Angeklagter bei Gericht
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Chronik

Prozess: Angeklagter bestreitet Mordversuch

Wegen Mordversuchs muss sich ein 21-jähriger Mann vor dem Wiener Landesgericht verantworten. Er soll am 4. Jänner in der U-Bahnlinie U3 einen 63-jährigen Mann bewusstlos geschlagen und dann auch noch auf ihn eingetreten haben. Beim Prozess bestreitet er eine Tötungsabsicht.

Während die Staatsanwaltschaft von einem zumindest bedingten Tötungsvorsatz ausging, widersprach der Verteidiger, der Angeklagte bekräftigte das. Er habe den Mann nicht töten wollen, „ich habe Prinzipien in meinem Leben, an die ich mich streng halte. An so etwas würde ich nie denken.“ Er sei damals unter Drogeneinfluss gestanden. Er sei in der U-Bahn „angerempelt“ worden: „Ich habe gedacht, jemand will kämpfen.“ Er habe darauf „reagiert“. Was passiert sei, tue ihm „furchtbar leid. Ich bereue. Ich habe dann eh aufgehört.“

Der 63-Jährige – Besitzer einer Trafik auf dem Praterstern – war mit der U-Bahn von der Arbeit nach Hause gefahren. In der Station Stephansplatz stieg er in die U3 Richtung Volkstheater um und setzte sich auf einen freien Platz. Da der Mann neben ihm ausgesprochen breitbeinig saß, bat er diesen, eine andere Haltung einzunehmen. Der 21-Jährige ignorierte zunächst den älteren Mann, als dieser seine Aufforderung wiederholte, donnerte er ihm laut Anklage ansatzlos und ohne Vorwarnung die Faust mehrfach ins Gesicht.

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Der Angeklagte leidet laut Gutachten an einer schweren Persönlichkeitsstörung

Der Trafikant verlor sofort das Bewusstsein und sackte zu Boden, wo er auf dem Rücken zu liegen kam. Was daraufhin geschah, belegen Aufnahmen aus Überwachungskameras der Wiener Linien: Der 21-Jährige stellt sich breitbeinig über das Opfer, ergreift mit beiden Händen die Haltestangen, zieht sich in die Höhe „und stampft dem bewusstlos auf dem Boden Liegenden mehrmals wuchtig auf den Kopf und das Brustbein“, wie die Staatsanwältin den Geschworenen schilderte.

Opfer erlitt schwere Verletzungen

Der 63-Jährige hat an diese Vorgänge keine Erinnerung mehr. Diese sei „abgeschaltet“, berichtete er in seiner Zeugenaussage. Die Erinnerung setzte erst wieder ein, „als ich im Spital war. Da war es 21.00 Uhr. Die Uhr sehe ich vor mir.“ Der Trafikant erlitt eine Gehirnerschütterung mit einer länger dauernder Erinnerungslücke, einen Bruch des Brustbeines, Brüche des rechten Schlüsselbeines und der ersten rechten Rippe, eine Fraktur des Nasenbeins sowie Prellungen und Blutunterlaufungen im gesamten Kopf- und Gesichtsbereich.

„Ich habe eine lange Physiotherapie gemacht. Durch Übungen geht es mir körperlich gut“, erläuterte der Zeuge. In psychischer Hinsicht sieht es anders aus. Beim U-Bahn-Fahren verspüre er „oft tiefes Unbehagen. Ich muss damit leben lernen. Ich glaube, das wird mir auf lange Sicht auch gelingen.“ Der gegen den 63-Jährigen gerichtete Gewaltexzess hörte erst auf, als ein anderer Fahrgast eingriff und den Täter zur Seite schob.

Prozess: Angeklagter bestreitet Mordversuch

Wegen Mordversuchs muss sich ein 21-jähriger Mann vor dem Wiener Landesgericht verantworten. Er soll am 4. Jänner in der U-Bahnlinie U3 einen 63-jährigen Mann bewusstlos geschlagen und dann auch noch auf ihn eingetreten haben. Beim Prozess bestreitet er eine Tötungsabsicht.

Angeklagter wegen Persönlichkeitsstörung gefährlich

Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt dem jungen Mann eine kombinierte Persönlichkeitsstörung, sodass die Staatsanwaltschaft zusätzlich zur Verurteilung die Unterbringung des Angeklagten in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt hat. Der 21-Jährige ist laut Gutachten zwar zurechnungsfähig, aber infolge seiner Persönlichkeitszüge als derart gefährlich anzusehen, dass ohne haftbegleitende, therapeutische Maßnahmen neuerlich mit Straftaten mit schweren Folgen zu rechnen ist.

Die Gefahr, die von dem aus schwierigen familiären Verhältnissen stammenden Mann – er wuchs fremduntergebracht auf, schloss keine Ausbildung ab und war zuletzt ohne feste Bleibe – ausgeht, manifestiert sich auch darin, dass drei weitere Gewalttaten von der Anklage mit umfasst sind. Er hatte schon am 29. und am 31. Dezember aus nichtigem bzw. ohne erkennbaren Anlass zwei Männer mit Faustschlägen attackiert und beiden die Nase gebrochen.