Hauptbahnhof
ÖBB/Wexplore
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CHRONIK

Terrorverdächtiger wollte erschossen werden

Immer mehr Einzelheiten werden zu dem am Dienstag vergangener Woche festgenommenen 16-jährigen Terrorverdächtigen bekannt. Der Bursche dürfte demnach einen Selbstmordanschlag geplant haben. Im letzten Moment setzte er aber seine Pläne am Hauptbahnhof nicht um.

Der Bursche hatte nach jüngsten Informationen der APA vor, am Montag vergangener Woche am Hauptbahnhof zunächst einen Feuerwerkskörper zu zünden und dann mit einem Kampfmesser so lange auf Passantinnen und Passanten einzustechen, bis er von der Polizei erschossen wird.

Der 16-Jährige soll sich dahingehend in einer Telegram-Gruppe, der er seit wenigen Monaten angehörte und in der er sich in kürzester Zeit weiter radikalisiert hatte, geäußert und Bestärkung gesucht haben. Er versprach sich davon eigenen Angaben zufolge „das Paradies“, wobei er sich explizit auf den Attentäter von Wien bezog, der am 2. November 2020 in der Innenstadt vier Menschen getötet hatte, ehe er von der Polizei erschossen wurde.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Keine konkreten Ziele

Der 16-Jährige hätte in Umsetzung seiner mörderischen Absichten „wohl seinen Tod in Kauf genommen“, meinte dazu Judith Ziska, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Dass der mutmaßliche Islamist hinsichtlich der Auswahl seiner Opfer auch genaue Vorstellungen hatte – entsprechende Hinweise soll es geben –, bestätigte Ziska nicht: „Er ist nicht dort hingefahren, um gezielt gegen Polizisten oder bestimmte Personengruppen vorzugehen. Er ist dort hingefahren, weil dort viele Menschen sind.“

Weshalb der Bursche am Ende von seinen Plänen Abstand nahm, ob ihn etwa der Mut verlassen hatte, sei „Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, sagte Ziska. Nachdem er das Bahnhofsgelände verlassen hatte, suchte der 16-Jährige in weiterer Folge eine Moschee im 21. Bezirk auf, wo er die Nacht verbrachte. Er nahm am nächsten Tag in der Moschee auch noch an Gebetszeiten teil, ehe er festgenommen wurde. Seitdem sitzt der mutmaßliche Islamist wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation in U-Haft.

Terrorverdächtiger bisher unbescholten

Der Terrorverdächtige ist bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Er weist keine Vorstrafen auf und gilt damit als gerichtlich unbescholten, betätigte die Staatsanwaltschaft der APA. Hinweise auf den 16-Jährigen hatte die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) einmal mehr von einem ausländischen Partnerdienst bekommen.