Chronik

Wien bleibt auf roter UNESCO-Liste

Das historische Zentrum Wiens bleibt auf der roten Liste der gefährdeten Welterbestätten. Das hat die UNESCO entschieden. Sie lobte aber jüngst präsentierte Änderungen des Heumarkt-Projektes. Jetzt wird geprüft, ob das Projekt so mit dem Welterbe vereinbar ist.

Dass die UNESCO das historische Zentrum Wiens bei ihrer 45. Sitzung des Komitees in Riad derzeit weiter als gefährdetes Welterbe ansieht, kommt nicht überraschend. Grund für den Status ist das geplante Bauprojekt auf dem Heumarkt der Firma Wertinvest. Hier gibt es seit Jahren Diskussionen und immer wieder abgeänderte Pläne. Zuletzt wurden Ende Juni adaptierte Pläne für das Projekt präsentiert. Diese jüngsten Änderungen dürften nun Bewegung in die Sache gebracht haben.

Wien bleibt auf roter UNESCO-Liste

Das historische Zentrum Wiens bleibt auf der roten Liste der gefährdeten Welterbestätten. Das hat die UNESCO entschieden. Sie lobte aber jüngst präsentierte Änderungen des Heumarkt-Projektes. Nun wird geprüft, ob das Projekt so mit dem Welterbe vereinbar ist.

Die UNESCO äußerte sich nämlich positiv. Laut Aussendung wurde auf Initiative des Komiteemitglieds Saudi-Arabien ein Abänderungsantrag des ursprünglichen Entscheidungsentwurfes („Draft Decision“) eingebracht und auch angenommen. Darin nehme das Komitee positiv zur Kenntnis, dass im Vorfeld der Sitzung seitens des Investors ein gegenüber den zuletzt veröffentlichten Entwürfen reduziertes Projekt präsentiert wurde. Es sieht eine „Wohnscheibe“ mit knapp unter 50 Metern Höhe vor, der Neubau des Hotel Intercontinental hat an die 48. Dieser neue Entwurf werde jetzt einer technischen und wissenschaftlichen Beurteilung unterzogen.

Hochhausprojekt immer wieder geändert

Dass die City seit 2017 auf der „Liste des gefährdeten Welterbes“ steht, hat mit dem geplanten Hochhausbau zu tun. Seither wurde das Projekt immer wieder abgeändert. Erst Ende Juni waren Pläne veröffentlicht worden, die eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“, einen Neubau des Hotels Intercontinental mit 47,85 Meter Höhe sowie eine frei zugängliche Stadtterrasse, ein Konferenzzentrum und eine zentrale Freifläche vorsahen.

Reaktionen betonten positive Bewertung

„Wie zu erwarten hat das Welterbekomitee beschlossen, den Status quo vorerst unverändert zu belassen. Das ‚Historische Zentrum von Wien‘ verbleibt daher aktuell noch auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Dabei ist zu betonen, dass das Komitee die Fortschritte in der Bewahrung des außergewöhnlichen universellen Wertes der Welterbestätte wahrnimmt und positiv hervorhebt“, betonte Sabine Haag, die Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission.

Auch Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zeigte sich zufrieden, dass das Welterbekomitee bestätigt habe, dass sich die Welterbestätte auf einem guten Weg befinde: „Diese erfreuliche Entwicklung ist das Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Bemühungen aller in Österreich mit dem Thema befassten Stellen (…).“

Reduktion von Höhe und Volumen

Im Detail hieß es dazu, dass in der vom Welterbekomitee beschlossenen Entscheidung 45 COM 7A.55 festgestellt worden sei, dass diese weitere Projektreduzierung hinsichtlich Höhe und Volumen als positive Entwicklung in Richtung der Vereinbarkeit mit dem Welterbe gesehen werde, berichtete Ernst Woller, Erster Präsident des Wiener Landtages und UNESCO-Beauftragter, aus Riad.

Freilich muss nun auf das Ergebnis der Überprüfung gewartet werden, das dann dem Welterbezentrum, ICOMOS und ICCROM, vorgelegt und von diesem dann noch beurteilt werden muss. Vorausgesetzt, dass diese neuerliche Projektreduzierung als welterbeverträglich angesehen wird, könnte mit einer Streichung von der Liste der gefährdeten Welterbestätten in der 46. Sitzung des Welterbekomitees im Sommer 2024 gerechnet werden, stellte Woller fest.

„Einlenken nach Widerstand“, „letzte Chance“

NEOS Wien sieht mit der Entscheidung seine Position bestätigt. „Es war gut und richtig, dass wir dem Bauprojekt bisher noch kein grünes Licht gegeben haben. Offenbar hat unser Widerstand ein Einlenken des Investors bewirkt", so Stadtentwicklungssprecherin Selma Arapovic. Man habe „politisch sehr viel unternommen, um das Weltkulturerbe zu schützen – etwa mit dem Managementplan oder der neuen Bauordnung. Das wurde positiv aufgenommen.“

Von einer „letzten Chance für Wien“ spricht die ÖVP. Die Stadtregierung müsse alles daransetzen, „dass das Weltkulturerbe letztendlich auch erhalten bleibt", so Planungssprecherin Elisabeth Olischa. Die UNESCO gebe Wien bis 1. Februar 2024 Zeit, weitere Argumente für den Erhalt des Prädikats Weltkulturerbe zu liefern. Ich fordere die Stadt auf, diese Chance zu nutzen“, sagte Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt. Die ÖVP fordere volle Transparenz über die nächsten Schritte.

Die FPÖ beharrt auf ihrer Linie, dass das UNESCO-Welterbe „auch nicht ein bisserl beeinträchtigt“ werden darf. Der Verbleib auf der roten Liste mache eine weitere Redimensionierung unabdingbar, so Planungssprecher Toni Mahdalik. Die SPÖ habe in den letzten Monaten die Opposition über die Medien über die Pläne informiert, statt die Unversehrtheit des historischen Zentrums für nachfolgende Generationen sicherzustellen. Der UNESCO-Welterbestatus sei ohne Wenn und Aber zu erhalten.