“ an eines der „Stücke aller Stücke“, wie er sagt, gewagt. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt mit vier Laien habe sich die Frage gestellt, welches Stück man als nächstes gemeinsam umsetzen will, erzählte der Regisseur. Da habe einer der Laien den Vorschlag gebracht, sich hinter das Stück „Warten auf Godot“ zu klemmen.

In dem Theaterstück erhalten die Figuren Estragon und Wladimir den Auftrag, auf einen gewissen Godot zu warten. „Das Stück handelt eigentlich von der Absurdität der Welt: Man wartet auf etwas, das wahrscheinlich nie eintreten wird“, erzählt Wiesner. Da „Warten auf Godot“ aus der Nachkriegszeit stammt, sind in das Stück auch Gedanken über die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs eingebaut.

Veranstaltungshinweis

„Warten auf Godot“, 6., 8. und 13. September ab 18.00 Uhr. Ginkgoweg 34 (auf Höhe Industriestraße 98)
Kontaktadresse: christine.rosche@icloud.com

Drei Personen spielen Wladimir

Wiesner sei anfangs unsicher gewesen, da es sich bei „Warten auf Godot“ um ein sehr bekanntes und schweres Theaterstück handle. „Mit Laien kann Theater schwierig sein, wenn es für die Gruppe nicht das richtige Stück ist“, so der Regisseur. Schlussendlich habe man sich dazu entschieden, die Herausforderung anzunehmen und sich an dem Stück zu versuchen. Um das sonst doch recht lange Stück spannender zu machen, hat es der Regisseur für seine Theatergruppe auf eine Länge von rund 50 Minuten gekürzt. Dafür kommen in Wiesners Stück auch einige Figuren aus der Originalversion nicht vor.

Sein Stück beschränkt sich auf die zwei wartenden Figuren Estragon und Wladimir. Da sich seine Theatergruppe jedoch aus vier Personen, drei Frauen und einem Mann, zusammensetzt, habe er eine Lösung gebraucht: Der Mann spiele nun die Figur Estragon, während die drei Frauen abwechselnd verschiedene Facetten der Figur Wladimir verkörpern würden.

Warten auf Godot-Schauspielerinnen und Schauspieler
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Drei Frauen stellen abwechselnd die Figur Wladimir dar

Regisseur mit Ergebnis sehr zufrieden

Der Regisseur zeigt sich von dem Ergebnis begeistert: „Ich weiß nicht, ob ich das mit professionellen Schauspielern so gut hinbekommen hätte, weil die Laien, im Gegensatz zu professionellen Schauspielern, eine große Naivität haben und unbekümmert sind.“ Die Dialoge würden trotz kunstvoller Sprache authentisch wirken. Für die musikalische Untermalung habe man einen Klarinettenspieler hinzugezogen. „Es ist ein sehr musikalisches Stück. Hier wird auch viel gesungen“, erzählt Wiesner.

Wegen der Coronavirus-Pandemie wurden die Aufführungen mehrmals verschoben. Erst dieses Jahr im August fanden die ersten Auftritte vor Publikum in einem kleinen Haus an der Alten Donau statt – diese waren laut Wiesner ein Erfolg.

Für die kommenden Termine am 6., 8. und 13. September gebe es noch freie Plätze. Eine Voranmeldung werde dennoch empfohlen, da das Haus nur für maximal 20 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz biete. Eintritt werde keiner verlangt. Die Gruppe freue sich aber über eine freiwillige Spende. Weitere Aufführungen seien für Oktober geplant, jedoch noch ohne konkrete Daten.