Schultafel
ORF.at/Zita Klimek
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Schule

1.500 neue Lehrer an Wiens Schulen

Für 242.000 Kinder und Jugendliche beginnt kommenden Montag die Schule. Das neue Jahr bringt Neuerungen etwa bei finanziellen Hilfen, aber auch ein Wiedersehen mit alten Problemen wie dem Lehrermangel.

Für rund 1.500 neue Lehrerinnen und Lehrer beginnt am Montag ebenfalls die Schule. Rund 100 davon sind Quereinsteiger. Sie werden von Mentoren begleitet und besuchen zudem noch Weiterbildungen an der Pädagogischen Hochschule Wien. Doch nicht nur junge Menschen unterrichten: Der älteste Lehrer in Wien ist 78 Jahre alt. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) sprach von einem „Kraftakt“, mit dem es möglich geworden sei, einen Schulstart für alle zu ermöglichen, bei dem geregelter Unterricht sichergestellt sei.

Laut Wiederkehr fehlen im Pflichtschulbereich 31 Lehrer. Dies seien gerade 0,2 Prozent der rund 16.000 Lehrkräfte dieser Schulformen. Allerdings stehen auch Menschen in den Klassen, die über keine oder keine abgeschlossene pädagogische Ausbildung verfügen. Wiederkehr sprach sich auch einmal mehr dafür aus, den Quereinstieg in der Volksschule möglich zu machen. Dies sei vom Bildungsministerium derzeit aber nicht gewünscht, kritisierte der Stadtrat.

Ob kommende Woche in allen Volksschulklassen auch klassenführende Lehrkräfte anzutreffen sind, ist laut Bildungsdirektor Heinrich Himmer noch nicht genau vorherzusagen. „Wir könnten mehr brauchen“, stellte er klar. Die Garantie, dass in allen 3.600 Klassen ab dem ersten Tag eine zuständige Lehrkraft stehe, die auch vier Jahre bleibe, könne man nicht geben. Es seien aber Lösungen mit den Schulleitungen erarbeitet worden – etwa, dass sich falls nötig zwei Teilzeitkräfte eine Klasse teilen.

„31 fehlende Lehrer sind rund 700 Kinder“

Nicht ganz so optimistisch geht Lehrergewerkschafter Thomas Krebs von der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ins neue Schuljahr. Denn 31 nicht besetzte Stellen klinge positiver als es tatsächlich sei. Umgelegt auf die Schülerzahl bedeute dies nämlich, dass mehr als 700 Kinder keine pädagogische Betreuung haben. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass sehr viele Kolleginnen und Kollegen Überstunden machen müssten, sagte Krebs im „Wien heute“-Gespräch.

Er begrüße jede Initiative, um Menschen für den Beruf des Lehrers zu begeistern. Man müsse den Beruf so attraktiv wie möglich machen und gezielt dafür in der Oberstufe unter den Schülern werben. Tatsache sei, der Bund müsse die Voraussetzungen geben, dass die Länder im Pflichtschulbereich gut arbeiten, und die Länder müssen für ihre Landeslehrer etwas tun, etwa beim Beschaffen von Wohnraum.

Finanzielle Entlastung für Familien

Neben dem Lehrermangel nannten Wiederkehr und Himmer eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Entlastung des Personals und der Familien. So wurde etwa zur administrativen Entlastung gemeinsam mit Schulleitungen ein Jahresplan erstellt, der die Verwaltung vereinfachen soll. Zum selben Zweck liegt ein neues Nachschlagewerk für Schulleitungen mit dem Titel „100 Fragen – 100 Antworten“ auf. Das Nachschlagewerk soll Antworten und Kontakte für viele schulische Fragen liefern.

Ab dem neuen Schuljahr sollen rund 23.500 Kinder und deren Familien von der nachhaltigen Entlastung profitieren, da ihnen für das Mittagessen in ihrer ganztägig geführten offenen Pflichtschule nichts mehr verrechnet wird. Mit der zusätzlichen Einführung der gratis Ganztagsschule im Herbst 2020 kommt die Entlastung laut Stadt Wien nun rund 50.000 Kindern und Jugendlichen in Wien zu Gute.

Familien mit zwei Kindern, die fünf Tage pro Woche in einer offenen Volksschule in Wien betreut werden, können sich demnach einen Beitrag von mehr als 2.000 Euro pro Jahr sparen. Die Stadt investiert 2023 rund 38 Mio. Euro für kostenfreies Mittagessen in ganztägig geführten Pflichtschulen, im Folgejahr sind Investitionen von knapp über 44 Mio. Euro vorgesehen. Eltern mit niedrigen Einkommen könnten zudem auch mit einer deutlichen Entlastung in Horten und Kindergärten rechnen.

Mehr Förderung für Schulveranstaltungen

Die Stadt kündigte weiters an, mehrtägige Schulveranstaltungen wie Winter- oder Sommersportwochen stärker zu fördern. Der Anspruch auf eine Unterstützung ist demnach schon ab einer dreitägigen Schulveranstaltung (statt bisher fünftägig) möglich. Außerdem wird die Gruppe von Förderberechtigten vergrößert. So kommen etwa Kinder aus Einrichtungen der MA 11 oder von Alleinerziehenden mit einem Nettoeinkommen von monatlich rund 1.870 Euro.

In der Praxis bedeutet dies, dass eine fünftägige Wintersportwoche mit 110 Euro, und eine fünftägige Projektwoche mit 85 Euro unterstützt wird. Insgesamt entspricht das einer jährlichen Investition von etwa 400.000 Euro. Es werden also sowohl der Kreis der Bezugsberechtigten als auch die Unterstützungsbeträge aufgestockt.

4,2 Mio. für Unterrichtsmaterial

Die Stadt unterstützt mit 4,2 Millionen Euro den Ankauf von Unterrichtsmaterial. Schulen können damit unter anderem Hefte, Bleistifte und Zeichenpapier gratis zur Verfügung stellen. Die Schulen erhalten den Zuschuss zu einem Teil in Naturalien und den Rest als Gesamtbetrag. Die Schulleitung entscheidet über die Verwendung und Aufteilung des Geldes im Rahmen der geltenden Richtlinien.

Grüne sehen „inakzeptable“ Situation

Die Wiener Grünen orteten in einer Mitteilung eine „inakzeptable“ Situation zum Schulstart in Wien. Sie verwiesen dabei auf das Vorjahr. Aus einer Anfrage an Wiederkehr wisse man, dass mehr als 200 Schulen in Wien damals erst verspätet ihre dringend notwendigen Lehrerinnen und Lehrer bekommen hätten. Bei rund 250 Pädagogen sei die Neuanstellung erst nach dem 5. September 2022 erfolgt, obwohl die Bewerbung rechtzeitig davor eingelangt sei.

Ein Rundruf der Grünen habe nun ergeben, dass auch heuer viele Schulen wieder vor der gleichen inakzeptablen Situation stünden, hieß es. Zahlreiche Verträge wurden fehlen. Es sei zu befürchten, dass sich das „Chaos“ wiederhole, denn es sei nicht klar, ob alle Lehrer tatsächlich am Montag arbeiten dürften. „Es ist haarsträubend, dass nach den letztjährigen Problemen zum Schulstart nun wieder die gleichen Zustände an Wiens Schulen drohen“, ärgerte sich Parteichefin Judith Pühringer.