Karl Markovics bei einem APA-Interview 2019
APA/Georg Hochmuth
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Kultur

Karl Markovics wird 60

Der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Karl Markovics wird heute 60. International bekannt wurde der Wiener vor allem durch die Hauptrolle im oscarprämierten NS-Drama „Die Fälscher“. Bei der Aufnahmeprüfung am Max-Reinhardt-Seminar scheiterte Markovics einst.

Dass es Markovics an die Spitze seiner Zunft bringen sollte, war in seinem Geburtsjahr 1963 noch keineswegs absehbar – doch der Berufswunsch reifte wohl schon früh. Geboren wurde Markovics als Sohn einer Verkäuferin und eines Busfahrers in Wien. Er wuchs in einer Arbeitersiedlung in Kapellerfeld auf, einem Ortsteil von Gerasdorf bei Wien.

Schon als Volksschüler soll er versucht haben, Goethes „Zauberlehrling“ zu inszenieren. Nach dem Besuch des Floridsdorfer Gymnasiums bewarb er sich am Max-Reinhardt-Seminar, wurde jedoch abgelehnt. „Aus der Sicht des Regisseurs: Ich weiß nicht, ob ich mich genommen hätte. Ich war genau dort richtig, wo ich damals gelandet bin: im Serapionstheater“, erzählte Markovics vor einigen Jahren in einem Interview mit dem „Standard“.

Regisseur Karl Markovics bei Dreharbeiten des Films „Nobadi“ 2018 in Wien
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Markovics führte inzwischen bei zahlreichen Filmen Regie – hier etwa beim Film „Nobadi“, für den er auch das Drehbuch verfasste

Populäre Rolle als Stockinger in „Kommissar Rex“

1987 wechselte er zum Wiener Ensemble. Vier Jahre später übernahm er in „Hund und Katz“ von Michael Sturminger seine erste kleine Kinorolle, viele weitere sollten folgen – etwa in „Indien“, „Hinterholz 8“ und „Komm, süßer Tod“.

Das Renommee des Publikumslieblings erarbeitete sich Markovics mit der Rolle als Stockinger in der TV-Serie „Kommissar Rex“. Der Bezirksinspektor wurde so populär, dass die Serie gar einen Spin-off erhielt. Trotz seiner Fernseherfolge behielt der Künstler stets auch einen Fuß in der Tür des Theaters und des Kinos – und etablierte sich alsbald auch als Regisseur.

Kinoregiedebüt „Atmen“ wurde Festivalhit

2008 erregte er internationale Aufmerksamkeit – mit seiner Hauptrolle als Salomon Sorowitsch in Stefan Ruzowitzkys NS-Drama „Die Fälscher“, das erstmals den Auslandsoscar nach Österreich holte. 2011 saß Markovics selbst im Regiesessel für sein Kinodebüt „Atmen“, das sich zum veritablen Festivalhit entwickelte und in einer Nebenreihe von Cannes seine Weltpremiere feierte. Bis dato schlossen sich hier das Frauenporträt „Superwelt“ und die Flüchtlingsparabel „Nobadi“ an – hier stammten auch die Drehbücher von Markovics.

Karl Markovics bei einem APA-Interview 2019
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Er wisse nicht, ob er sich damals am Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen hätte, sagt Markovics

Auch wenn Markovics den Society-Rummel stets eher scheute, verhinderte das nicht sein Engagement für den eigenen Berufsstand. So wurde er 2009 gemeinsam mit Barbara Albert erster Präsident der von ihm mitgegründeten Akademie des Österreichischen Films und sorgte mit dem vom Branchenverband ausgerichteten Österreichischen Filmpreis dafür, dass der rot-weiß-roten Kinoszene mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde. 2013 übergab das Duo an Ursula Strauss und Stefan Ruzowitzky.

Regelmäßige Auftritte an Wiener Theatern

Ungeachtet seiner markanten Physiognomie entwickelte sich Markovics zu einem jener Schauspieler, die zentrale Figuren der Zeitgeschichte verkörpern und einem breiten Publikum nahbar machen können – ohne Rücksicht auf etwaige optische Parallelen. Es ist ein Status, wie ihn etwa auch Gerard Depardieu in Frankreich hat.

So verkörperte Markovics in Elisabeth Scharangs Politaufarbeitung „Franz Fuchs – ein Patriot“ den titelgebenden Briefbombenattentäter, was ihm 2008 eine Emmy-Nominierung in der Kategorie „Bester Schauspieler“ einbrachte. 2002 spielte er im TV-Biopic „Andreas Hofer“ Erzherzog Karl, 2016 im Spielfilm „Die Geliebte des Teufels“ Joseph Goebbels. Gerade stand er als Sigmund Freud für die Universum-Folge „Die Illusion der Freiheit“ vor der Kamera, die im Dezember im ORF zu sehen sein soll.

Schauspielerin Ulrike Beimpold und Schauspieler und Neo-Regisseur Karl Markovics während der Dreharbeiten zu „Superwelt“
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Ulrike Beimpold spielte die Hauptrolle in Karl Markovics’ Film „Superwelt“

Trotz zahlreicher auch internationaler Kinoerfolge – etwa mit kleineren Partien in „Die Vermessung der Welt“ (2012) und „Grand Budapest Hotel“ (2014) – stand Markovics auch weiter regelmäßig am Theater in der Josefstadt und dem Wiener Volkstheater auf der Bühne. Das Volkstheater ermöglichte Markovics 2005 auch seine erste Theaterregie, mit Eugene Ionescos „Die kahle Sängerin“.

Erste Opernregie bei Bregenzer Festspielen

2018 legte das Multitalent schließlich auch noch seine erste Opernregie vor, im Rahmen der Bregenzer Festspiele mit der Uraufführung von Thomas Larchers „Das Jagdgewehr des Komponisten“. Das brachte ihm prompt die Auszeichnung der besten Opernregie beim Österreichischen Musiktheaterpreis ein.

Markovics scheint einfach in allen Bereichen sein Publikum zu finden, was sich nicht zuletzt in vielen Auszeichnungen und Preisen niederschlägt. 2007 und 2008 wurde er mit der Romy für den beliebtesten Schauspieler prämiert, 2008 mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis und 2010 mit dem Nestroy-Ring. 2017 erhielt er den Deutschen Schauspielpreis.

ORF zeigt zahlreiche Filme rund um Geburtstag

Der ORF strahlt rund um Markovics’ 60. Geburtstag eine Vielzahl an Filmen aus, in denen er zu sehen ist. An seinem Geburtstag selbst, also am 29. August, wird ab 23.00 Uhr etwa „Die Fälscher“ in ORF2 gezeigt, um 0.40 Uhr folgt in ORF1 „Die Männer ihrer Majestät“, ebenfalls unter Regie von Stefan Ruzowitzky – mehr dazu in tv.ORF.at.