Politik

„Spiegelgrund“-Autorin Waltraud Häupl tot

„Spiegelgrund“-Autorin Waltraud Häupl, die sich intensiv mit der NS-Kindereuthanasie beschäftigt hat, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das teilte ihr Verlag Vandenhoeck & Ruprecht heute mit.

Häupl dokumentierte die Schicksale der Am Spiegelgrund in Wien ermordeten Kinder in mehreren Büchern und trug damit maßgeblich zur Aufklärung der dort geschehenen Verbrechen bei. Häupl hatte 1997 erfahren, dass ihre kleine Schwester Annemarie keines natürlichen Todes am Spiegelgrund – wo sich heute das Otto-Wagner-Spital befindet – gestorben ist.

Die Aufklärung dieser Verbrechen machte sie sich fortan zur Lebensaufgabe. Nicht zuletzt Häupls unermüdlichem Einsatz ist es zu verdanken, dass der berüchtigte NS-Arzt Heinrich Gross überhaupt noch vor Gericht gestellt wurde.

„Gequälten Kindern einen Namen gegeben“

Häupl wurde 1935 in Wien geboren und studierte dort Malerei, Grafik, Kunstgeschichte und Geschichte. Bis zur Pensionierung unterrichtete sie an Allgemeinbildenden Höheren Schulen und in der Erwachsenenbildung. 1999 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien für jahrelanges kulturelles und soziales Engagement zwischen Österreich und den ehemaligen Ostblockländern.

"Wie eng die Arbeit am kollektiven Gedächtnis sich mit dem Schicksal und persönlichen Engagement Einzelner verknüpft, dafür war Waltraud Häupl ein Beweis“, schreibt Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). „Mit ihrer Recherche war die ehemalige Pädagogin maßgeblich daran beteiligt, die Verbrechen des Nazi-Regimes am Wiener Spiegelgrund auf der Baumgartner Höhe, der auch ihre Schwester zum Opfer fiel, aufzuklären und Täter wie Heinrich Gross überhaupt erst vor Gericht zu bringen. Waltraud Häupl hat den ermordeten und gequälten Kindern einen Namen gegeben und entscheidend dazu beigetragen, die Erinnerung an sie für die Nachwelt zu dokumentieren. Als diese unermüdliche Mahnerin im Dienste der Gesellschaft, wird sie in Österreich künftig fehlen.“