Plakat mit mit Bild von Mahsa Amini bei Kundgebung
APA/dpa/Boris Roessler
APA/dpa/Boris Roessler
CHRONIK

Allee in der Seestadt soll an Amini erinnern

Am 16. September 2022 ist die Kurdin Jina Mahsa Amini im Iran gestorben, ihr Tod hat eine Protestwelle ausgelöst. In der Seestadt Aspern soll eine Allee zum Gedenken an Amini benannt werden.

Die „Jina Mahsa Amini Allee“ soll die Verlängerung der Barbara-Prammer-Allee im nördlichen Teil der Seestadt Aspern in der Donaustadt werden. Laut einer Aussendung der SPÖ Wien ist der Beschluss in dieser Woche im Wiener Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennung gefasst worden. Im nächsten Kulturausschuss im Oktober soll es zur Abstimmung kommen.

„Indem wir eine Allee nach Jina Mahsa Amini benennen, schaffen wir nicht nur ein Denkmal für ihr Leben, sondern setzen auch ein Zeichen der Solidarität mit den Protestierenden“, hieß es von Gemeinderätin Marina Hanke (SPÖ). Ein „bedeutendes Zeichen der Solidarität und des Respekts gegenüber den Opfern von Gewalt und für die Revolution im Iran im Sinne der Menschenrechte“, sah Gemeinderätin Pia Maria Wieninger (SPÖ).

Menschenrechtsaktivistin zu Protesten im Iran

Menschenrechtsaktivistin Medina Abazi vom Verein ISDO (International Säkulare Demokratische Organisation) spricht aus Anlass des ersten Todestages von Mahsa Jina Amini zu den Protesten im Iran.

Proteste nach Tod von Jina Mahsa Amini

Die iranische Religionspolizei hatte die 22-jährige Amini am 13. September 2022 wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Kurze Zeit später starb sie, die Polizei wies jegliche Verantwortung von sich. In der Bevölkerung des mehrheitlich schiitischen Landes mündete Entsetzen und Trauer in großflächige Proteste unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“.

Sie richteten sich zunächst gegen den Kopftuchzwang, dann gegen das gesamte islamische System. Frauen und Männer unterschiedlicher Volksgruppen und Konfessionen standen plötzlich Seite an Seite. In den von Diskriminierung betroffenen Provinzen Kurdistan sowie dem mehrheitlich sunnitischen Sistan und Belutschistan war die Solidarität besonders groß.

Regime will Gedenken an Amini verhindern

Am Samstag jährt sich der Tod der 22-jährigen Mahsa Jina Amini zum ersten Mal. Ihr Tod hat Monatelange Regimekritische Proteste im Land ausgelöst. Die Proteste haben sich beruhigt, die Lage im Land ist jedoch weiterhin angespannt.

Heimatort von Amini abgeriegelt

Die Proteste sind zwar abgeflaut, das „große Vergessen“ sei Fachleuten zufolge aber nicht eingetreten. Der Protest gehe in „einer anderen Form weiter“, analysiert der Politologe Hessam Habibi gegenüber ORF.at. Dass es an Aminis Todestag am Samstag – der auch ein religiöser Feiertag ist – im Iran zu Gedenkveranstaltungen kommt, ist trotz der Drohungen durch Präsident Ebrahim Raisi nicht auszuschließen.

Aminis Heimatort Saghes wurde vor ihrem Todestag abgeriegelt, wie Bewohner der Region berichteten. Aus Sorge vor einem erneut gewaltsamen Vorgehen der Einsatzkräfte gab es zunächst keine Protestaufrufe. Den Todestag wollten Menschen in den Kurdengebieten dennoch würdigen, etwa durch Ladenschließungen. Auch in anderen Städten traf der Machtapparat Vorkehrungen gegen mögliche neue Proteste.