„Period Shame“ Ausstellung
Ibrahim Dirani
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Kultur

Blick aufs Blut: Schau über Menstruationstabu

In vielen Filmen fließt Blut. Eine Tatort-Folge, bei der die Regelblutung der Kommissarin gezeigt wurde, sorgte hingegen für Empörung. Die Ausstellung „Period Shame“ beschäftigt sich mit der Menstruation als Tabu.

Zu sehen ist die Ausstellung nur noch bis Samstag im Wiener Lokal Spektakel in Margareten. Kerstin Schinnerl und Lisa Grum stehen hinter dem Projekt, sie sind hauptberuflich keine Künstlerinnen. Schinnerl ist Juristin, Grum ist Coach, aber sie brennen für das Thema: „Wir haben natürlich einen künstlerischen Anspruch in den Fotografien, aber im Kern ist es eine aktivistisch feministische Ausstellung,“ so Schinnerl im Interview mit Radio Wien.

„Mit Mitte 30 hat es uns fasziniert, wie unser Blut eigentlich ausschaut, weil wir erst spät angefangen haben, keine Tampons mehr zu verwenden, sondern andere Produkte wie Menstruationsunterhosen, die man auswaschen kann. Vieles, das im Alltag unsichtbar ist, zeigen wir in unserer Ausstellung. Und zwar sehr direkt“, so Grum.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Macherinnen der „Period Shame“ Ausstellung
Ibrahim Dirani
Die Ausstellungsmacherinnen Lisa Grum Kerstin Schinnerl (v.l.n.r.)
„Period Shame“ Ausstellung
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„Period Shame“ Ausstellung
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„Period Shame“ Ausstellung
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„Period Shame“ Ausstellung
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„Period Shame“ Ausstellung
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„Period Shame“ Ausstellung
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Schmerz erleben: Der Menstruationssimulator

Im Ausstellungsraum im Wiener Lokal Spektakel gibt es Infotafeln, Videos und auch große blutrote Fotografien. Was es auch gibt, ist ein Menstruationssimulator. Das Gerät ist eigentlich ein Muskeltrainingsgerät. Die Schmerzen, die das Gerät am und im Bauch verursacht sind nicht ident mit Regelschmerzen, aber sie seien vergleichbar. Besucherinnen und Besucher werden dazu am Bauch verkabelt und können das Schmerzlevel individuell einstellen.

„Wir stellen dazu gern die Frage, ob sich Männer vorstellen könnten, mit diesen Schmerzen arbeiten zu gehen, ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen, eine wichtige Prüfung zu schreiben oder ihre beste Leistung beim Sport zu erbringen“, erläutert Schinnerl.

Menstruationsartikel im Wert eines Autos

Es geht den beiden Frauen ums Bewusstsein schaffen und um Akzeptanz. Sie wollen, dass Frauen ihre Menstruationsprodukte nicht verstecken müssen, wenn sie in einem Restaurant am Weg zur Toilette sind. Auch um die Kosten der Periode geht es in der Ausstellung. Es ist etwa von einer Studie aus Großbritannien von 2015 die Rede. Diese bemisst die Kosten der Periode auf über 21.000 Euro (etwa 48 Euro pro Monat bei etwa 450 Perioden in einem Leben).

„Da sind Menstruationsartikel eingerechnet, aber auch Dinge wie Tees und Badezusätze, um Krämpfe zu lösen; auch Schmerzmittel natürlich. Jedenfalls könnte man sich um diesen Preis einen kleinen Neuwagen kaufen und das wäre den meisten Frauen vermutlich lieber, als das Geld in Periodenartikel zu stecken,“ so Schinnerl.

Ausstellung „Period Shame“

Eine aktuelle Ausstellung will das Thema Menstruation enttabuisieren und widmet der weiblichen Periode eine Schau im Spektakel in Wien.

„Wennst kein Blut sehen kannst, warum schaust Tatort?“

Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich auch mit einer Folge der TV-Krimi-Reihe „Tatort“ von 2019, in der man am Ende die Regelblutung der Kommissarin sehen konnte. Negative Kommentare in Onlineforen waren die Folge: „Wie tief muss man sinken, um solche Szenen zu zeigen?“ stand da etwa. Ein anderer User postete: „Wennst kein Blut sehen kannst, warum schaust dann Tatort?“

Die Ausstellung

Lisa Grum, Kerstin Schinnerl: „Period Shame – Menstruation als Tabu(bruch)“, Ausstellung im Spektakel in der Hamburgerstraße 14 in 1050 Wien, geöffnet bis 9. September 2023, täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr.

Für Grum ist das ein hervorragendes Beispiel dafür, was für ein großes Tabu es ist, die Regelblutung sichtbar zu machen: „Wir glauben, es ist ein Problem für manche, weil die Periode weiblich ist. Die Periode soll sauber sein, sie soll ruhig sein, angepasst sein, sie soll schmerzlos sein, soll auf jeden Fall nicht die Leute vor den Kopf stoßen. Das entspricht aber überhaupt nicht der Realität. Stell dir vor, jemand würde dich beschämen, weil du atmest oder weil du weinst. Oder einfach nur für irgendeinen Körperteil oder ein Organ, das du hast.“

Gegen „gesellschaftlichen Auftrag, still zu sein“

Was wollen die beiden Wienerinnen, die in der Steiermark aufgewachsen sind, mit der Ausstellung bei den Besucherinnen und Besuchern bewirken? „Dass sie rausgehen mit einem neuen Verständnis dafür, wie belastend die Periode ist für Frauen,“ sagt Schinnerl: „Nicht nur, weil es lästig und kostspielig ist und im schlimmsten Fall sehr schmerzhaft, sondern eben auch, weil es diesen gesellschaftlichen Auftrag gibt, still zu sein darüber. Und ich möchte, dass sich das ändert.“