Technisches Gerät, Rohre und Kessel in der Power-to-Heat-Anlage in der MV Spittelau
Robert Harson
Robert Harson
Wirtschaft

WIFO: E-Control soll Fernwärmepreise prüfen

Der Gaspreis ist zwar deutlich gesunken, die Preise für Fernwärme aber nicht im selben Ausmaß. Das Institut für Wirtschaftsforschung Wien (WIFO) wünscht sich eine effektive Kontrolle etwa durch die E-Control und mehr Transparenz in der Preisgestaltung.

Wer zuhause Energie aus Fernwärme bezieht, musste zuletzt tief in die Tasche greifen. Ein Grund ist der hohe Erdgasanteil in der Fernwärme. Erdgas war lange sehr teuer, doch seit einiger Zeit gibt es eine Entspannung am Weltmarkt, die aber noch nicht gänzlich bei den Kundinnen und Kunden angekommen worden ist.

Wien Energie: „Generell zeitverzögert“

Gas werde langfristig besorgt und noch werden teurere Preise aus dem Vorjahr weitergegeben, heißt es dazu am Dienstag auf „Wien heute“-Anfrage: „Hier sieht man, dass Preissteigungen und -senkungen nicht so stark und langsamer als am Spotmarkt (jenem Markt, an dem zu tagesaktuellen Preisen eingekauft wird, Anm.) durchschlagen und damit generell zeitverzögert bei Endkund*innen ankommen.“

Und weiter: „Für Fernwärme-Kund*innen gibt es rückwirkend für 2022/23 20 Prozent Reduktion auf den Grundpreis im Zuge der kommenden Jahresabrechnung und für 2023/24 beim Preisbescheid 20 Prozent auf Grundpreis und 20 Prozent auf den Verbrauchspreis. (…) Eine weitere Senkung ist derzeit leider nicht möglich.“

WIFO kritisiert Fernwärme-Preisgestaltung

Die Teuerung ist für viele weiterhin belastendes Thema. Der Gaspreis ist mittlerweile deutlich gesunken, aber die Preise für Fernwärme nicht im selben Ausmaß.

Anbieterwechsel nicht möglich

Einen kleinen Preisnachlass gebe es zwar, aber „eben nicht im gleichen Ausmaß wie wir jetzt sehen, wie die Spotpreise zurückgegangen sind, weil die Stadt Wien ja nur einen sehr kleinen Teil am Spotmarkt einkauft“, sagt Josef Baumgartner, Inflationsanalytiker am WIFO am Dienstag gegenüber „Wien heute“.

Der Knackpunkt: Wien Energie ist bei der Fernwärme in der Stadt Monopolist. Anders als beim Gas ist der Anbieterwechsel bei Fernwärme daher für Kundinnen und Kunden nicht möglich. Der WIFO-Experte wünscht sich eine effektive Kontrolle und mehr Transparenz in der Preisgestaltung. In Wien und auch in anderen Landeshauptstädten sei es so reguliert, dass die Gemeinde überprüfe.

„Gemeinde Eigentümer und Kontrolleur zugleich“

„Aber die Gemeinde ist Eigentümer von Wien Energie und der Fernwärme und ist gleichzeitig Kontrolleur. Das ist im Prinzip keine effiziente und effektive Regulierung und Kontrolle. Hier wäre eine Diskussion sinnvoll“, so Baumgartner. Mit dem Ziel, dass eine übergeordnete Aufsichtsbehörde – etwa die E-Control – überprüfe, ob die Fernwärmepreise für Kundinnen und Kunden in der der Höhe auch zulässig sind.

Anbieter: „Geben Kosten weiter“

Laut Angaben des Wirtschaftsministeriums gegenüber der APA sieht man bei der Fernwärme noch immer starke Preissteigerungen. Ende Juli 2023 lagen die Preise demnach um 60 Prozent über jenen des Vorjahres. Die Fernwärmeanbieter versprachen in Reaktion auf die Kritik, Preisentwicklungen an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben, „aber je nach Zusammensetzung der Wärmequellen sind unterschiedliche Auswirkungen auf die Preise zu erwarten“, wie es vom Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen hieß.

Auch Kocher sieht „E-Control am Zug“

Gerade die langfristige Beschaffung führe dazu, dass sich die Kosten langsamer verändern. Die Preise würden sich aber an den Gestehungskosten orientieren. Wirtschaftsminister Martin Kocher sieht die E-Control am Zug, um für mehr Transparenz zu sorgen. „Dort wo es regulierte Preise bei der Fernwärme gibt, entscheiden derzeit die Länder über die Preissetzung und kontrollieren diese Preissetzung selbst. Daher kommt es zu unterschiedlichen Preisen in den Bundesländern und die Preissetzung ist aktuell teilweise wenig transparent“, so Kocher am Mittwoch.

Sein Ministerium habe sich in Verhandlungen zu entsprechenden Novellen der Energiegesetze dafür eingesetzt, die Länder hier zu entlasten und Kompetenzen für die Preisbildung und -kontrolle an die E-Control zu übertragen. „Denn als unabhängig agierende Regulierungsbehörde könnte sie bei der Preissetzung für Fernwärme österreichweit für mehr Transparenz sorgen“, so der Politiker.

Fernwärme sei oftmals auch ein Substitut für andere Energievarianten wie Strom und Gas, so Kocher. „Die E-Control hätte dann einen Gesamtüberblick über die Preise und Energieströme in ganz Österreich und wäre am besten in der Lage Preisvergleiche anzustellen.“ Preissenkungen würden so noch schneller an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden.