Im letzten halben Jahr meldeten sich pro Monat durchschnittlich 641 Personen erstmalig bei der Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien (FSW). Das sind um 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein großer Teil der Beratungen drehe sich um Kredite für Konsumgüter wie etwa Elektrogeräte, Einrichtungsgegenstände und auch Kleidung und Beauty-Produkte.
„Was wir in der Schuldenberatung sehen, ist, dass immer mehr junge Menschen auf Konsum kaufen und vor allem auch kleine Beträge mit Konsumkrediten abschließen“, so Gudrun Steinmann, Leiterin der Finanzbildung bei der FSW Schuldenberatung, gegenüber Radio Wien.
Auch Influencer spielen eine Rolle
Die Gründe für die erhöhte Zahl an Erstkontakten sieht Steinmann in der Inflation und Teuerung, wodurch die variablen Zinssätze nicht mehr wie gewohnt bedient werden können. Zudem hätten die Menschen oft finanziell den Überblick verloren.
Gerade bei jungen Leuten spielten aber auch die neuen Medien und Influencer eine Rolle. Es müsse alles sofort gekauft werden, sagt Steinmann: „Es kann nicht bis zum nächsten Geburtstag oder bis Weihnachten gewartet werden, dass das Konsumgut angeschafft wird, sondern die Leute möchten es sofort und können oder wollen nicht mehr warten.“
Hohe Zinsen und teure Mahnungen
Die Kosten verstecken sich oft im Kleingedruckten. Konsumkredite sind laut Steinmann im Durchschnitt mit neun bis zehn Prozent verzinst. Wer nicht pünktlich zahlt, für den kann es schnell noch teurer werden: „Jeder Brief, jedes Schreiben kostet Spesen, die ich bezahlen muss, und im schlimmsten Fall kann der Gerichtsvollzieher vor der Türe stehen und in der Wohnung Gegenstände verwerten, wenn ich die Rechnung nicht pünktlich gezahlt habe“, sagt Steinmann.
Betroffene können sich kostenlos und vertraulich an die FSW Schuldenberatung wenden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, werden auch Workshops zur Finanzbildung angeboten.