Das Handwerk des Vergoldens gebe es schon seit den Ägyptern, erzählt Waltraud Luegger in ihrem Atelier. Sie ist Vergolderin und Branchensprecherin in der Wiener Wirtschaftskammer. Anders als bei vergoldetem Schmuck, der in einer Flüssigkeit gebadet wird, werden die Objekte von Vergolderinnen und Vergoldern mit Blattgold aufwendig verkleidet.
Keine Wiener Vergolder bei Parlamentssanierung
Wie die Aufträge für dieses Vergolden von Gebäuden, Statuen und etwa Inneneinrichtungen aktuell in Wien vergeben werden, sieht Branchensprecherin Luegger jedoch kritisch. So seien beispielsweise bei der Renovierung des Parlaments keine Wiener Vergolderinnen und Vergolder beschäftigt gewesen. Auch in der Wiener Staatsoper seien die Restaurierungsarbeiten eher spärlich gewesen.
Wiens Vergolder im Stephansdom
Die Wiener Vergolderinnen und Vergolder präsentieren am Freitag im Stephansdom ihr Handwerk. Von diesen Spezialisten gibt es nicht mehr sehr viele in Wien – ihre Arbeit verlangt viel Fingerspitzengefühl.
Oft würden die Aufträge an Restauratorinnen und Restauratoren gegeben, die jedoch nur wenig Erfahrung im Handwerk des Vergoldens hätten. Es würde dann oft auch kein echtes Gold verwendet. Es habe nun einige Baustellen gegeben, „die nicht nachhaltig sind, wo man in ein paar Jahren wieder arbeiten muss“, so Luegger. „Hätte man Vergolder hinzugezogen, hätte der das nie so gemacht.“ Sehr wohl im Einsatz waren die Wiener Vergolderinnen und Vergolder etwa bei der Restaurierung der Secession beim Naschmarkt und in der Nationalbibliothek.
Noch immer gleiche Materialien wie im Mittelalter
Luegger arbeitet bereits seit über 20 Jahren als Vergolderin und Staffierermeisterin. Zu ihrem Beruf gefunden habe sie über die Kirche in ihrem Heimatort, erzählt sie im Interview. Denn diese Kirche sei zwar wunderschön, aber schmutzig gewesen – sie habe daher wissen wollen, wie man diese wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen könne.
Bei vielen Aufträgen geht es um die Restaurierung von Objekten – etwa Bilderrahmen und Spiegel im klassischen Stil, aber auch im Jugendstil sowie gotische Objekte. Bevor diese vergoldet werden können, muss zuerst der Untergrund vorbereitet werden. Luegger arbeitet dafür noch mit den gleichen Materialien wie im Mittelalter.
Vergolderkissen, Pinsel und Kristall zählen zu Utensilien
Ein Rahmen wird zum Beispiel zunächst mit Kreidegrund, Poliment oder Mixtion ausgebessert, bevor das hauchdünne Blattgold aufgetragen wird. Poliment ist eine besonders aufbereitete Tonerde, Mixtion ein spezieller Öllack. Das Gold wird dann mit einem Pinsel auf das Vergolderkissen gelegt. Mit einem speziellen Messer wird das Gold zugeschnitten, danach behilft sich die Vergolderin auch mit Pusten, um das Blattgold richtig zu positionieren.
Der Rahmen wird noch mit einer Alkohollösung bepinselt. Dann wird das Gold mit einem besonderen Pinsel vom Vergolderkissen auf das Objekt manövriert. Nach dem Antrocknen wird mit einem speziellen Kristall poliert. Alles passiert per Hand.
Ausstellung im Stephansdom
Seit 2017 ist das Handwerk des Vergoldens und Staffierens in der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Österreich eingetragen. Einen Einblick in das Handwerk und dessen Geschichte kann man demnächst auch bei einer Ausstellung im Curhaus Stephansplatz bekommen – von 29. September bis 26. Jänner unter dem Titel „Vergolder und Staffierer – Ärzte der Heiligen“. In der Barbarakapelle im Stephansdom wird gezeigt, wie das Handwerk dort praktisch umgesetzt wurde. Die Schau "Ecclesia – Art – Aurum“ ist dort von 29. September bis 24. Oktober zu sehen.