Mehrere Mausohren
Stadt Wien – Umweltschutz
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Tiere

Fledermäuse quartierten sich in Kloster ein

Das Kloster der Dominikanerinnen in Hietzing hat seit einiger Zeit ganz besondere Gäste: Im Glockenturm des Gebäudes richteten die seltenen Mausohrfledermäuse ihre Wochenstube ein und bekamen dort auch Nachwuchs. Es ist das erste bekannte Quartier in Wien.

In der Schwesterngemeinschaft der Dominikanerinnen in Hietzing leben mehrere Generationen miteinander – und seit Neuestem auch tierische. Denn in dem Glockenturm haben Mausohrfledermäuse ihre Wochenstube bezogen, also jenes Quartier, in dem sich die trächtigen Weibchen der Fledermäuse zusammenfinden und ihre Jungtiere zur Welt bringen.

Der Glockenturm
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Die Fledermäuse bezogen ihre Wochenstube im Glockenturm

Erstes bekanntes Fortpflanzungsquartier

Es ist ein außergewöhnlicher Fund in den Klostermauern. „Das ist eine Fledermausart, die in Wien relativ selten ist. Wir kannten bisher gar keine Fortpflanzungsquartiere – das ist das erste. Wir haben es per Telemetrie gefunden. Sprich, wir haben weibliche Tiere besendert und sind diesen Tieren dann gefolgt“, so Ferdinand Schmeller von der MA 22, der im Bereich Naturschutz und Geoinformationstechnik tätig ist, gegenüber „Wien heute“.

Anders ist das kaum möglich – außer ein menschlicher Bewohner entdeckt die Fledermäuse zufällig auf seinem Dachboden und meldet sie der Umweltschutzabteilung der Stadt.

Untersuchung des Glockenturms
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Die Tiere wurden im Glockenturm entdeckt

Derzeit nur Hinterlassenschaften zu sehen

Mit freiem Auge ist der Rückzugsort inzwischen kaum mehr als solcher zu erkennen. Denn die Fortpflanzung fand vor rund einem Jahr statt – im vergangenen Mai und Juni kamen die Jungtiere dann hier zur Welt und lebten sich über Monate ein, bis der Mausohrnachwuchs groß genug für die Selbständigkeit war. Jetzt erinnern nur noch Hinterlassenschaften auf dem Boden an die Wochenstube.

Fledermauskot
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Derzeit erinnern nur Hinterlassenschaften an die Tiere

Mittlerweile geht es schon wieder in Richtung Herbst und Fortpflanzungszeit: „Wenn es am Abend schön warm ist und man auf der Terrasse sitzt, kann man ihnen zuschauen, wie sie ausfliegen. Ich fürchte mich jedenfalls nicht vor ihnen – es gibt keinen Grund“, sagt Schwester Franziska J. Madl, Priorin des Konvents der Dominikanerinnen. Die Fledermäuse werden wohl auch wiederkommen, solange der Platz im Turm so unberührt wie jetzt bleibt. Denn die Mausohren sind ortstreu – wenn der Mensch ihnen ihren Rückzugsort überlässt.