Award Langzeitprojekte: Bevor sie verschwinden
M’hammed Kilito, VII Mentor Program / Visura
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Kultur

WestLicht präsentiert „World Press Photo“

Die rund 120 prämierten Bilder der „World Press Photo“, die das vergangene Jahr reflektieren, sind seit Donnerstag in der Galerie WestLicht zu betrachten. Thematisch reichen die Fotografien vom Ukraine-Krieg über das Taliban-Regime bis hin zur Hip-Hop-Szene in New York.

Mit der „World Press Photo“ bringt die Galerie WestLicht im 7. Bezirk von 14. September bis 12. November nun schon zum 22. Mal die wichtigste Leistungsschau der internationalen Pressefotografie nach Wien.

Die rund 120 prämierten Bilder – ausgewählt aus mehr als 60.000 Beiträgen von 3.752 Fotografinnen und Fotografen aus 127 Ländern – reflektieren nicht nur die dominierenden Nachrichtenthemen des vergangenen Jahres, sondern erzählen auch zahlreiche Geschichten, über die kaum berichtet wurde: vom Krieg in der Ukraine über die Folgen des Klimawandels, den Widerstand der Frauen gegen das iranische Regime, die Situation der LGBTQI+-Community auf den Philippinen bis hin zu den schillernden Protagonistinnen und Protagonisten der aktuellen Hip-Hop-Szene in New York.

Hochschwangere als Symbolbild für Ukraine-Krieg

Der Gesamtsieger in der Kategorie Einzelbild stammt dabei aus dem Dunstkreis der russischen Invasion in der Ukraine. Die Bergung einer hochschwangeren Frau im zerstörten ukrainischen Mariupol, dokumentiert von Evgeniy Maloletka, avancierte zum Symbolbild für den Ukraine-Krieg schlechthin. Die Fotografie vom 9. März 2022 für die Nachrichtenagentur AP hatte weltweit Menschen erschüttert. „Dieses Bild ist eines, das ich am liebsten vergessen würde – aber ich kann es nicht“, betont der 36-jährige Fotograf.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Photo des Jahres: Luftangriff auf das Entbindungskrankenhaus von Mariupo
Evgeniy Maloletka, Associated Press
Photo des Jahres: Luftangriff auf das Entbindungskrankenhaus von Mariupol
Story des Jahres: Der Preis des Friedens in Afghanistan
Mads Nissen, Politiken/Panos Pictures
Story des Jahres: Der Preis des Friedens in Afghanistan
1. Preis offenes Format, Südasien und Ozeanien: Australische Hochwasser in Infrarot
Chad Ajamian
Australische Hochwasser in Infrarot
1. Preis Einzelbilder, Nord- und Zentralamerika: Der sterbende Fluss
Jonas Kakó, Panos Pictures
„Der sterbende Fluss“
1. Preis offenes Format, Nord- und Zentralamerika: Die Stimme New Yorks ist Drill
Ashley Peña, for New York Magazine
„Die Stimme New Yorks ist Drill“
Lobende Erwähung, Asien: Ohne Titel
Ahmad Halabisaz
Iranische Frau widersetzt sich dem Gesetz zum Tragen des Hidschab
1. Preis Stories, Südamerika: Alpaqueros
Alessandro Cinque, Pulitzer Center/National Geographic
„Alpaqueros“
Ranggeln: Liam und Johann, 2021
Anna Aicher
Liam und Johann

Den Preis für die beste Fotostory erhielt indes der Däne Mads Nissen, der die Lebenssituation der Afghaninnen und Afghanen unter dem Taliban-Regime zeigt. Der Blick eines Buben mit Operationsnarbe, nachdem die Eltern seine Niere verkaufen mussten, brennt sich ein.

Dokumentation steht vor Ästhetik

Letztlich ist „World Press Photo“ eine Zusammenschau der Brennpunkte des Nachrichtenjahres, verdichtet die Ereignisse, bietet aber auch längeren Fotostorys Raum, die im schnellen News-Geschehen wenig Raum finden. Der dokumentarische Charakter der Bilder steht dabei meist im Zentrum, weniger die ästhetische Gestaltung der Aufnahmen.

Chad Ajamian, der abstrakte Farbräusche im harten Kontrast zeigt, stellt da eine der wenigen Ausnahmen dar – vermeintlich. Denn letztlich handelt es sich dabei um Infrarotaufnahmen von Überschwemmungen in Australien.

Fotograf Cesar Dezfuli zu Gast

Zur Eröffnung am 14. September wird Cesar Dezfuli im WestLicht zu Gast sein, der mit seinem berührenden Langzeitprojekt mit dem ersten Preis in der Kategorie „Open Format Europa“ ausgezeichnet wurde. Der 32-jährige Journalist und Dokumentarfotograf aus Spanien hat mehrere Insassen eines im August 2016 vor der libyschen Küste treibenden Flüchtlingsbootes über mehrere Monate begleitet und deren in der täglichen Berichterstattung sonst anonym bleibenden Schicksale in persönliche Biografien verwandelt.

Die „World Press Photo“-Ausstellung im WestLicht wird heuer vom Langzeitprojekt „Like Father, like Son“ begleitet. Dabei nimmt die Fotografin Anna Aicher ländliche Riten und Bräuche in den Fokus.